Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
vollgestopft von tiefhängenden Wolken, aus denen es goss wie für eine neue Sintflut. Der Wind trieb ganze Heerscharen von abgerissenen Blättern vor sich her, die das Licht der Scheinwerfer beängstigend und unruhig zurückwarfen. Russlandkälte sickerte durch die Lüftungsschächte des VW Golfs und ließ Mickeys Rudelbrüder zittern. Mickey selbst saß am Steuer, verbissen und hochkonzentriert, jederzeit damit rechnend, dass der Regen zu Schneeregen und der Boden zu Eis gefrieren könnte. Armstrong hatte mit ihm diskutiert, hatte verlangt, selbst fahren zu dürfen, doch Mickey hatte abgelehnt. Er hatte in den letzten beiden Tagen langsam wieder Gefühl in seinem lahmen Arm bekommen und fühlte sich einigermaßen kampfbereit.
    Obwohl er mehrere brenzlige Situationen zu meistern hatte, schaffte er es, den Volkswagen auf der Strecke zu halten, zuerst auf der Europastraße E14, der sie von Trondheim aus nach Osten folgten bis hin zur schwedischen Grenze, von dort aus weiter auf verwilderten Seitenstraßen, deren geschotterte Spuren von mit Regenwasser gefüllten Schlaglöchern und durchbrechendem Wurzelwerk nur so strotzten. Bei einem solchen Untergrund standen die Stoßdämpfer des Golfs schon von vornherein auf verlorenem Posten, doch sie strengten sich an und gaben ihr Bestes, während Mickey eine Zigarette nach der anderen rauchte und fieberhaft überlegte, was sie tun konnten, sobald sie Irish erst einmal gefunden hatten.
    Ein weiterer Grund für Mickeys Unruhe war, dass inzwischen schon zwei Tage vergangen waren seit der Vision der Queen. Einen Tag hatte es gedauert, um erst einmal in die richtige Gegend zu gelangen. Einen weiteren waren sie nun bereits auf der Suche nach Irish. Falls die Vision der Queen nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart gezeigt hatte, waren sie längst zu spät.
    Auf der Rückbank des Wagens knisterte das Funkgerät leise vor sich hin, während Armstrong daran schraubte und drehte und mit zunehmender Frustration versuchte, den richtigen Kanal für seine Durchsagen zu finden. »Irish für Mickey«, rief er hinaus in den Äther, immer und immer wieder, doch es antwortete ihm niemand. Das monotone Rauschen wurde nur hin und wieder unterbrochen von Störungen durch das Wetter oder den Wald. Von Irish und seinem Rudel, das derzeitig die Schleuseroperationen unterstützte, schien keine Spur zu sein. Sicher, obwohl die Queen Mickey über ihre empathische Verbindung ein Stück weit dirigieren konnte, blieb immer noch ein riesiges Gebiet, das sie absuchen mussten. Doch nach einem ganzen Tag hilfloser, zielloser Suche über schlechte und immer schlechtere Forstwege hinweg war die Stimmung im Wagen auf einem Tiefpunkt. Niemand wusste, ob Irish noch lebte und mit ihm die junge Queen, die die alte in ihrer Sendung erwähnt hatte. Armstrongs Schimpfen zwischen seinen Funksprüchen wurde immer häufiger, angespornt von Spiders beißendem Sarkasmus, Shaka schwieg, das Weiße in seinen Augen das Einzige, das Mickey von ihm im Rückspiegel sehen konnte. Er hatte ihn nicht mit Colt schicken wollen, der mit dem Verletzten schon genügend Probleme am Hals hatte. Colts Abwesenheit war für das Rudel deutlich spürbar, ein klaffendes Loch in ihrer empathischen Verbindung, selbst wenn Mickey den jungen Rattenmenschen noch immer kaum leiden mochte.
    »Irish für Mickey«, grummelte Armstrong wieder in das Funkgerät. Der Spruch war für das Rudel längst zu einem Mantra geworden, das wahrscheinlich selbst dann noch in ihren Köpfen herumspuken würde, wenn diese Nacht schon längst vorüber wäre.
    #»Irish hört«#, meldete sich knacksend das Funkgerät.
    Für einen Moment herrschte in dem VW Totenstille. Dann begannen Armstrong und Shaka wie wild durcheinanderzureden, während Mickey mit hektischem Winken seine Hand nach hinten streckte, um sich das Sprechgerät des Funkgeräts geben zu lassen. Als er es in der Hand spürte, zog er es vor seinen Mund und blaffte hinein: »Irish, wo zur Hölle steckst du?«
    Sie hatten sie gefunden.
     
    Sie parkten ihren VW am Ende eines matschigen Waldweges und gingen zu Fuß weiter, Mickey vorneweg, dicht gefolgt von Armstrong und Shaka. Spider war das Schlusslicht, nicht zuletzt weil sich Mickey auf die Wahrnehmung des Albinos verlassen konnte. Sie hatten Klamotten und Ausrüstung in Rucksäcke gesteckt und die Kampfgestalt angenommen, jene muskulöse, klauenbepackte Mischung aus Ratte und Mensch, jederzeit kampfbereit. Irish hatte ihnen über Funk berichtet, dass sein

Weitere Kostenlose Bücher