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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Wandteppiche waren dumpf und die Figuren, die auf ihnen dargestellt waren, kaum zu erkennen.
    »Hier bin ich, Vater«, sagte sie leise.
    Sie konnte hören, wie ein Schlüssel umgedreht wurde, dann wandte sich König Angus zu seiner Tochter um.
    »Es ist schön, dich zu sehen, Alina«, sagte er leise. »Wie dein Haar leuchtet. Rotes Gold. Fast scheint es, die Sonne ginge unter.«
    Er stand vor einem hohen schwarzen Möbelstück mit silbernen Beschlägen und zwei verschließbaren Türen, das er vor vielen Jahren hatte anfertigen lassen. Er bewahrte darin seine Schätze auf, Dinge, die Alina noch niemals zu sehen bekommen hatte, vielleicht sogar solche, die er auch Nessa nicht gezeigt hatte. Neben dem Schrein lag der dunkle Kettenpanzer am Boden, daneben auch das Schwert und der königliche Schild, auf gelbem Grund grinste der schwarze Eber.
    »Besser wäre, die Sonne ginge auf«, gab Alina zurück.
    Er schob den Schlüssel in den Ärmel seines Gewands und zeigte dann zu einem Hocker, auf dem sie sich niedersetzen sollte. Er selbst blieb stehen, den Kopf geneigt und im schwachen, flackernden Licht erschien ihr sein Gesicht fremd, als sei er um viele Jahre gealtert, seit er zu diesem Kampf fortgezogen war.
    »Zeiten kommen und gehen«, sagte er düster. »Nichts bleibt, wie es einmal war, das wirst auch du nun lernen müssen. Aus Freundschaft wird Zwietracht, aus Liebe wird Hass, und dem Frieden folgt der Krieg. Wir haben den Frieden lange bewahrt, Alina. Nun aber werden wir kämpfen müssen.«
    »Das weiß ich, Vater …«
    Er schien sie gar nicht gehört zu haben, sondern setzte seine Rede fort.
    »Heute haben wir gesiegt, wenn auch unter großen Verlusten. Doch sie werden wiederkommen. König Aidon, den ich einst unterworfen habe, ist gestorben, und sein Sohn Branno hat die Herrschaft übernommen. Er ist jung und übermütig, und hinter ihm steht eine Bande junger Burschen, die es genau wie ihn gelüstet, mein Land zu erobern.«
    »Wir brauchen Verbündete …«, meinte sie vorsichtig.
    Doch auch dieses Mal achtete er nicht auf das, was sie sagte.
    »Auch in meinem Land gibt es junge Männer, die es dazu drängt, in den Kampf zu ziehen. Noch heute werde ich Boten aussenden, die Söhne der Bauern und Handwerker will ich zu Kriegern ausbilden lassen, die Garnisonen meiner Burgen ziehe ich am wandernden Fluss zusammen, denn von dort droht uns die Gefahr.«
    »Bist du sicher, dass die Feinde nur aus dieser Richtung kommen werden?«
    Jetzt endlich blickte er sie an, und sie erschrak, denn im Gegensatz zu seinen Reden erkannte sie in seinen Augen eine tiefe Hoffnungslosigkeit.
    »Ich werde kämpfen so lange ich das Leben habe, Alina«, versicherte er und sah zu Wehr und Waffen hinüber, die am Boden lagen. »Doch ich bin nicht mehr jung wie damals, als ich alle Feinde mit leichtem Mut und starker Hand besiegte. Du, Alina, bist mein Kind, mein eigen Fleisch und Blut, und ich will, dass du die Königin meines Landes wirst.«
    Sie erschrak, denn es klang fast so, als habe er sich selbst schon aufgegeben.
    »Aus diesem Grund habe ich befohlen, dich auf eine Heirat vorzubereiten«, fuhr er fort, bevor sie etwas erwidern konnte. »Ich werde deinen Ehemann sorgfältig auswählen, denn er wird den Kampf weiterführen, wenn er erst König ist. Einer der Ritter meines Landes wird es sein, durch Klugheit und Mut muss er sich auszeichnen, ein glänzender Kämpfer, ein guter Heerführer …«
    »Du … du willst mich verheiraten?«, rief sie entsetzt. »Aber ich … es ist … es ist noch viel zu früh.«
    Er lächelte zum ersten Mal und strich ihr sanft über das Haar.
    »Habe keine Sorge, meine Kleine. Ich werde dir keinen Ehemann auswählen, den du verabscheuen musst. Er soll dir gefallen, Alina.«
    Sie hatte das Gefühl, dass seine streichelnde Hand schwer wie ein Stein auf ihr lastete.
    »Aber mir gefällt keiner deiner Ritter …ich mag sie alle nicht!«
    Es gab nur einen, der ihr gefiel. Den Einzigen, nach dem sie sich sehnte. Der sie auf seinen Flügeln durch die Nacht getragen hatte. Doch von dem musste sie schweigen.
    »Du machst mir Kummer, wenn du so störrisch bist«, sagte Angus unzufrieden und zog die Hand zurück. »Ich will dich nicht zwingen müssen, denn das täte mir sehr weh. Auch machst du dir selbst damit das Leben schwer, denn wenn du schon deinem Vater nicht gehorchen willst, wie hart wird es dir dann werden, dich dem Willen deines Ehemannes zu fügen.«
    Aha, jetzt begriff sie, weshalb Ogyn ihr ständig von den

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