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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ungestraft mit Pfeilen beschießen.
    »Du machst ja ein Gesicht, als täte dir der Bursche auch noch leid«, schalt Macha. »Hast du vergessen, dass es Nessas und Nemeds Intrigen waren, die deine Eltern entzweiten? Dass Nemed dich zur Ehe zwingen wollte?«
    Nein, das hatte sie nicht vergessen, Nemed hatte diesen schmählichen Tod verdient. Und doch war es schrecklich, denn er bewies ihr die grausame Rachsucht der Morrigan, der auch Fandur nun ausgeliefert war.
    »Komm jetzt, Mädchen! Leg diesen Mantel über und halte den Kopf schön hoch, wenn du über den Hof gehst. Du wirst staunen!«
    Unwillig ließ sie sich den weiten roten Mantel umhängen, den Macha nun auseinanderrollte und ihrem Liebling um die Schultern drapierte. Es war ganz sicher eines jener kostbaren Stücke, die Nessa heimlich aus Donns Lieferungen beiseitegeschafft hatte, denn sie selbst hatte diesen reich mit Silberfäden bestickten Umhang noch nie zuvor gesehen.
    »Nimm ihn vorn ein wenig zusammen«, flüsterte Macha, als sie durch den schmalen Treppengang zur Turmpforte gingen. »Dein Gewand hat im Kerker schwarze Schimmelflecke bekommen.«
    Fergus öffnete die eisenbeschlagene Pforte und trat dann beiseite, um den Weg für die Königstochter freizugeben. Es war später Nachmittag, und es dämmerte schon, man hatte Fackeln im Hof entzündet, in den hohen Fensternischen der Halle leuchtete Kerzenschein. Zahlreiche Menschen liefen herbei, als Alina den Hof betrat, Gesinde, Hofleute und junge Kämpfer drängten sich, die Königstochter zu begrüßen, auch die Ritter eilten herbei, und oben im Wohngebäude wurden die Fenster geöffnet, um den Damen den Blick in den Hof zu ermöglichen.
    »Da ist sie – unsere junge Herrin! Seht wie ihr Feenhaar leuchtet!«
    »Nessa, diese Hexe, hat sie in den Kerker werfen lassen. Tod und Verderben über diese Giftmischerin.«
    »Werft sie selbst in den Kerker! Sie hat unseren König dem Tode nahe gebracht.«
    »Hängt sie an die Linde! Da kann sie ihrem Bruder Gesellschaft leisten!«
    »Alina ist unsere junge Herrscherin. Sie wird den Rabenkrieger zurückbringen und ihn heiraten, damit er später unser König wird.«
    »Hoch dem jungen Herrscherpaar!«
    Wie betäubt schritt Alina durch die jubelnde Menge, sie sah Baldin, der vor Begeisterung hüpfte und ihr zuwinkte, auch Ogyn war dort, zwischen den Küchenmägden eingekeilt, blass und übernächtigt, und ganz sicher froh, seiner unlösbaren Aufgabe entkommen zu sein. Auch erblickte Alina viele der jungen Kämpfer, die sich gegen die Mauern drückten und dem Geschehen verwirrt zusahen – sie hatten gelernt, Nemed ohne Widerspruch zu gehorchen, nun aber war Nemed tot, und die Ritterschaft des Königs hatte die Macht übernommen. Asa stand oben am Fenster zwischen den Frauen und schwenkte ein hellgrünes Seidentuch – Nessa jedoch war nicht zu sehen.
    Alina hatte in ihr Schlafgemach emporsteigen wollen, um den vielen Leuten zu entkommen, denn sie wusste nur zu gut, dass sie die übergroßen Hoffnungen der Burgbewohner nicht erfüllen konnte. Doch die Ritter und Frauen ließen ihr keine Wahl, sie musste in die königlichen Gemächer eintreten, wo man in aller Eile festliche Gewänder für sie bereitlegte und die Tafel für sie und die ritterlichen Herrschaften deckte.
    »Deinem Vater geht es besser«, meldete die alte Macha, die wie ein Wiesel umherlief, Befehle gab und die Augen überall zu haben schien. »Er schläft und erholt sich – von nun an werde ich mich um ihn kümmern. Nessa ist der Zutritt zu ihm verboten.«
    Wortkarg saß die Königstochter später an der Tafel, brachte kaum einen Bissen herunter und schämte sich ihrer Feigheit, als man sie ein ums andere Mal hochleben ließ. Sie hätte den Rittern und Frauen jetzt eingestehen müssen, dass sie machtlos war und dass es kaum Hoffnung gab, den Rabenkrieger lebend wieder in der Burg zu begrüßen. Doch sie zögerte, die glückliche Stimmung der Menschen zu zerstören, und so lächelte sie und erwiderte die freundlichen Reden, gab vage Antworten auf die Fragen der Ritter und verbarg ihnen sorgsam, dass sie im Herzen zutiefst verzweifelt war.
    Fast war sie erleichtert, als Asa nach dem Mahl zu ihr trat und ihr zuflüsterte, dass Nessa sie um ein vertrauliches Gespräch bitte. Die Königin habe mehrere Truhen voller schöner Gewänder, kostbarer Geschmeide und Amulette für sie bereitgestellt und sie bitte Alina herzlich, die bescheidenen Gaben entgegenzunehmen.
    Trotz ihres Kummers musste Alina leise lachen

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