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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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beste Wahl mit den größten Aussichten auf Erfolg.«
    »Ich habe mehrere Amtszeiten im Interkalaren Rat gedient. Wir wissen, wie es um Sie steht – so gut, wie es jemand auf der anderen Seite des Sonnenuntergangs wissen kann. Was«, eine weitere Frage, auf die er die Antwort nicht wirklich hören wollte, »war denn der Grund für den Haftbefehl gegen Floria – Mistress Weiße Hand?«
    »Die Entthronung von Isidore. Fejelis sagte, sie sei verhext worden, um einen Talisman in die Räume des Prinzen zu bringen, der die Lichter in der Umgebung aufheben würde.«
    »Nein«, flüsterte Balthasar. »Sie hat ihm gedient, seit sie erwachsen ist.«
    »Sie kostete jede Speise, die er aß«, bestätigte der Hauptmann. »Zu Helenjas großer Verbitterung stand sie ihm näher als seine eigene Ehefrau.«
    Für einen langen Augenblick hasste Balthasar die Schattengeborenen, Verhexung hin oder her. Wie vieler Menschen Loyalität, wie vieler Menschen Verzweiflung hatten sie ausgenutzt, um sich ihren Weg an die Macht zu bahnen? Denn an ihrer Absicht, an die Macht zu gelangen, daran hegte er keinen Zweifel. Es scherte sie nicht, welcher Lichtgeborene Prinz wurde, denn sie hatten nur ihren eigenen Aufstieg im Sinn. War Rupertis klar, wofür er arbeitete?
    Zum ersten Mal ergriff Johannes das Wort, die Stimme voller Wut. »Die Leibgarde des Prinzen ist auf den Straßen. Die Tempelwachen stellen Recherchen an, und Tempe Silberzweig befragt alle, die vor dem Bahnhof verhaftet wurden. Niemand kann sie belügen.«
    »Das ist deren Problem«, sagte Sebastien, »wenn sie dumm genug waren, sich erwischen zu lassen. Sie sagten, Sie wollten eine Revolution. Wie ging noch mal das Lied, das sie singen?« Er näselte affektiert, traf aber dennoch die richtigen Töne. »Blut und Feuer, die durch die Straßen fließen.«
    »Es war ein Diener bei Isidore, als die Lichter erloschen«, stieß Johannes schnarrend hervor. »Niemand schert sich um ihn – es geht nur um Isidore, Isidore hier und Isidore da – , aber er war mein Cousin, einer von uns! Sie sind auch nicht besser als alle anderen, Sie gefühlskalter Bastard!« Seine Hand wanderte zu seinem Messer und wurde von Flammen umhüllt, als Scheide und Knauf aufloderten. Rupertis hieb mit seinem Dolch nach dem Knoten, mit dem die Scheide an der Schärpe befestigt war, riss sie ab und ließ sie mit einem metallenen Klappern in einem sprühenden Ascheregen fallen. All das dauerte nur wenige Sekunden, aber der Brand verzehrte das Leder beinahe zur Gänze.
    Langsam sackte Johannes auf die Knie und hielt seine verbrannte Hand vor sich ausgestreckt.
    Balthasar wollte zu ihm gehen, aber als Rupertis zu sprechen begann, ließ ihn sein Tonfall innehalten. »Fejelis hat noch etwas gesagt. Er hat der Magie und den Leuten, die sie praktizieren, einen Namen gegeben: Schattengeboren.«
    Sebastiens Atmung beschleunigte sich, und in seinen Zügen standen unterdrückte Häme und Entsetzen. »Schattengeborene sind ein Mythos der Nachtgeborenen.«
    »Jene, die sich von der Dunkelheit ins Licht bewegen«, murmelte Rupertis, halb zu sich selbst. »Sie verhexen Männer, sie brennen alles nieder.« Balthasar trat einen Schritt vor. Auch später konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob es sein von seinem Beruf geschulter Instinkt war, Konflikte abzuwehren, oder ein aus der Verhexung geborener Impuls, der ihn Rupertis’ Angriff auf sich selbst lenken ließ. Für alles andere war es zu spät. Rupertis’ Rapier kam so aus der Scheide wie ein Atemhauch, der von einem Schlag herausgepresst wurde. Sebastien fiel auf den Rücken und schrie: »Halt!«, aber Rupertis hatte bereits zu einem Ausfallschritt angesetzt und hörte den Befehl ebenso wenig, wie er einen herabfallenden Felsbrocken bemerkt hätte. Sebastien kreischte ein Wort oder einen Fluch, und der Körper des Hauptmanns explodierte in Flammen von solcher Intensität, dass Balthasar die Arme hochriss, um sein Gesicht zu schützen. Er hörte, wie der Mann mit einem gequälten Brüllen seinen letzten Atemzug tat. Die brennende Leiche fiel mit einem fleischigen Ächzen auf die Fliesen, und Balthasar wusste genau, dass er dieses Geräusch in seinen Albträumen wieder und wieder erleben würde – genau wie das Zischeln von Fleisch und Fett, den Gestank und die Krämpfe nach dem Tod, wenn Muskeln kochten. Die Klinge klapperte auf die Fliesen und zerbrach.
    Zu spät, viel zu spät, rief Sebastien: »Halt!«, und die Flammen erloschen.
    Taumelnd erhob sich Johannes auf die

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