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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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lehnte sich zurück in seinen Stuhl. »Es gibt einen Mann in der Straße des Hirschen, einen Fälscher, der vermutlich die Dokumente schrieb, die Seregil in den Turm brachten. Seregil hatte geplant, ihn heute nacht selbst zu besuchen, nun will er, daß wir die Sache ohne ihn in die Hand nehmen.«
    »Aber wir können die Beweise nicht vorlegen«, warf Alec ein. »Barien würde behaupten, wir hätten uns alles ausgedacht, um Seregil zu entlasten.«
    Myrhini blickte hinaus auf den grauen Himmel über dem schlammigen Garten, der stetig heller wurde. »Ihr braucht jemanden an der Spitze der Blauröcke. Jemanden, der nicht allzu viele Fragen stellt.«
    »Ja, so stellte ich mir das vor«, bestätigte Micum. »Allerdings birgt die Sache Gefahren. Wenn du damit nichts zu tun haben willst, kann ich das gut verstehen.«
    Mit ungeduldiger Geste schlug Myrhini die Warnung aus. »Wie es der Zufall will, gibt es einen Hauptmann der Wache, der mir nur zu gerne einen Gefallen täte. Und die Straße des Hirschen liegt in seinem Revier – einen Fälscher zu fangen, der den Adel erpreßt, brächte ihm eine Auszeichnung.«
    Micum lächelte wissend. »Nun, genug geredet. Wir lassen von uns hören, sobald wir sicher sind, wer der Mann ist. Dann kannst du mit dem Hauptmann reden. Alec und ich spielen die Bluthunde, und er kommt zum Schuß. Du mußt allerdings dort sein. Der Hauptmann darf uns weder sehen noch erfahren, daß wir in die Sache verwickelt sind.«
    »Oh, ich werde da sein.« Myrhini erhob sich. »Eine der königlichen Prinzessinnen zum Befehlshaber und zur Freundin zu haben, erweist sich gelegentlich als Vorteil.«
     
    Eine Stunde später stand Alec im kalten, winterlichen Nieselregen in der Straße des Hirschen. Hier standen einfache, gepflegte Mietshäuser; fünf Stockwerke hoch, aus Holz und Stein um kleine Innenhöfe errichtet.
    Er trug die Kleidung eines Jungen vom Land aus gutem Hause und fragte in der Straße voller Aufregung nach dem Weg. Man schickte ihn zu einem weiß getünchten Gebäude am dritten Block. Dort eilte er in den Innenhof. Er sah über einer der Türen im Erdgeschoß einen Messingmörser hängen. Die Läden waren nicht geschlossen. Mit einem kurzen Stoßgebet zu Illior, dem Gott der Diebe, öffnete er die Tür und stürmte in das kleine Geschäft.
    In dem niederen Raum roch es stark nach Kräutern und Ölen. Ein Junge stand an einem Tisch am hinteren Ende des Geschäfts und erhitzte etwas über einer Lampe.
    »Ist das die Apotheke?« fragte Alec atemlos.
    »Ja, aber Meister Alben frühstückt noch«, erwiderte der Junge, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen.
    »Ruf ihn bitte!« flehte Alec. »Ich muß Medizin holen. Meine arme Mutter hat seit gestern abend Blutfluß, der durch nichts zu stillen ist!«
    Der Lehrling starrte Alec an. Sogleich stellte er die Pfanne beiseite und verschwand durch einen Vorhang, wenig später kehrte er mit einem graubärtigen Mann mit Halbglatze zurück.
    »Meister Alben?« fragte Alec.
    »Der bin ich«, erwiderte der Mann kurz und entfernte mit den Fingern Brotbrösel von seinem Hemd. »Was ist denn das für eine Aufregung so früh am Morgen?«
    »Es ist wegen meiner Mutter. Sie blutet stark!«
    »Das erzählte mir Durnik bereits, Junge«, sagte Alben. »Wir können uns nicht leisten, Zeit zu verschwenden. Bleib ruhig. Blutet sie aus der Nase, den Ohren, dem Schoß?«
    »Aus dem Schoß. Wir kommen vom Land und wußten nicht, wo eine Hebamme zu finden war. In der Herberge sagten sie, Ihr hättet Kräuter …«
    »Ja, ja. Durnik, du kennst die Gläser.«
    Der Lehrling holte drei Gläser von einem Regal, und der Apotheker maß die Kräuter und Pulver in einen Mörser. Alec ging zum Fenster und rang mit geschickt zur Schau gestellter Ungeduld die Hände.
    Im Hof sah er, wie die anderen Bewohner der Häuser den Tag begannen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes schlenderte Micum, als suche er nach einer bestimmten Adresse. Als er Alec am Fenster entdeckte, ging er langsam auf den Abfallhaufen in der Ecke des Hofes zu.
    Alec trat an den Arbeitstisch. »Geht es nicht schneller?« flehte er.
    »Geduld!« sagte Alben, der noch immer die Medizin herrichtete, kurz angebunden. »Wenn das Mischungsverhältnis nicht stimmt, hat alles keinen Sinn – Bei den Vieren! Ist das Rauch?«
    In diesem Augenblick ertönte der Ruf ›Feuer‹ im Hof, gefolgt von Schreien und dem Getrappel laufender Menschen. Der Apotheker ließ den Stößel fallen und rannte zur Tür.
    Der Abfallhaufen stand

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