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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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»Wir müssen nicht hineingehen.«
    »Doch, wir müssen.«
    Er öffnete die innere Tür und fand sich im Sonar von sechs bewaffneten Männern der erzherzoglichen Wache wieder. Statt der Pistolen, die einen Teil ihrer gewohnten, zeremoniellen Regalien darstellten, hielten sie moderne Revolver in den Händen. Balthasar hegte keinen Zweifel daran, dass diese genauso tödlich waren wie die von Ishmael.
    Sebastien stieß mit ihm zusammen und klammerte sich an seinen Arm. »Was ist los? Es ist zu dunkel.« Zu spät benutzte er seinen Ultraschallsinn und schnappte nach Luft.
    Balthasar krächzte: »Warte!« Er würde niemals herausfinden, welche Eingebung ihm vielleicht gekommen wäre. Am Ende des Flurs flog eine Tür auf, und ein derber, gutaussehender Mann mit athletischem Körperbau stürzte ihnen entgegen. Nur einen Schritt hinter ihm folgte Balthasars Schwester.
    »Lysander!«, rief Olivede aus.
    »Nein!«, widersprach der Mann. »Das ist ein Schattengeborener. «
    Balthasar erkannte Phineas Broome, einen Magier des vierten Ranges, der einst zu den Oberhäuptern der Magiergemeinschaft gezählt hatte, zu der auch Olivede gehörte. »Tötet sie!«, rief Phineas.
    Balthasar hörte das Donnern von Revolverschüssen hinter sich, während Sebastien sie beide durch die gesamte Länge der Halle hob . Es folgten Schreie und eine Explosion. Der wilde Peilruf, den er hinter sich warf, fing die Wachen auf, als sie auseinanderstoben. Sie sprangen von einer Gestalt weg oder wurden von ihr weggeschleudert. Sie fiel inmitten eines federleichten Echos, das Balthasar als spritzendes Blut erkannte. Seinen antrainierten Reflexen gemäß wollte er gerade durch den Flur zurücklaufen, als er hinter sich das tiefe Stöhnen von Phineas Broome vernahm. Der Magier stand mit ausgebreiteten Armen da, als wolle er die Tür versperren. Extreme Anstrengung verzerrte sein Gesicht, die Muskeln in seinem Hals waren wie Seile gespannt. Ein rauchiger Geruch lag schwer in der Luft, obwohl Balthasar nicht wusste, woher er kam. Er stieß hervor: »Nein, Sebastien. Erinnere dich daran, wie es gerochen hat!«
    Der Rückstoß der Hitze versengte Balthasars Gesicht, als Sebastien für einen Moment schwankte und der schwächere Magier die Oberhand zu gewinnen schien. Aber dann schrie Phineas auf, und Feuer züngelte an seiner Kleidung empor, vom Hosensaum bis zum Kragen. Die Tür zur Haupthalle wurde aufgerissen, und ein Revolver donnerte. Sebastien taumelte, das Feuer fiel von Phineas wie ein Umhang ab, dann vernahm Balthasar den Todesschrei eines Mannes, spürte die Hitze und hörte und roch zum zweiten Mal, wie ein Mann bei lebendigem Leib von schattengeborenen Flammen eingeäschert wurde.
    Mit der Bewegung, die er im Geiste ein Dutzend Mal geprobt hatte, zog er ein Tuch und eine Flasche aus seiner Tasche. Er drehte den Stöpsel aus der Flasche, ließ ihn fallen, machte seine Hände frei, um das Chloroform auf das Tuch zu schütten, und warf die Flasche ebenfalls zur Seite. Er umfasste Sebastiens Brust, presste ihm den Lumpen auf Mund und Nase und hielt ihn mit all seiner Kraft in einer grotesken Umarmung fest. An seinem Handgelenk spürte er die Wärme des Blutes des Jungen. In Sebastiens Ohr schnarrte er seine halb wahnsinnige gefaselte Rechtfertigung: »Ich kann nicht zulassen, dass du das tust. Ich kann nicht zulassen, dass du dich selbst vernichtest. Du würdest dich selbst vernichten. Ich tue das nur, weil mir etwas an dir liegt, und weil du verlangt hast, ich solle mich um dich kümmern.«
    Gedämpft durch den Lumpen heulte der Junge etwas Unverständliches. Knochen und Muskeln kräuselten sich unter Balthasars Griff und schwollen an, Klauen gruben sich in sein Handgelenk. Hitze baute sich um ihn herum auf, und er roch den beißenden Gestank von versengter Wolle und Haaren. Er drückte sein Gesicht gegen Sebastiens Hals, wobei er betete, dass der Magier nicht in der Lage sein mochte, das Feuer gegen sie beide zu richten. Mit einer letzten unkoordinierten Handbewegung sackte Sebastien an seine Brust. Balthasar ließ ihn zu Boden gleiten, dann wand er sich hektisch aus seiner schwelenden Jacke heraus. Im Zustand der Bewusstlosigkeit hatte Sebastien seine geliehene Gestalt abgestreift. Balthasar geriet in Panik, weil er sich an den Schattengeborenen erinnerte, der sich im Moment seines Todes zurückverwandelt hatte. In Panik riss er Sebastiens Kragen auf, um die blutende Wunde zwischen Hals und Schulter freizulegen. Dann peilte er den Puls in der Kehle

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