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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Tage vor uns haben.«
    Obwohl Seregil keine Miene verzog, spürte Alec doch, daß er mit seiner Frage wieder etwas berührt hatte, worüber Seregil nicht reden wollte.
    Sie richteten sich ein für die Nacht und teilten sich die Wärme unter den Decken, während der Wind durch die Ebene heulte.
     
    Am folgenden Morgen übte Alec erneut das Fangen der Münzen, aber seine Finger waren zu klamm.
    »Sobald wir nach Wolde kommen, sollten wir dir ein Paar Handschuhe besorgen«, meinte Seregil, der an dem dürftigen Feuer hockte. Er hob die Hände, um die Lederhandschuhe zu zeigen, die er trug. Der Junge erinnerte sich, daß er sie auch gestern schon getragen hatte. »Laß mich deine Hände sehen.«
    Er nahm Alecs Hände und betrachtete die Handflächen, mißbilligend schnalzte er mit der Zunge, als er die Schwellungen und Risse sah.
    »Das kommt von der rauhen Lebensweise. Sieh dir meine Hände an, sie sehen aus, als hätte ich noch niemals hart gearbeitet. Aber du! Wir könnten dich in die feinsten Kleider stecken, doch deine Hände würden dich verraten, ehe du auch nur ein Wort gesprochen hättest.«
    »Darüber werde ich mir wohl nie Gedanken machen müssen. Aber diese Tricks gefallen mir. Kannst du mir noch etwas anderes zeigen?«
    »Nun gut. Sieh auf meine Hand.« Ohne den Arm, der auf seinem Knie lag, zu bewegen, trommelte er kurz mit den Fingern, als ruhten sie auf einem unsichtbaren Tisch.
    »Was sollte das?« fragte Alex verwundert.
    »Ich sagte dir soeben, daß du die Pferde fertig machen sollest. Und das …« Er hob den rechten Zeigefinger und kratzte sich am Kinn, dann blickte er ein wenig nach links und zog den Finger zum Ohr. »Das bedeutet, daß von hinten Gefahr droht. Natürlich ist nicht jedes Zeichen so einfach. Aber sobald du das Prinzip begriffen hast, kannst du dich unterhalten, ohne daß jemand mithören kann. Wenn wir uns zum Beispiel in einem Raum mit vielen Leuten aufhalten und ich dir etwas mitteilen will, würde ich deine Aufmerksamkeit erregen und dann das Kinn ein wenig senken, so. Versuche du es jetzt. Nein, das ist zuviel. Da könntest du genausogut brüllen! Ja, so ist es besser. Nun das Zeichen für die Pferde. Gut!«
    »Bedienst du dich oft dieser Sprache?« fragte Alec und übte das Pferdezeichen mit mäßigem Erfolg.
    Seregil schmunzelte. »Du wärst überrascht.«
     
    Sie brachen auf und galoppierten über die Ebene. Die Eintönigkeit der Gegend beunruhigte Seregil, aber Alec schien sich auszukennen. Am Vorabend hatte er die Quelle gefunden, und das bestärkte Seregils Vertrauen in die Fähigkeiten seines Begleiters, daher ließ er seine Zweifel nicht laut werden.
    Der Junge behielt den Himmel im Auge, suchte jedoch stets auch den Horizont nach ihm vertrauten Zeichen ab, die Seregil nur ahnen konnte. Wenn er in Ruhe gelassen wurde, war Alec eher schweigsam und schien zufrieden damit zu sein, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    Das allerdings war nicht alles, was ihn beschäftigte, wie sich herausstellte. Als sie, kurz ehe die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, an einem weiteren kleinen Quell anhielten, wandte er sich an Seregil, und als führte er den Gedanken einer in diesem Augenblick geführten Unterhaltung fort, fragte er: »Wirst du in Wolde als Barde arbeiten?«
    »Ja. In der Gegend um Woldesoke kennt man mich als Aren Windover. Hast du schon von mir gehört?«
    Alec sah ihn skeptisch an. »Du bist Aren Windover? Ich hörte ihn im vergangenen Frühjahr auf dem Fox singen, aber er sah dir nicht ähnlich.«
    »Nun, ich sehe Rolan Silberblatt jetzt auch nicht sehr ähnlich, nicht wahr?«
    »Das ist richtig«, gestand Alec ein. »Wie viele Namen hast du denn?«
    »Oh, ganz nach Bedarf. Und glaube mir, Aren und ich sind ein und derselbe. Ich werde es dir beweisen. Welches meiner Lieder gefiel dir am besten?«
    »›Die Lady von Araman‹«, antwortete Alec, ohne zu zögern. »Die Melodie ist mir noch nach Wochen immer wieder in den Sinn gekommen, aber an den Text kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Nun denn, ›Die Lady von Araman‹«, Seregil räusperte sich und begann mit voller Tenorstimme das Lied. Nach einer Weile sang auch Alec mit.
     
    Übers Meer kam Araman
    mit seiner Streiterschar
    Auf einem Schiff schwarz wie die Nacht,
    das blutrot besegelt war.
    Dem Ruf der Ehre folgten sie
    zu Simras Küste ohne Glück,
    Von hundert grimm’gen Kriegern
    kehrte keiner mehr zurück.
     
    Ehre ist ein teures Gut,
    ihr Preis ist oftmals Pein und Blut.
    Ein Krieger zahlt

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