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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Magie zu benutzen, und dabei die Kontrolle verloren. Um ein Haar hätte sie den Erzherzog getötet. Als sie zurückkam, um ihn zu heilen, wurde sie festgenommen. Der Erzherzog hat sie hinrichten lassen – sie kam in einen Raum mit einem Oberlicht, das dann geöffnet wurde.«
    Zwei der drei Behauptungen konnte er nicht glauben. Die einzige glaubwürdige Behauptung lautete, dass Telmaine versuchen würde zu helfen, falls Sejanus Plantageter verletzt war. »Wie ich schon sagte, es gibt keinen Grund, warum ich dir … « Dann erinnerte er sich an das, was Ishmael von Telmaine gespürt hatte, als sie in Stranhorne gewesen waren, und was Stranhornes Sohn seinem Vater telegrafiert hatte. Und dass der Erzherzog, so umsichtig er als Herrscher auch sein mochte, ein tiefes Misstrauen gegen Magie hegte. Seine Verhexung tat ihr Übriges. Ein Abgrund von Glauben und Verzweiflung tat sich unter ihm auf.
    Die Hände des Jungen entkrampften sich, und seine Lippen verzogen sich zu einem Feixen. Das sah noch schlimmer aus – Lysanders Lächeln wohlerwogener Grausamkeit. »Du hättest es mir erzählen sollen«, sagte er. »Ich hätte sie retten können.«
    »Sie hätte sich dir niemals anvertraut. Und ich weigere mich zu glauben, dass sie tot ist.«
    »Glaub es!«, sagte der Junge.
    Bei diesen Worten verzerrte sich die Verhexung in ihm und versuchte, ihm seine Hoffnung, sein Herz und seine Liebe herauszureißen. Sie entrang ihm einen Laut irgendwo zwischen einem Ächzen und einem Stöhnen, wie das Geräusch eines tödlich verletzten Mannes. Es gab kein Argument, das seine Vernunft gegen die ihm auferzwungene Überzeugung, dass Telmaine tot war, hätte vorbringen können. »Ich werde es nicht glauben«, stieß er mit erstickter Stimme hervor. »Ich werde es nicht glauben.«
    »Richte dich präsentabel her«, hörte er den Jungen geringschätzig sagen, »wir müssen jemandem einen Besuch abstatten.«
    Sein Körper bewegte sich irgendwie. Er staunte darüber, dass ein Mensch trotz solchen Schmerzes noch leben konnte. Es nahm ihm fast die Luft zu atmen; vom Schwindel befallen lehnte er sich an den Kleiderschrank.
    Versprich mir, hatte Telmaine gesagt, als sie ahnten, in welcher Gefahr sie schwebten, dass du, sollte mir etwas zustoßen … Versprich mir, dass du immer noch für die Kinder leben, sie lieben und dich um sie kümmern wirst.
    Ihre Töchter hatten bei Telmaines respekteinflößender älterer Schwester Zuflucht gefunden. Florilinde, die alles Mechanische faszinierte, und die kleine willensstarke Amerdale, deren sechster Geburtstag in zwei Wochen sein würde und die sich von ganzem Herzen ein eigenes Kätzchen wünschte.
    Amerdale wird ihren Geburtstag nicht in einer von Schattengeborenen beherrschten Stadt feiern. Was immer Telmaine zugestoßen war; was immer ihm zustoßen mochte. Balthasar stieß sich von dem Kleiderschrank ab. Seine Hände suchten nach dem Beutel mit Flaschen, die er in der Nacht zuvor aus der Geburtshilfeausrüstung des Medizinschranks genommen hatte. Er erinnerte sich an das flehentliche Verlass mich nicht aus der vergangenen Nacht und fasste zuerst den Gedanken: Chloroform, für eine schmerzlose Operation , während er die kleine Flasche einwickelte und in seine Tasche steckte. Morphium, um die Schmerzen zu lindern , und er steckte sich eine Spritze in die andere Tasche. Er betrachtete sich nicht als frommen Menschen. Es war ihm immer so vorgekommen, als sei Religion ein Produkt psychischer Schwäche und ein Triumph der Fantasie – aber jetzt, da er mit seiner eigenen emotionalen Schwäche konfrontiert wurde, flüsterte er ein Gebet, während er sich erhob: Dass ihm der Moment und die Gelegenheit vergönnt sein möge, die er brauchte, denn er konnte gewiss nicht wählerisch sein.
    Begleitet von dem Läuten einer Warnglocke folgte er dem Jungen, der einmal mehr Lysanders Gestalt trug, die Treppe hinunter. Sebastien hatte gesagt, der Erzherzog habe einen Teil der Nacht den Lichtgeborenen überlassen, damit ihre Prächtigkeiten zu den Verhandlungen fahren konnten. Die Luft, die über seine Haut strich, fühlte sich wie die Nachtluft kurz nach Sonnenuntergang an, obwohl er annahm, dass es durch Sebastiens Verhexung ohnehin keine Rolle spielte, ob es Tag oder Nacht war. Nichts spielte noch eine Rolle – weder die läutende Glocke noch die schauerliche, gepresste Stille der Stadt. Er hörte keine Stimmen von den Straßen, keine Kutschen, keine Pferde, nicht einmal irgendwelche Maschinen. Einzig der Wind regte

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