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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Freude.
    »Seid willkommen, junge Herrin!«
    »Jetzt brauchen wir uns nicht mehr vor den Drachen zu fürchten!«
    »Der König wird vor Freude gesund werden, wenn er Euch wiedersieht!«
    »Macha – wo treibst du dich herum? Dein Schützling ist wieder in der Burg!«
    Die Freude des Gesindes wurde jedoch rasch von einigen scharfen Befehlen erstickt, jeder eilte wieder an seine Arbeit, noch ein kleines, frohes Lächeln auf den Lippen, das bald wieder erstarb. Die Hofleute, die die Arbeiten überwachten, betrachteten die so überraschend aufgetauchte Königstochter mit unverhohlenem Misstrauen, unsicher blickten sie zu den Eingängen und Fensteröffnungen hinüber, wo jetzt die Ritter und Adelsfrauen erschienen. Erstaunte Mienen waren dort zu sehen, die Frauen schwankten zwischen Abscheu und Empörung, die Ritter besahen die heimgekehrte Königstochter mit einer Mischung aus Mitleid und Hochnäsigkeit.
    »Lass sie glotzen«, hörte Alina Machas wohlbekannte Stimme. »Sie wissen es nicht besser.«
    Macha sah verhärmt aus, ihr Gewand, das sie stets sorgfältig wusch und flickte, war jetzt fleckig und an einigen Stellen sogar zerrissen, die Schuhe nicht aus Leder, sondern aus Holz. Als Alina ihre alte Magd umarmte, spürte sie, wie mager Macha geworden war.
    »Sie hat mich in die Ställe geschickt«, murmelte Macha zornig. »Den Schweinemist musste ich auskehren, das Wasser vom Brunnen holen. Aber sie hat es nicht geschafft, mich ganz und gar zu Boden zu drücken, denn ich wusste, dass du zurückkehren würdest.«
    Alina hatte keine Zeit, nach dem Grund für Machas Wissen zu fragen, denn oben im ersten Stockwerk des Wohngebäudes wurden jetzt die bunten Glasfenster geöffnet. Nessa trug eine hohe Haube und ein dunkelrotes, reich besticktes Kleid. Um die Schultern hatte sie sich einen grünen Mantel mit Pelzbesatz legen lassen, der jedoch weit offen stand, damit die glitzernden Ketten zu sehen waren, die sie um ihren Hals geschlungen hatte. Sie war Herrin über die Burg, solange der König sich zurückzog, das war immer so gewesen. Neu war nur, dass an Nessas Seite ihr Bruder Nemed stand, ebenso prächtig gekleidet wie die Schwester, huldvoll lächelnd und mit einem goldenen Reif um die Stirn geschmückt. Den Reif kannte Alina gut, er war mit kleinen Rubinen und Bergkristallen besetzt und gehörte ihrem Vater.
    »Habe ich es nicht vorausgesagt?«, rief Nessa laut, so dass alle im Hof es hören konnten. »Da ist sie wieder. Zu Fuß, abgerissen und zerzaust wie eine Landstreicherin. Hat er dich fortgeschickt, dein schöner Rabenkrieger?«
    »Keineswegs«, gab Alina zornig zurück. »Der Ritter Fandur hat im Dienst meines Vaters die Drachenkrieger besiegt, und ich folgte ihm, um die Schuld zu begleichen. Ich tat dies für meinen Vater und für alle Menschen, die in seinem Königreich leben. Wenn du jetzt wagst, mich zu höhnen, dann beleidigst du nicht nur den König, sondern auch das ganze Land.«
    Die stolze Antwort tat ihre Wirkung. Nessas Gesichtsfarbe wurde um einiges bleicher, dafür erschienen rötliche Flecken auf ihren Wangen. Im Hof herrschte Totenstille, das Gesinde hielt mit der Arbeit inne und lauschte atemlos dem Streit. Die Hofleute lugten ängstlich zu Nessa hinauf, die Ritter und Adelsdamen blickten verunsichert. Asa stand dicht hinter der Königin am Fenster, und Alina konnte sehen, dass sie weinte.
    »Sie hat Recht, Schwester«, ließ sich Nemed jetzt vernehmen. Er sprach mit erstaunlicher Selbstsicherheit, so als sei es für ihn etwas ganz Natürliches, neben der Königin am Fenster zu stehen, und ihr sogar vor dem ganzen Hof zu widersprechen.
    »Alina hat sich für uns und das Hügelland geopfert – sie hat ihre Ehre und ihre Jungfräulichkeit hingegeben, dafür gebührt ihr große Anerkennung. Macht also den Weg frei, damit die Königstochter bei uns eintreten kann!«
    Sein Lob war noch boshafter als Nessas Hohn, denn gegen die Beleidigung, die darin mitschwang, konnte Alina sich nur schwer wehren. Sie war einem Mann gefolgt, der ihr die Jungfräulichkeit genommen, sie aber nicht geheiratet hatte. Nach menschlichen Vorstellungen hatte sie damit ihre Ehre verloren, auch wenn sie ein Feenkind und Fandur ein Rabenkrieger war.
    Oben wurde das Fenster so heftig zugeworfen, dass die bleigefassten Scheiben klirrten – Nessa schien über die eigenmächtige Entscheidung ihres Bruders nicht gerade froh zu sein. Dass sie sich ihm dennoch fügte, gefiel Alina wenig. Welche Macht war diesem Mann während ihrer

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