Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
dem Norden rechnen können.«
    »Wusste mein Mann, dass ich noch lebe?«, unterbrach Telmaine ihn. Sie wollte verflucht sein, wenn sie diese Frage unausgesprochen ließ. »Hat es ihm jemand gesagt?« Wenn sie sich doch nur am Bahnhof Olivede zu erkennen gegeben hätte, statt ihr aus dem Weg zu gehen, weil es ihr persönlich unangenehm war. Wenn diese verfluchten Lichtgeborenen – in der Privatsphäre ihres eigenen Geistes konnte sie so etwas sagen – die nachtgeborenen Magier nur nicht daran hinderten, mit ihren Gefährten in Minhorne zu sprechen. Hätte Balthasar seine Tür nicht der schwangeren Tercelle Amberley geöffnet …
    »Wenn jemand Bescheid wusste, um es ihm erzählen zu können«, erklärte Vladimer, »dann war meine List mit Blondells Asche und Ihrem Schmuck nicht annähernd so überzeugend wie beabsichtigt.«
    Farquhar Broome blickte sie mit der Miene eines wohlwollenden Mentors kopfschüttelnd an. Seine Magie umgab sie wie ein feines Sprühen und löschte das Feuer in ihr.
    »Ich werde meinen Bruder von Ihrem Überleben berichten, wenn ich ihm meine Antwort telegrafiere.« Sein Lächeln war so kalt wie der Winter. »Wir haben alles so arrangiert, dass er mir die Schuld an Ihrem Entkommen geben wird.« An Noellene di Studier gewandt fügte er hinzu: »Ich muss mit Ihrem Bruder und seinen Ratgebern sprechen. Es ist unerlässlich, jeden Vorteil zu nutzen, den wir haben, um den Druck auf die Schattengeborenen aufrechtzuerhalten.«
    Telmaine hörte ihn kaum. Balthasar war ins Licht gegangen und von den Schattengeborenen verhext worden. Und Ishmael war in der Nähe von Stranhorne spurlos verschwunden. Sie ballte ihre Fäuste und sagte kaum hörbar durch ihre zugeschnürte Kehle: »Magister Broome, ich nehme all meine Andeutungen zurück, dass Ihre Bitte, die Sie im Zug an mich gerichtet haben, unschicklich sei. Sie hatten jedes Recht, mich darum zu bitten, und ich … bin verpflichtet, ihr nachzukommen.«
    Er schenkte ihr ein breites Lächeln. »Mein liebes Mädchen.«
    Balthasar
    Eine halbe Stunde später wurden sie aufgefordert, vor dem Erzmagier zu erscheinen. Bis dahin hatte Floria ihm nicht nur eingehämmert, sich selbst zu beherrschen, sondern auch sein Äußeres in Ordnung gebracht. Sie schickte nach einer dunklen Brille, zwei ovalen Scheiben aus getöntem Glas, die sich in einem feinen Rahmen aus Draht befanden, um seine blinden Augen zu verbergen. Seine Augen verstörten Floria.
    Er war froh, Floria an seiner Seite zu haben, obwohl er nicht erwartet hatte, sie so befremdend zu finden. Als Knabe und Jugendlicher hatte er auf sentimentale Weise angenommen, sie sei schön, aber es schockierte ihn, dass sie es tatsächlich war, trotz ihres strengen, mit einem Netz zurückgebundenen Haares und ihrer misstrauischen, harten Miene. Eine elegante, feingliedrige Schönheit, die bis ins hohe Alter anhalten würde, zeichnete sie aus. Er kannte Frauen, die ihr Leben lang als Hausangestellte und in den Fabriken geschuftet hatten, aber er war noch nie einer Frau mit einer solchen Präsenz begegnet. Sie beanspruchte den Raum um sich herum wie ein Mann – wie ein Edelmann, um genau zu sein – und erwartete, dass andere sich ihr fügten. Nur ihre Stimme entsprach derjenigen, die ihm seit frühen Kindestagen vertraut war.
    Sechs Leibgardisten, darunter Hauptmann Lapaxo, eskortierten sie. Aus Florias Beschreibungen des Palastes wusste er, dass die Wände von einigen der besten Künstler des Landes bemalt worden waren. Wenn er genau gewusst hätte, wo er sich befand, hätte er sogar aufgrund ihrer Beschreibungen sagen können, was die Paneele zeigten. Aber für seinen Sonar wirkten sie nichtssagend und strukturlos.
    »Wer?«, fragte Floria Lapaxo flüsternd.
    Er antwortete: »Helenja.«
    Helenja war die Prinzenwitwe, Mutter der Prinzen und Nachfahrin von Odon dem Brecher, einem Fürsten der Südlande, der in der nachtgeborenen Geschichte geschmäht wurde.
    »Warum?«
    »Glauben Sie, sie hätte es mir verraten?«, fragte Lapaxo. Und noch leiser, wenn auch nicht leise genug, als dass Balthasar es nicht gehört hätte: »Glauben Sie ihm, was er über Rupertis gesagt hat?«
    Also weiß der Hauptmann der Leibgarde von meiner Aussage, dachte Balthasar. Gut. Je mehr davon wussten, umso besser.
    »Er ist seither nicht mehr gesehen worden, oder?«
    Sie beendeten den Weg schweigend, passierten eine breite Flügeltür und wurden durch einen schmaleren Nebeneingang geführt oder vielmehr gefädelt, der in eine Ansammlung von

Weitere Kostenlose Bücher