Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Elisabeth in seine Unterlippe. Der brennende Schmerz wirkte ernüchternd.
Fast hätte er sich wieder auf ihre Verführungskünste eingelassen. Er wich einen Schritt zurück und wischte mit dem Handrücken über die blutige Stelle. Elisabeth warf triumphierend den Kopf in den Nacken. Ihr schauriges Gelächter erfüllte ihn mit Zorn. Er verwünschte den Tag, an dem sie sich ihm hingegeben hatte.
„Weshalb beantwortest du meine Frage nicht?“ Hart umspannte er die Arme der Gräfin.
Das böse Funkeln war in ihre Augen zurückgekehrt.
„Ich besitze die Macht, dich zu meinem Sklaven zu machen, Dominik Karolyí.“
Ihre verzerrte Stimme ließ erkennen, wie der Dämon die Oberhand zurückgewann. Oft hatte Dominik heimlich die von Dämonen Besessenen beobachtet. Es dauerte eine Zeit, bis der Dämon endgültig die Herrschaft über sein Opfer gewann, je nachdem, wie stark der Sterbliche oder der Vampir sich dagegen wehrte. Ein Entrinnen war unmöglich. Eine Erlösung konnte nur durch die Kraft des himmlischen Lichtes erlangt werden. Aber dieses war seit Ewigkeiten, wie die Hoffnung der Menschen, erloschen.
Elisabeths Augen verrieten den inneren Kampf, den sie mit dem Dämon ausfocht, der das Letzte, was von ihrer ursprünglichen Art noch existierte, Stück für Stück für alle Zeit auslöschte.
„Aber du wirst es nicht tun, Elisabeth, weil du mich geliebt hast.“ Er appellierte an die Elisabeth, die noch immer in ihr schlummerte.
Sie lachte höhnisch auf.
„Geliebt? Ich habe dich niemals geliebt! Du bist ein Verdammter!“
„Elisabeth, ich weiß, dass in dir noch etwas existiert, das für mich Zuneigung empfindet. Noch kannst du den Dämon in dir besiegen. Kämpfe!“
Das Funkeln in ihren Augen wurde schwächer.
„Dominik“, flüsterte sie, „es ist zu spät. Bevor der Dämon noch mehr von mir Besitz ergreift, fliehe.“
„Sieh mich an!“, forderte er, als sie den Blick abwandte. Sie gehorchte, doch es glomm erneut in ihren Pupillen auf. Es schien, als wolle sie sich jeden Augenblick auf ihn stürzen, um ihn durch sein Blut für die Ewigkeit an sich zu binden. Tränke sie von seinem Blut, verfiele auch er dem Dämon in ihr, der den Körper kurzzeitig wechseln konnte, wenn sie es ihm gestattete.
„Ich weiß, dass du gegen die ewige Dunkelheit in dir kämpfst. Was hat Jiri nur mit dir getan? Warum bist du ihm gefolgt?“
Ein Anflug von Mitleid überkam ihn. Er spürte, wie der innere Kampf sie ermattete. Sie schwankte, und er fing sie auf.
„Dominik, mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Höre mir zu. Jiri will die blonde Frau haben. Sie ist eine Dcera, eine Tochter des Lichtes. Du darfst sie nie als Gefährtin erwählen. Sonst wird er ...“ Ihre Lippen bewegten sich stumm, die Lider flatterten von der Anstrengung. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit, bis der Dämon gegen sie gewann, und sie sich auf ihn stürzen würde. Er musste schnell handeln.
„Ich trage dich nach draußen, Elisabeth.“
Bitterkeit stieg in Dominik auf. Sie alle waren die Marionetten Jiris geworden.
Was hatte Elisabeth über Karolina gesagt? Sie wäre eine Dcera? Das konnte unmöglich sein. Und doch, wenn er an den Blutdiamanten dachte, stieg eine Ahnung in ihm auf, die ihm schier die Kehle zuschnürte.
21.
Der Schlüssel drehte sich geräuschvoll im Schloss. Aber Karolina regte sich nicht. Seit Tagen lag sie wie betäubt auf dem Bett, den Blick ins Leere gerichtet. Alles war ihr gleichgültig. Am Anfang hatte sie sich dem Einsperren widersetzt, doch dann verfiel sie in Lethargie. Vor Müdigkeit fielen ihr die Augen zu.
Wenigstens vergaß sie im Schlaf ihre Traurigkeit. Morgen würde sie zum Kloster reisen, und Dominik nicht mehr wiedersehen. Die Tränen waren versiegt. Sie hob nicht einmal den Kopf, als sich Schritte näherten.
Anstelle von Lenka, die ihr sonst das Essen brachte, trat eine hochgewachsene, drahtige Frau neben sie. Ihr dunkelblondes Haar war von silbrigen Fäden durchzogen.
Sorgenvolle braune Augen richteten sich auf Karolina.
„Tante Carlotta?“, wisperte Karolina.
Auf dem Nachttisch stand eine Tasse, deren Neige einen bitteren Geruch verströmte. Tante Carlotta schnupperte daran und runzelte die Stirn.
„Irgendjemand hat ein starkes Beruhigungsmittel in deinen Tee gegeben. Da bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen. Ich danke dem Herrn.“
Die Tante beugte sich herab, berührte mit der Hand Karolinas Wangen und rüttelte sie dann sanft an der Schulter.
„Ich bin gekommen, um dich
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