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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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ihren.
    „Ich glaube dir nicht. Mutter hätte nie getötet.“ Karolinas Stimme zitterte, Tränen brannten in ihren Augen. In ihrem Kopf breitete sich eine Taubheit aus, die ihr Denken lähmte.
    „Deine Mutter wurde von Jiri umgebracht!“
    Verzweiflung und Wut verliehen Carlottas Worten die Kraft von Peitschenhieben. Karolina zuckte zusammen.
    Jiri! Der Graf, in dessen Gegenwart sie auf dem Prager Ball diese unerklärliche Furcht verspürt hatte? Jiri, vor dem Dominik sie gewarnt hatte?
    „Deshalb fürchtet dein Vater um dein Leben und wollte dich vor diesem Schicksal bewahren. Doch er weiß nun, dass er sich nicht dagegen wehren kann. Die Menschen in Prag werden von den Mächten der Dunkelheit beherrscht. Der Untergang ist nah. Nur du kannst ihn abwenden.“
    „Ich weiß nichts. Wie könnte ich da helfen? Mein Gott, mir schwirrt der Kopf.“ Sie stützte den Kopf in die Hände und seufzte laut auf.
    Malvina und Eliska schliefen noch immer, was Karolina entgegenkam.
    „Es ist meine Pflicht, dich ab jetzt auf deine Aufgabe vorzubereiten.“ Carlotta nickte huldvoll.
    „Ich weiß nicht recht, ob ich das möchte und kann.“
    „Du musst, Karolina.“
    „Was könnte ich schon gegen Vampire ausrichten?“
    „Dein Blut ist das Blut Michaels. Ich werde dir helfen. Vertrau mir.“
    „Entschuldige, liebe Tante, das geht mir alles zu schnell.“
    Carlotta schüttelte den Kopf.
    „Die Zeit ist knapp. Du musst die dämonische Brut vernichten!“ Mit grimmiger Entschlossenheit ballte Carlotta die Faust.
    Eine eisige Kälte stieg in Karolina hoch.
    „Ich kann nicht töten.“ Karolina war über die grausamen Worte der Tante entsetzt. Sie hatte diese immer für eine fromme Frau gehalten, deren Leben die zehn Gebote bestimmten. Den Aufruf zum Töten aus ihrem Munde zu hören, erfüllte Karolina mit Traurigkeit und Entsetzen. Und doch wusste sie, dass die Grenze zum Töten schnell überschritten werden konnte, wenn Hass und Wut im Spiel waren.
    „Glaube mir, du wirst es tun, wenn du ihre Grausamkeit kennengelernt hast.“
    „Liebet eure Feinde.“
    „Das bedeutet den Untergang.“ Dennoch verspürte sie in sich einen unbändigen Zorn gegen den Mörder ihrer Mutter, die sie so schmerzlich vermisste. Wie anders wäre ihre Kindheit und Jugend verlaufen. Sie ballte die Hände. Wenn das wirklich stimmte, was die Tante gesagt hatte, dann musste der Graf für seine Tat bestraft werden. Im gleichen Moment schämte sie sich ihrer rachsüchtigen Gedanken.

24.
    Das rhythmische Schaukeln der Kutsche machte schläfrig. Während Carlotta und die anderen im weichen Polster ihrer Sitze schlummerten, fand Karolina dennoch keine Ruhe. Sie grübelte über ihr vergangenes Leben, die Lügen, die sie begleitet hatten, und die Worte Carlottas über ihre Mutter. Alles, woran sie geglaubt hatte, entsprach einem Trugbild. Ihre Welt brach wie ein Kartenhaus zusammen. Und dann noch der entsetzliche Tod der Mutter. Hatte der Graf diese vielleicht ebenso vorher genommen, wie die Frau in seinem Salon? Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dafür musste Boskovic büßen.
    Das Herz hämmerte schmerzhaft in der Brust, und in ihrem Kopf herrschte ein Durcheinander.
    Sie zog den Vorhang zurück und spähte nach draußen. Die Sonne versank am Horizont und tauchte die vorbeiziehende Landschaft in ein rotgoldenes Licht.
    Von Weitem erkannte sie oberhalb der Stadt die Prager Burg. Nicht weit von ihr entfernt befand sich Dominiks Stadthaus. Sie hoffte auf eine Gelegenheit, ihn wiederzusehen. Nicht zu wissen, ob er ihre Gefühle im gleichen Maß erwiderte, brachte sie um den Verstand.
    Wenig später war der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwunden, und Dunkelheit legte sich über das Land. Die Zeit brach an, in der die Geschöpfe der Finsternis die Straßen Prags durchstreiften.
    Die Kutsche holperte über das Straßenpflaster entlang der Moldaubrücke. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Dichter Nebel hing über der Moldau.
    Obwohl Karolina sich müde und erschöpft fühlte, konnte sie ihre Augen nicht schließen. Immer wieder glitten ihre Gedanken zu Dominik.
    Hier in Prag erinnerte sie alles an ihn.
    Als sie nach einer Weile in den Waldweg einbogen, der zu Carlottas Haus führte, gewann die Kutsche unerwartet an Tempo. Die Peitsche des Kutschers knallte. Die Hufschläge erklangen wie dumpfer Trommelwirbel.
    Schlagartig waren alle hellwach.
    „Weshalb die Eile?“ Karolina sah fragend zu Carlotta, die sich zum Fenster hinausbeugte.
    „Wir

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