Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
durchzuckte es sie wie ein Blitz. Er warf den Mantel achtlos über einen Hocker.
„Wie kann ich Euch helfen? Ihr seid erschöpft. Kommt, setzt Euch in den Sessel und berichtet.“ Er nahm sanft ihren Arm und zog sie zu einer Sitzgruppe am Fuße der Treppe. Der Anblick erinnerte sie an das Erlebnis auf dem Schloss der Gräfin und damit an die Gefahr, in der Adela schwebte. Er goss Wein aus einer Karaffe in ein Glas und reichte es ihr.
„Das wird Euch wärmen. Bitte setzt Euch.“
„Bitte verzeiht, aber ich mag mich jetzt nicht setzen. Es geht um Leben und Tod!“
„Um Leben und Tod?“ Er stellte abrupt das Weinglas ab. Karolina fragte sich in diesem Moment, ob sie nicht einen Anflug von Spott in seinen Augen erkannt hatte. Doch sie glaubte sich zu irren, denn ein warmes Lächeln huschte über sein Gesicht. Dennoch barg dieser Mann zwei Seiten in sich.
„Meine Freundin befindet sich in Gefahr.“ Dann sprudelte alles in einem Schwall aus ihr heraus, von Adelas Nachricht bis hin zu ihren Vermutungen. Der Fürst hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen.
„Dieser Baron, so seltsam es klingen mag, ist ein Vampir. Davon bin ich fest überzeugt.“ Sie bekräftigte ihre Worte mit einem Nicken.
„Wie kommt Ihr darauf? Ich selbst kenne den Baron. Glaubt Ihr, eine Unnatürlichkeit an ihm wäre mir nicht aufgefallen?“
„Meine Freundin erzählte mir, dass sie beobachtet hatte, wie der Baron eine Frau durch einen Biss getötet hat. Und ich glaube ihr. Wie gut kennt Ihr den Baron?“
Er runzelte die Stirn. „Ich möchte Euch und Eurer Freundin nicht zu nahe treten, aber bestimmt hat sie sich geirrt. Doch wie kann ich Euch helfen?“
„Meine Freundin wird von der Gräfin im Schloss gefangen gehalten. Ihr müsst mit der Gräfin sprechen und sie dazu bringen, Adela freizulassen. Sie wird bestimmt auf Euch hören. Ich flehe Euch an. Ihr seid ein wahrer Edelmann, habt dieses bereits unter Beweis gestellt, und nun bitte ich Euch verzweifelt noch einmal um Eure Hilfe.“
„Wie kommt Ihr darauf, die Gräfin würde mich erhören?“
„Weil ich glaube, dass Ihr alles erreichen könnt, was Ihr wollt.“
„Soso. Das glaubt Ihr also von mir! Das ehrt mich. Euch habe ich geholfen, aber was geht mich Eure Freundin an?“
„Fürst Karolyí, Ihr seid ein Ehrenmann, und ich bitte Euch inständig, uns zu helfen. Ich gebe Euch dafür, was Ihr wollt.“
„Seid Ihr mit diesem Versprechen nicht zu freigebig, Mademoiselle? Wenn ich mich schließlich nicht mehr als Ehrenmann erweisen sollte, was dann?“
„Ihr würdet nie die Lage einer verzweifelten Frau ausnutzen!“ Er lächelte.
„Ich danke Euch für Euer Vertrauen. Aber was ist, wenn meine Worte bei der Gräfin nicht fruchten?“
„Dann werde ich mir einen neuen Plan ausdenken. Doch ich bin davon überzeugt, dass Ihr es schaffen werdet.“
Sie umfasste mit beiden Händen einen seiner Arme. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Karolina erschauerte unter der sanften Berührung und starrte wie hypnotisiert in sein Gesicht. Sie öffnete ihre Lippen in Erwartung eines Kusses und schloss die Augen.
„Dafür müsst Ihr mir einen Gefallen erweisen, meine Schöne.“ Bei seinem Flüstern breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper aus. Sie öffnete wieder die Augen und versank in seinem begehrlichen Blick. Ihre Glieder wurden schwer.
„Ja“, hauchte sie und war ein wenig enttäuscht darüber, dass er sie nicht geküsst hatte.
„Jeden?“
„Jeden.“
Wieder lächelte er zufrieden. „Wenn ich es schaffe, dass die Gräfin Eure Freundin unbeschadet gehen lässt, dann gehört Ihr mir eine Nacht.“
Gefangen von seinem Blick, erwiderte sie nichts. Alles in ihr sehnte sich danach, diesem Mann zu gehören.
„Gilt das Versprechen?“ Er berührte mit seinen Lippen flüchtig die ihren.
„Ja“, hauchte sie erneut, bevor sich seine Lippen erneut auf ihre senkten, leicht, sodass sie es kaum spürte.
„Gut. Dann werde ich mich jetzt auf den Weg zur Gräfin begeben.“ Sein lauter, nüchterner Tonfall riss sie aus dem süßen Traum. Erst jetzt wurde ihr bewusst, welches Versprechen sie dem Fürsten gegeben hatte.
Furcht, gepaart mit einer sehnsüchtigen Erwartung, durchflutete ihren Körper.
War sie denn nicht mehr bei Verstand, diesem Mann solches zu versprechen?
„Aber ...“ Ihre Worte erstarben unter seiner Miene.
„Ihr gabt mir das Versprechen, so wie ich das meine, Eure Freundin zu retten.
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