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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Pflichten einer Ehefrau erzählte. Es war nicht Nessa, die ihn dazu angestiftet hatte, es war ihr Vater gewesen. Wieder und immer wieder ihr Vater, der doch behauptete, sie über alles zu lieben.
    »Du bist aus königlichem Geblüt, Alina. Dennoch will ich, dass du deinem Ehemann untertan sein sollst. Glaube nicht, dass dein leuchtendes Haar dir das Recht gäbe, über deinen Mann zu bestimmen «, redete er weiter auf sie ein. »Nimm dir ein Beispiel an Nessa, sie ist mir eine gute Ehefrau, auch wenn sie zu unserem Unglück keinen Sohn gebären kann …«
    Nessa! Alina dachte an die kostbaren Waren, die ihre Stiefmutter stets für sich selbst beiseiteschaffte, bevor der König sie zu sehen bekam. Ja, Nessa fügte sich seinem Willen. Dafür trachtete sie heimlich danach, ihn zu betrügen.
    »Mit dieser Heirat ist niemandem geholfen«, wehrte sie sich. »Wir brauchen mächtige Verbündete, allein werden wir die Wolfskrieger nicht bezwingen können.«
    Der König machte eine ärgerliche Bewegung mit dem Arm, als wolle er ihre Worte in der Luft zerteilen. Doch Alina war nicht mehr bereit, länger zu schweigen.
    »Donn, der Händler, kam vorgestern in die Burg, und er hat mir eine Botschaft an dich ausgerichtet, Vater …«
    »Dir? Weshalb nicht der Königin?«
    »Weil ich Etains Tochter bin!«
    Sie bewegte sich auf gefährlichen Pfaden, das wusste sie. Ihr Vater wich überrascht einige Schritte zurück, dabei stieß er mit dem Rücken gegen den schwarzen Schrein und verharrte dort ohne eine Bewegung. Doch seine Augen hatten jetzt ein seltsames Funkeln, das Zorn, aber auch Furcht bedeuten konnte.
    »Donn hat am steinernen Meer einen jungen Drachen gesehen, Vater. Ich weiß, dass diese Bestien damals gemeinsam mit den Wolfskriegern gegen uns kämpften, und es ist möglich, dass sie …«
    Er unterbrach sie hastig und mit rauer Stimme.
    »Was redest du für Unsinn? Es gibt keine Drachen!«
    »Donn ist kein Lügner, Vater. Wo ein Drache ist, da können auch viele andere sein …«
    Sie hätte gern erzählt, was sie in der Nacht gesehen hatte, doch sie scheute sich, Fandurs heimliche Besuche zu erwähnen.
    »Du hast geträumt, Alina«, sagte ihr Vater jetzt mit sanfter Stimme. »Es war ein schlimmer Tag für uns alle, Mädchen. Leg dich jetzt zu Bett und ruhe dich aus …«
    »Aber verstehst du denn nicht«, rief sie laut und sprang von ihrem Hocker auf. »Wenn die Drachen sich mit den Wolfskriegern verbünden, dann können uns nur andere Zwischenwesen helfen. Vielleicht die Zwerge, besser aber wäre es, nach den Feen zu suchen. Es soll noch einige wenige Feen hier geben …«
    Es war nicht das flackernde Licht der Hängelampe, das ihre Augen täuschte. König Angus zitterte. Er hatte die Augen weit aufgerissen, als sähe er den leibhaftigen Tod vor sich, und seine Hände bebten so, dass er die Lehne eines geschnitzten Stuhles ergriff, um daran Halt zu finden.
    »Feen?«, flüsterte er, als dürfe man dieses Wort nicht mit lauter Stimme aussprechen. »Was redest du von Feen? Es gibt sie nicht, es sind Hirngespinste. Geschichten alter Weiber, die im Winter zusammenhocken und Flachs spinnen.«
    »Und weshalb hast du dann Ebereschen um die Burg pflanzen lassen?«, schleuderte sie ihm trotzig entgegen.
    »Geh!«, keuchte er, schwer über den Stuhl gelehnt. »Geh mir aus den Augen. Ich will dein Haar nicht mehr sehen müssen, deine silbrige Haut, deine grün gefiederten Augen. Geh!«
    Erschrocken wich sie zurück, denn sie fürchtete um ihn. Er sah krank und sehr erschöpft aus, wie hatte sie ihn so in Rage bringen können, dass er solch schreckliche Dinge zu ihr sagte?
    »Verzeih mir, Vater.«
    Mehr brachte sie nicht heraus, bevor sie leise an ihm vorbei zur Tür lief. Kaum war jedoch die schwere Pforte hinter ihr zugefallen, da vernahm sie das zornige Gebrüll des Königs.
    »Ogyn! Schafft diesen Schwachkopf herbei. Zerrt ihn an den Füßen die Treppen hinab. Schleift ihn auf seinem feisten Hintern herbei. Ich habe mit ihm zu reden!«
    Es klang weder krank noch schwach, sondern einfach nur maßlos wütend. Ihr Vater schien die düstere Stimmung überwunden zu haben. Mit einem Zornesausbruch, wie so oft.

Kapitel 9
    Schweigend ließen die Burgbewohner die Wut ihres Herrschers über sich ergehen. Jeder kannte die wechselnden Stimmungen des Königs, er war gütig, wenn er froh gelaunt war, nagte der schwarze Kummer an seiner Seele, so verbarg er sich vor allen, denn er schämte sich seines Zustandes. Doch wenn er zu toben begann,

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