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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ehrlich war, dann war der wahre Grund für ihren Entschluss ihre Liebe zu Fandur gewesen. Wie fatal war diese Entscheidung gewesen. Sie hatte nur Kummer und Enttäuschung in der kalten Zwergenburg erfahren, und ihren Vater hatte sie derart betrübt, dass er dem Tode nahe war.
    »Am Morgen nach deiner Abreise wollte der König ausreiten, sein Pferd stand schon gesattelt im Hof, doch an der Türschwelle erfasste ihn ein Schwindel, und Nessa ließ ihn zurück in sein Gemach bringen. Es heißt, er habe befohlen, die Ebereschen zu fällen, die den Burggraben umgeben, das nahmen viele auf der Burg als Beweis dafür, dass der König verwirrt und sehr krank war. Seitdem bewacht Nessa ihn, diese Hexe. Sie braut ihm Tränke, die ihn angeblich gesund machen sollen, und niemand hat Zutritt zu ihm außer Nessa und ihrem Bruder.«
    »Sie kocht meinem Vater Tränke?«, rief Alina entsetzt. »Sie wird ihn töten – ich muss sofort zu ihm!«
    Sie sprang auf, um aus dem Zimmer zu laufen, doch zu ihrer Verblüffung stellte sich die alte Macha vor die Pforte und versperrte ihr den Weg.
    »Warte!«, sagte sie mit ungewohnt harter Stimme. »Höre zuerst, was ich dir zu sagen habe, dann kannst du entscheiden, ob du deinen Vater bemitleiden willst.«
    »Ich will nichts hören! Geh zur Seite und gib die Pforte frei!«
    »Du wirst mich jetzt anhören, Alina, denn es ist Etain, deine Mutter, die mir befahl zu reden!«
    »Meine … Mutter?«
    Alina wich zurück, erschrocken über die Veränderung, die mit Macha vorgegangen war. Die alte Magd, die ihren Schützling stets so dienstfertig und willig betreut hatte, stand jetzt in aufrechter Haltung vor ihr, die kleinen, hellen Augen hatten einen ungewohnten Glanz, und in ihren Zügen lag ein fremder Ausdruck.
    »Ja, deine Mutter! Lange Zeit hat sie gezögert, dir diese Dinge zu enthüllen. Doch jetzt ist der Moment gekommen, da du die Wahrheit erfahren sollst. Höre mir also zu, denn es ist Etain, die aus mir spricht …«
    Machas Stimme war verändert, sie klang leise und hatte einen singenden Tonfall, wie ein Märchenerzähler, der seine Zuhörer mit Worten und Tönen in ein fernes Land entführt.
    »Etain, die Tochter des Feenkönigs Mirdir, verliebte sich einst in Angus, den Herrscher des Hügellandes. Ihre Liebe war groß und voller Hingabe und wurde von Angus erwidert. Er baute für sie ein weißes Gebäude, nahe der Quelle, von rankenden Pflanzen und grünenden Büschen umgeben, dort waren sie beieinander, und ihr Glück war vollkommen. Auch Etains Vater Mirdir, der mächtige Feenkönig, dessen Reich jenseits der Schneeberge lag, wandte sich Angus in Freundschaft zu, wurde sein Waffenbruder und siegte gemeinsam mit König Angus über Drachen und Wolfskrieger.«
    Alina lauschte mit geschlossenen Augen, denn Machas Rede glich den Liedern der Feen, die sie an der Quelle gehört hatte.
    »Etain gebar dem König des Hügellands eine Tochter, und nach dem Wunsch des Vaters wurde sie Alina genannt. Bald jedoch mischte sich Streit und Kummer in das Glück, denn Angus begann auf Nessa zu hören, die Tochter eines seiner Vasallen. Nessa flüsterte ihm ein, dass seine Geliebte ja doch unsterblich und auf ewig schön sei, während er selbst alterte und seine Kraft mit den Jahren dahinschwand. Wer würde die Fee daran hindern, sich dann einen anderen Mann zu suchen? Da wurde Angus misstrauisch, und er zerstörte das weiße Gebäude. Etain und die kleine Tochter sollten bei ihm auf der Burg leben und die Feste nicht mehr verlassen, nur so glaubte er, ihrer Treue sicher sein zu können. Etain fügte sich seinem Wunsch um ihrer Liebe willen, sie stickte einen Wandbehang, der sie in den engen, dunklen Gemächern der Burg an die freie Natur erinnern sollte, deren Teil sie war. Doch in der finsteren Burg siechte sie dahin, verlor alle Kraft und war bald nur noch ein Schatten ihrer selbst. So verließ sie die Festung immer häufiger, um in Wiesen, Gewässern und Wäldern neue Lebenskraft zu schöpfen. Angus jedoch verging vor Eifersucht, denn er glaubte, sie besuchte dort draußen ihren Liebhaber. Als Etain nach einem Ausflug zur Burg zurückkehrte, fand sie die Feste von Ebereschen bewacht, die ihr die Rückkehr verwehrten.«
    Es war furchtbar, diese Dinge zu erfahren. Alina hätte Macha gern verboten, weiter zu sprechen, doch die alte Magd war nicht mehr die gleiche wie vorher, und es war deutlich, dass sie nicht schweigen würde.
    »Etain war in tiefster Verzweiflung, denn mehr als an ihrem Geliebten hing

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