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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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aufgerissen hätte. Er zitterte leicht und kämpfte gegen seinen Brechreiz. Vielleicht war ihm sein feinerer Sinn abhandengekommen, aber er war noch nie einer so abscheulich machtvollen Magie begegnet, wie sie diese Schattengeborenen umgab. Sein linker Arm fühlte sich schmerzhaft taub an, und er spürte die klebrige Wärme von Blut zwischen seinen Fingern. Er verspürte nicht den Wunsch, die Gedanken dieser Kreatur durch eine Berührung zu lesen. »Nichts, was mir je zuvor begegnet ist.«
    »Geht es dir gut?«, fragte sie scharf.
    »Über uns!«, rief ein Mann, und instinktiv duckten sie sich, während aus drei verschiedenen Richtungen Waffen abgefeuert wurden – grundgütige Imogene, irgendein Idiot schoss mit einem Gewehr im Haus! Kreischend fiel ein Schattengeborener mit gespreizten Gliedern auf den Stein. Ishmael und Lavender brüllten gleichzeitig: »Sondiert die Positionen, und formiert euch!« Dann fügte Lavender hinzu: »Geht in den Treppenhäusern in Stellung!«
    Ishmael zog die Lippen zu einem seekranken Grinsen zusammen. Das Mädchen war brillant. Sie mussten jetzt die Eingänge zum Herrenhaus verteidigen, nicht das Außengelände, und wenn sie sich in den Treppenhäusern postierten, deckten sie klar abgegrenzte Bereiche ab. So wäre es weniger wahrscheinlich, dass sie aufeinander schossen. Außerdem genügte nur eine Stimme, die Befehle erteilte. »Ich überlass dir die Truppe«, blaffte er und stürzte aufs Treppenhaus zu. Im Schutz der Dachsparren ließ er sich so ruckartig auf ein Knie nieder, dass er beinahe würgen musste, aber er hielt seinen Revolver mit sicherem Griff und zielte über den Kopf eines hockenden Mannes, während um sie herum Gestalten über das Dach huschten. Sieben, acht, zehn Männer – einer von ihnen stützte einen anderen, der stolperte und sich den Oberschenkel hielt.
    »Irgendein verfluchter Narr hat auf ihn geschossen «, klagte der erste Mann.
    Lavender bewegte sich von der Tür weg, um ihn ins Treppenhaus zu lassen. »Alle mal melden«, rief sie, und atemlose Rufe aus drei Richtungen und versprengte Schreie antworteten ihr von überall. Aus nächster Nähe ein Schrei von einer Frau. Ishmael peilte ihre Gestalt, als sie sich gerade von einem der Scharfschützenposten in ihre Richtung bewegte. Dann nahm sein Sonar ein Wesen im Sturzflug wahr, und die Frau kreischte und wurde unter dem Schattengeborenen begraben. Ishmael und der Mann an seiner Seite schossen gleichzeitig. Der Schattengeborene taumelte davon, fiel vom Rand des Daches und erhob sich nicht wieder in die Luft. Auch die Frau blieb liegen. Sie regte sich noch ein wenig und gab ein gurgelndes Schluchzen von sich, das auf eine aufgerissene Kehle schließen ließ. Ishmael spürte, dass der andere Mann Anstalten machte, zu ihr zu gehen, aber er versperrte ihm mit einem starren, blutverschmierten Arm den Weg. »Nein«, knurrte er. »Wir müssen hierbleiben.«
    Mit dem Griff seines Revolvers schlug der Mann Ishmaels Arm weg. Von der anderen Seite ertönte die Stimme eines älteren Mannes: »Er hat recht. Da kommen sie.«
    Ishmael verpasste den ersten Schuss, denn der Schlag hatte den Schmerz in seinem aufgerissenen Arm wieder aufleben lassen. Schweiß strömte ihm übers Gesicht, während er den Revolver balancierte und auf alles feuerte, was aus der Luft fiel. Er begriff, dass ihm durch sein Ausweichen ins äußere Treppenhaus die leichtere Aufgabe zugefallen war; Lavender und die anderen im Inneren mussten den Bereich zwischen den Treppenhäusern frei halten, ohne ihre eigenen Leuten zu verletzen.
    Ishmaels Arm schmerzte heftig, und das aufbrandende und wieder abebbende Gefühl von Schattengeborenen führte dazu, dass ihm schwindelig wurde. Hier stellte er eine geringere Gefahr für die anderen dar als dort. Und, Mutter Aller, sie ist gut, dachte er, als er auf ihre gerufenen Wortwechsel mit den anderen Gruppen lauschte, um den Beschuss zu koordinieren.
    »Wie viele von diesen verfluchten Dingern sind denn noch da?«, murmelte der Mann neben ihm, während er nachlud. Als Ishmaels Revolver leer klickte, klemmte er ihn in seinen Taillenbund und zog den zweiten. Dabei überflutete ihn eine Woge der Abscheu. Der Instinkt ließ ihn von den Dachtraufen weg herumfahren. Er peilte den Schattengeborenen, noch während dieser auf dem Dach des Treppenhauses über Lavender landete, anmutig in die Hocke ging und die Klauen zum Angriff ausstreckte. Irgendjemand schrie Ishmael eine Warnung zu, und er spürte einen heißen Atem auf

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