Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Barden gegenüber glücklicherweise wohlgesonnen, deshalb schnitten sie mir nicht die Kehle auf. Außerdem waren sie ein schlaffer Haufen, und es gelang mir zu entfliehen. Aber zuvor erfuhr ich, daß sie närrisch genug gewesen waren, eine Woche zuvor eine Gruppe Plenimaraner zu überfallen. Sie wurden jedoch nicht niedergemetzelt, wie das bei den Seeleuten üblich ist, und sei es nur der Übung wegen, sie wurden rekrutiert mit Schwüren, Wein und Gold. Die Plenimaraner gingen sogar so weit, ihnen Kopfgeld zu bieten für jeden weiteren Freibeuter, den sie für die Sache gewinnen konnten.«
»Das ist ja ein zusammengewürfelter Haufen, den sie sich zusammentrommeln!« rief Nysander wenig begeistert aus. »Sie werden alle gegeneinander aufhetzen, und Nachbarn werden sich gegenseitig niedermachen.«
»Dann marschieren sie ein und erledigen den Rest«, fügte Seregil hinzu. »Nachdem Alec und ich Asengai entflohen waren, trafen wir Erisa und Micum in Wolde. Sie waren die Küste entlang bis Syr gezogen und brachten ähnliche Nachrichten. Außerdem wußte sie von einem Beutezug in Richtung des Meeres ohne Fische. Sie kann sich auch keinen Reim auf all das machen. Ihren Worten zufolge lagerte Mardos eine Woche lang auf der Insel Sark auf seinem Weg den Ösk hinauf zum Schwarzwassersee. Ich kenne die Gegend nicht, aber Micum berichtet, daß es dort nichts weiter gibt als die Ruine einer alten Handelskolonie. Es ist schwer, sich vorzustellen, daß sich Mardus eine ganze Woche damit beschäftigt.«
»Und Micum?«
»Er wußte die seltsamste Geschichte zu berichten. Als er am Ravensfell war, beobachtete er dort eine Kompanie Seeleute, die in voller Kampfausrüstung auf den Paß zuritt. Wenn sie nicht gekommen waren, um zu erobern, was von den Hâzadriëlfaie übrig war, kann ich mir nicht vorstellen, was sie sonst dort zu finden hofften.«
Seregil hielt inne, aber Nysander gab ihm ein Zeichen, fortzufahren. »Das bringt uns zum Bankett des Bürgermeisters. Alec sagte mir, daß er schon davon berichtete, aber es gibt noch einige Details, die ich hinzufügen möchte.«
»Ich vermute, du sprichst von der Karte«, meinte Nysander.
»Ja, sie lag ganz offen in Mardus’ Feldkiste. Dort waren Orte markiert bei Wolde, Kerry, Sandir Point, Syr und jedes der Berggüter.«
»Das klingt recht ordentlich gemacht«, bemerkte Nysander.
»Aber noch interessanter war eine andere Karte, die in seiner Depeschenkassette weggeschlossen war. Darauf waren einige Punkte eingezeichnet: auf der Insel Sark, ein weiterer nördlich von Ravensfell und einer in den Schwarzwassersümpfen. Der letzte war eingekreist. Kannst du dir darauf einen Reim machen?«
»Höchst seltsam«, meinte Nysander und strich sich über den Bart.
»Nach Boersby ging Micum zurück in die Sümpfe. Er hatte vor, danach hierher zu kommen.«
»Wann hast du ihn zum letztenmal gesehen?«
»Er verließ uns in Boersby, laß sehen.« Seregil dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er ungeduldig den Kopf. »Verdammt! Ich kann noch immer nicht klar denken. Alec, wie lange ist das her?«
Alec rechnete zurück. »Gut zwei Wochen.«
»Dann sollte er bald hier sein«, sagte Nysander, aber etwas an seinem Blick fiel Seregil auf.
»Was ist, Nysander?«
»Hm? Oh, nichts. Ist das alles, was du zu berichten hast?«
»Nein. Ich glaube, diese Banditen, die uns bei Stook angriffen, waren plenimaranische Agenten. Die Leichen, die wir durchsuchten, sahen zu typisch aus. Sie hatten neue Waffen und Kleidung, alles in der Gegend gefertigt, wenig Geld oder persönlichen Besitz. Als wären sie einfach in den Folcwine-Wald geritten und hätten sich dort am Tag zuvor eingekleidet. Die ganze Situation stinkt.«
»Ich hatte in der Vergangenheit oft Gelegenheit, mich auf deinen Instinkt zu verlassen.«
»Ehe der plenimaranische Abgesandte nach Wolde kam, gab es plötzlich viel mehr Überfälle auf die Karawanen«, fügte Alec hinzu.
Seregil nickte trocken. »Alles zusammengenommen scheint es mehr als ein Zufall zu sein, daß diese Halsabschneider aus dem Nichts auftauchen, um kurz darauf von den gut gerüsteten Seeleuten vertrieben zu werden.«
»Ich verstehe«, meinte Nysander. »Dann bist du der Meinung, daß Plenimar den Städten im Norden eine Grund liefert, Verbündete zu suchen?«
»Ja.«
»Noch etwas?«
»Nur noch das eine.«
Seregil zog sein Nachthemd am Hals auf und blickte hinunter auf die Narbe.
Nysander ging zum Fenster und sah hinaus. »Ich fürchte, ich muß dich hier
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