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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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verfluchten Hexe gehört. Sie ist es, die den Bogen genommen hat, auch den Köcher mit den Pfeilen hat sie an sich gebracht, um damit in ihrer Höhle zu verschwinden.«
    »Die … Hexe!«, stammelte Alina überrascht. »Bist du sicher, dass sie es war?«
    »So hat Nemed mir berichtet, mehr kann ich nicht sagen. Wenn du also deinen Bogen zurückhaben willst, dann musst du in der Höhle vorsprechen. Es wird dir nicht schwerfallen – schließlich bist du ein Feenkind und kannst im Dunklen sehen.«
    Alina schwieg enttäuscht, denn sie hatte schon geglaubt, Etain, ihre Mutter, habe den Bogen zurückgenommen. Nun also die Hexe, diese widerliche steinerne Spottdrossel. Der Gedanke daran, ihr noch einmal in der Höhle zu begegnen, war nicht gerade verlockend.
    »Wenn du mich angelogen hast, bist du die längste Zeit Königin gewesen!«, fauchte sie Nessa an.
    »Warum sollte ich so dumm sein?«, gab Nessa scheinbar ungerührt zurück, doch ihre Lider zuckten.
    Draußen vor der Kammer warteten die beiden alten Frauen, sie hatten miteinander getuschelt und verstummten angstvoll, als Alina grußlos an ihnen vorüberlief. Hastig verbeugten sie sich vor der Königstochter und beeilten sich dann, zur ihrer Herrin in die Kammer zu schlüpfen, denn es war empfindlich kühl im Flur.
    Es war spät in der Nacht, die Ritter und Frauen waren zur Ruhe gegangen, einige Mägde schliefen in den Gängen am Boden, fest in ihre Gewänder gewickelt. Neben ihnen standen Laternen, denn sie hatten die Aufgabe, den adeligen Herrschaften zu leuchten, falls sie in der Nacht ein dringendes Bedürfnis überkam. Alina stieg langsam den Treppengang zu ihrem Gemach hinauf, blieb gedankenvoll an einer schmalen Fensterluke stehen und starrte in den Nachthimmel. Ein schmaler Sichelmond lag auf dunklem Grund wie eine silberne Schale, hin und wieder zogen durchsichtige Wolken darüber hin, wie feingezupfte Wolle, die der Wind davonblies.
    Es konnte eine Lüge sein … Und doch. Wenn sie den Bogen mit der goldenen Sehne wieder in ihren Händen hatte, dazu die glatten Pfeile, die Mirdirs Feenkrieger geschnitzt hatten, dann konnte sie um Fandur kämpfen. Selbst gegen eine Göttin.

Kapitel 30
    Die Nacht war unruhig, bleiches Mondlicht wechselte mit düster verhangenem Himmel, der Wind rüttelte an den Balken und Brettern der Nebengebäude, die man nach dem Drachenkampf nur notdürftig wieder instand gesetzt hatte. Ein hölzerner Eimer rollte über den Hof, als sie zum Stallgebäude hinüberging, dort liefen ihr die Hunde entgegen, beschnüffelten sie und legten sich beruhigt wieder in den Schutz der Mauer.
    Die Stallburschen wagten nicht, ihr Fragen zu stellen, mit misstrauischen Augen sahen sie zu, wie die Königstochter ihr Pferd aufzäumte und sattelte, denn keinem von ihnen war es gelungen, das hübsche Stütchen zu zähmen. Am Burgtor jedoch brauchte sie einige Überredungskunst, denn die beiden Wächter wollten nicht einsehen, warum die Tochter des Königs bei Nacht und Sturm ausreiten wollte.
    »Zu dieser Zeit dürfen wir das Tor nicht öffnen, Herrin.«
    »Ich befehle es Euch im Namen meines Vaters!«
    Die beiden jungen Burschen waren unsicher, einer kratzte sich im verfilzten Haar, der andere blickte hilfesuchend zum hohen Wohngebäude hinüber. Doch dort waren alle Fenster dunkel. Wer gab denn nun die Befehle auf dieser verdammten Burg? Der Ritter Nemed war tot, der König krank und die Königin schien keine Gewalt mehr zu haben. Die Ritter, die seit heute früh das Heft in ihre Hände genommen hatten, lagen in tiefem Schlaf.
    »Ihr solltet nicht allein ausreiten, Herrin«, murmelte der eine. »Eine Königstochter braucht eine Eskorte.«
    »Nun macht endlich das Tor auf. Oder soll ich es selbst tun?«
    Sie hätte nicht die Kraft gehabt, den schweren Balken zu heben, dennoch machten ihre Worte Eindruck. Zögernd stellten die Wächter ihre Laternen ab, legten die Hände an den schweren Querbalken und lauschten dabei ängstlich auf das Sausen des Windes, der durch die Ebereschen fuhr.
    »Ihr wollt uns doch nicht verlassen, Herrin?«, fragte der eine bang.
    »Ich komme bald zurück!«
    Hoffentlich, dachte sie, während sich das Burgtor vor ihr öffnete und Niams kleine Hufe die hölzerne Zugbrücke betraten. Der Wind griff in ihr Haar und ließ die Mähne der Stute flattern, abgerissene Äste, an denen noch die letzten roten Beeren hingen, fegten durch die Luft. Alina wusste recht gut, weshalb der Sturm die dichte Reihe der Ebereschen beutelte, es war Etain,

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