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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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bewohnt haben, zu ihren Ahnen. Sie leben im Schatten monumentaler Taten und sehen sich darum gezwungen, Monumente wie dieses hier…« – er wies mit ausgebreiteten Armen zu den hohen Marmorgewölben – »… zu errichten.«
    Er will die Pracht des feindlichen Palasts relativieren, begriff Kellhus. Denn er fürchtet, sie könnte den Scylvendi einschüchtern.
    Cnaiür verzog das Gesicht und spuckte auf die idyllischen, dennoch aber in dunkle Farben getauchten Mosaike, die unter ihren Füßen wegzogen und Szenen aus dem Hirtenleben zeigten. Der Eunuch funkelte ihn über die fette Schulter hinweg böse an und beschleunigte dann ängstlich seine Schritte.
    Proyas warf dem Scylvendi einen missbilligenden Blick zu, der freilich von seinem Grinsen Lügen gestraft wurde. »Eigentlich würde ich mir nicht erlauben, deine Manieren aufpolieren zu wollen, Cnaiür, aber vielleicht laufen die Dinge für uns besser, wenn du es vermeidest zu spucken.«
    Über diese Bemerkung musste Lord Ingiaban, einer der hartgesotteneren Statthalter, laut lachen. Der Scylvendi straffte seine Miene, sagte aber nichts.
    Eine Woche war vergangen, seit sie sich dem Heiligen Krieg angeschlossen und sich die Gastfreundschaft von Nersei Proyas gesichert hatten. In dieser Zeit hatte Kellhus viele Stunden in Trance verbracht, um die außerordentliche Wendung der Dinge einzuschätzen, aufgrund dieser Einschätzung Entwicklungen zu prognostizieren und diese dann aufs Neue zu bewerten. Doch der Heilige Krieg hatte sich als unberechenbar erwiesen. Nichts, was er bisher erlebt hatte, war mit der schieren Menge veränderlicher Größen zu vergleichen, mit denen er es hier zu tun hatte. Natürlich war die namenlose Masse, die den Großteil des Heers ausmachte, weitgehend unerheblich und zählte nur in der Gesamtsumme, doch die Handvoll Leute, die wichtig waren und das Schicksal des Heiligen Kriegs letztlich bestimmten, waren ihm unerreichbar geblieben.
    Das aber würde sich in wenigen Augenblicken ändern.
    Der große Wettstreit zwischen dem Kaiser und den Hohen Herren hatte sich zugespitzt. Als Proyas an Maithanet geschrieben und ihm Cnaiür als Ersatz für Ikurei Conphas vorgeschlagen hatte, hatte er den Tempelvorsteher zugleich ersucht, den Streit um den vom Kaiser vorgelegten Vertrag beizulegen – um jenen Vertrag also, wonach die Nansur dem Heer der Inrithi nur dann ausreichende Mengen von Lebensmitteln lieferten, wenn der Heilige Krieg sich im Gegenzug verpflichtete, die eroberten Gebiete der Fanim ans Kaiserreich abzutreten. Ikurei Xerius III. hatte folglich alle Hohen Herren eingeladen, ihren Standpunkt darzulegen und das Urteil des Tempelvorstehers entgegenzunehmen. Sie sollten sich im Privatgarten des Kaisers treffen, der abgeschieden irgendwo zwischen den Prachtbauten der Andiamin-Höhen lag.
    So oder so – der Heilige Krieg würde demnächst zur Befreiung des fernen Shimeh aufbrechen.
    Ob der Tempelvorsteher nun für die Hohen Herren Partei ergreifen und dem Kaiser gebieten würde, den Heiligen Krieg in ausreichendem Maße mit Lebensmitteln zu versorgen, oder ob er sich stattdessen auf die Seite der Ikurei-Dynastie stellen und den Hohen Herren befehlen würde, den Vertrag des Kaisers zu unterzeichnen, bedeutete Kellhus wenig. Auf jeden Fall würden die Anführer des Heiligen Kriegs einen kompetenten Berater bekommen. Die überragenden Fähigkeiten von Ikurei Conphas, dem Oberbefehlshaber der Nansur, musste sogar Proyas widerwillig anerkennen. Und die Intelligenz von Cnaiür stand – wie Kellhus aus Erfahrung wusste – außer Frage. Worauf es ankam, war, dass der Heilige Krieg sich endlich gegen die Fanim durchsetzte und ihn nach Shimeh brachte.
    Zu seinem Vater. Seiner Mission.
    Hast du genau das gewollt, Vater? Soll dieser Krieg meine Lektion sein?
    »Ich frage mich«, sagte Xinemus trocken, »was der Kaiser von einem Scylvendi halten wird, der seinen Wein trinkt und seinen Dienern in den Hintern kneift.«
    Der Prinz und seine Statthalter schüttelten sich vor Lachen.
    »Er wird so damit beschäftigt sein, vor Zorn mit den Zähnen zu knirschen, dass er kein Wort rausbringt«, gab Proyas zurück.
    »Ich habe wenig Geduld bei solchen Spielen«, sagte Cnaiür. Auch wenn die anderen darin nur eine seltsame Bemerkung sahen, wusste Kellhus, dass es sich um eine Warnung handelte. Das wird sein Test – er wird mich bestimmt provozieren.
    »Die Spiele«, erwiderte Statthalter Gaidekki, »sind so gut wie vorbei, mein wilder Freund.«
    Wie immer machte

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