Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
beim letzten Mal vor Jiri gewarnt. Doch du scheinst mich nicht recht verstanden zu haben. Du bist bei ihm in Ungnade gefallen, weil du den Sterblichen geholfen hast.“
„Du warst doch genauso daran beteiligt!“ Dominik war aufgesprungen und funkelte sie wütend an.
„Denkst du etwa, Jiri würde dir das glauben? Er vertraut mir. Nur um unserer, sagen wir, alten Freundschaft Willen bin ich gekommen, um dich zu warnen. Als Jiri Antons Bericht gehört hat, ist er außer sich vor Zorn gewesen. Auch du schwebst in Gefahr, so wie alle, die Jiris Willen zuwiderhandeln.“
„Du lügst, denn du hast vergessen, was Freundschaft bedeutet, Elisabeth. Du bist nicht freiwillig gekommen. Er hat dich geschickt.“ Mit geballten Fäusten und verächtlicher Miene beugte er sich zu ihr hinab.
Sie lächelte und entblößte dabei ihre Reißzähne. Ein Fauchen entrang sich ihrer Kehle.
„Ja, er hat mich geschickt. Du bist in Ungnade gefallen, Halbblut. Aber es gibt eine Chance, das Geschehene wiedergutzumachen. Wenn du ihm die beiden Frauen auslieferst, wird Jiri dir vergeben, und du stehst weiter unter dem Schutz seines Clans.“
Dominik erstarrte, sein Herz krampfte sich zusammen. Er sollte Karolina und Adela an Jiri ausliefern. Szenen der Opferrituale drängten sich ihm auf. Karolina, ein willenloses Geschöpf der Dämonen? Niemals!
„Das alles wegen dieser beiden unbedeutenden Sterblichen? Jiri kann jede haben, die er will. Weshalb gerade ...“ Elisabeth unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste.
„Wir beide wissen genau, dass er die Blonde begehrt. Und du hast ihm das Anrecht dazu verwehrt. Du hattest kein Recht dazu. Jiri ist unser Anführer. Er entscheidet über unsere Schicksale
und
die der Sterblichen. Hast du vergessen, dass auch du ein Vampir bist? Wenn auch nur ein Halbblut. Eine Sterbliche taugt für Vampire nur zur Befriedigung ihres Verlangens. Niemals darfst du Mitleid mit diesen Wesen empfinden, geschweige denn sie zur Gefährtin erwählen. Jiri wird sie zurückverlangen, als Tribut für die Dämonen. Das kannst du nicht verhindern, Dominik.“
„Nein, ich habe nicht vergessen, wer oder was ich bin. Schon mein Durst nach Blut erinnert mich täglich aufs Neue daran. Sie bedeutet mir nicht allzu viel, es ist nur eine kurze Liaison.“
Dominik senkte den Blick und faltete die Hände hinter dem Rücken.
Elisabeth hob warnend den Zeigefinger.
„Dominik, Dominik, du bist ein schlechter Lügner. Du weißt ja gar nicht, wer dieses Mädchen ist, und welche Bedeutung sie für uns Vampire hat.“
Erstaunt sah er zu Elisabeth.
„Wie meinst du das?“
Sie lachte laut auf, trat an ihn heran und streichelte seine Wange. Für einen Moment erlosch das dämonische Feuer in ihren Augen und wich einem warmen Ausdruck, so wie er ihn gekannt und geliebt hatte.
„Vergiss das Mädchen.“ Ihr Geflüster ähnelte dem Schnurren einer Katze.
Langsam näherte sich ihr Gesicht dem seinen. Zwischen den einladend geöffneten Lippen erschien ihre rosa Zunge.
„Erinnerst du dich noch, wie sehr du mich angefleht hast, dir mit meiner Zunge Vergnügen zu bereiten?“
Das Bild einer bestimmten Nacht tauchte vor seinen Augen auf. Sie hatte ihn an den Pfosten des Bettes gekettet und ihn mit Zunge und Händen fast um den Verstand gebracht. Noch heute erinnerten ihn die drei Narben auf seinem Rücken an diese ungezügelte Leidenschaft. Wie eine Wildkatze hatte sie sich auf ihn gestürzt und beim Höhepunkt ihre Krallen in seinen Rücken geschlagen, bis das Blut aufs weiße Laken quoll. Gier nach Blut, seinem Blut, hatte aus ihren Augen gesprochen, weshalb sie ihn loskettete, um es zu trinken.
Nur einem glücklichen Umstand verdankte er es, dass dies nicht geschehen war, sonst wäre er heute ihr Sklave. Von diesem Tag an war es zwischen ihnen nicht mehr so wie vorher. Er wollte nicht mehr länger der Gefangene seiner animalischen Lüste sein, welche die Einsamkeit aus seinem Herzen nicht vertrieben.
Elisabeth riss ihn aus der Erinnerung, als ihre Zunge aufreizend über seine Lippen fuhr. Er verfluchte seinen verräterischen Körper, der sich der Vampirin entgegen drängte. Hungernd nach Liebe und Leidenschaft, ließ er es geschehen. Liebe! Dieses Wort hallte in ihm, und er zuckte zurück. Das, was er jetzt empfand, war reine Lust. Wusste er denn überhaupt, was Liebe bedeutete? Ein Geschöpf der Finsternis? Nie zuvor hatte er solche Gefühle wie mit Karolina erlebt. War das wirklich Liebe? In dem Moment dieses Gedankens biss
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