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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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genauer anzusehen. »Ich glaube, mein Freund hier ist der gleichen Meinung. Sehen wir sie uns einmal näher an.«
    Die Pferdehändlerin freute sich sichtlich über Seregils Worte, steckte den Saum ihres wollenen Rocks in den Gürtel und kletterte über den Zaun.
    Seregil folgte ihr in die Herde, tätschelte Pferdehälse und Flanken und sang dabei leise vor sich hin. Alec staunte, wie sich die Pferde durch seine Berührung und seinen Gesang beruhigten. Einige Pferde drängten sich um Meisterin Byrn.
    »Wie Ihr selbst seht, ist das einfach nur eine Bande von zu groß geratenen Fohlen«, sagte sie und lächelte Alec über die Rücken der Tiere hinweg an. »Die meisten stammen aus der Nördlichen Zucht; hier und da ist auch ein Tropfen ’Faie mit im Blut. Es sind kräftige und kluge Tiere. Ich bezweifle, daß Ihr zwischen Rhíminee und Cirna bessere findet.«
    Alec schlenderte zwischen den Pferdeleibern hindurch und bemühte sich, unter den Pferden, die ihm gefielen, jene zu finden, die gutmütig und treu erschienen. Als er die Hand ausstreckte, um ein helles Fuchsfohlen zu streicheln, erhielt er plötzlich von hinten einen Schubs, daß er fast zu Fall kam. Eine dunkle Pferdenase schob sich unter seinen Arm, und eine braune Stute knabberte an seiner Gürteltasche!
    »He, Fleck!« schrie die Pferdehändlerin. »Nimm deine Nase da raus, du Taugenichts!«
    Die Stute, ein Tier von durchschnittlichem Äußerem, blickte Alec sehnsuchtsvoll an, während sie sich zur Seite drückte. Ihm gefiel das Tier wegen der koketten Haltung der Ohren. Deshalb streckte er eine Hand nach ihr aus, und wieder erhielt er einen Schubs mit der Schnauze unter dem Arm. Fleck schnupperte erneut an seinem Gürtel.
    »Sie ist hinter dem Leder her«, gestand die Pferdehändlerin. »Sie ist so verrückt danach wie andere Pferde nach Äpfeln. Lederzaumzeug kaut sie immer wieder durch. Davor muß ich Euch warnen.«
    »Sie macht aber einen guten Eindruck«, bemerkte Seregil, der sich zu ihnen gesellte, um sich das Tier genauer anzusehen.
    Kritisch musterte Alec Gelenke und Flanken, und dabei fiel ihm gleich hinter der rechten Hinterhand ein unregelmäßiger Fleck weißen Haares von der Größe einer Kinderhand auf.
    »Woher hat sie denn diese Narbe?« fragte er.
    Die Frau strich mit der Hand zärtlich über das Mal. »Letzten Winter sind Wölfe in meine Koppel eingebrochen. Drei Fohlen haben sie gerissen, ehe wir mit den Fackeln zur Stelle waren. Der eine hat sie dort gebissen, wofür sie ihm mit einem Huftritt den Schädel eingeschlagen hat. Sie ist ziemlich temperamentvoll, meine Fleck, aber sie hat einen weichen, kraftvollen Schritt, den sie den ganzen Tag über durchhalten kann. Sattelt sie, junger Herr, und seht selbst, ob sie Euch gefällt.«
    Eine Runde im Galopp über das freie Feld rund um den Markt reichte aus, um Alec zu überzeugen. Die Stute ging brav unter seiner Hand und reagierte ausgezeichnet auf die Zügel.
    »Damit ist wohl alles geregelt«, sagte Seregil zufrieden, als er den Preis bezahlte.
    Alec sattelte um, packte auch sein Reisegepäck auf Fleck, dann hängte er sich den Bogen über eine Schulter und folgte Seregil auf die Straße, die nach Cirna führte.
    Mehrere Meilen außerhalb der Stadt bogen sie auf eine Straße ein, die in die Berge hinaufführte. Seregil schien es nicht eilig zu haben, und so ritten sie gemütlich dahin, ließen die Pferde das Tempo bestimmen und genossen den kühlen, klaren Nachmittag.
    Der Winter zog nun auch in Skala ein, aber immer noch trug die leichte Brise den Duft von Speckseiten in der Räucherkammer, von frischem Heu und den säuerlichen Geruch aus den Mostpressen mit sich, nach dem die Einzelgehöfte dufteten, an denen sie auf ihrem Weg vorbeikamen.
    Sie waren eine ganze Weile in zufriedenem Schweigen geritten, als sich Seregil Alec zuwandte und ihn fragte: »Ich schätze, du wunderst dich, warum ich es dir nicht früher gesagt habe?«
    »Du erzählst doch nie viel über dich selbst«, erwiderte Alec ein wenig vorwurfsvoll. »Ich habe mich daran gewöhnt, gar nicht erst zu fragen.«
    »Feine Manieren und Rücksichtnahme bringen dir bei mir nicht viel ein«, verriet ihm Seregil. »Frag mich einfach, was du wissen willst.«
    »Nun gut. Also, warum hast du mir nicht früher davon erzählt?«
    »Nun, zunächst, weil du so viele falsche Vorstellungen von den ’Faie hattest«, antwortete Seregil. »Du hast anscheinend geglaubt, wir wären alle große Magier oder kleine Feenwesen, die ständig Nektar

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