Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
hager mit struppigem, ergrauenden Haar und einem langen, düsteren Gesicht. Sein Gefährte war ein kräftiger Mann mit rotem Gesicht und einer runden Glatze, die ein Ring aus lockigem, braunen Haar umgab.
»Das werden sie sein«, flüsterte Seregil. »Spiele deine Rolle gut, mein Freund. Ich bezweifle, daß wir eine zweite Chance bekommen.«
Die Reiter machten aus ihrer Absicht kein Hehl. Als sie am Rande des Geröllhaufens angelangt waren, saßen sie ab und zogen die Schwerter.
»Wie geht es deinem Freund, Junge?« fragte der Glatzköpfige und sah hoch zu Alec.
»Er stirbt, du verdammter Hurensohn! Kannst du ihn nicht in Frieden lassen?« fuhr Alec ihn mit gekonnt furchterfüllter Stimme an.
»Wir wollen ihn doch nicht leiden lassen, Kleiner«, meinte der andere gelassen. Sein selbstsicheres, teilnahmsloses Auftreten glich dem Micum Cavishs, Töten war offenbar sein Geschäft. »Dann müssen wir uns noch um dich kümmern, nicht wahr?«
»Was wollt ihr von uns?« stammelte Alec und packte den Schwertgriff fester.
»Ich habe nichts gegen dich oder deinen Freund«, erwiderte der Graue und begann, auf den Geröllhaufen zu klettern. »Aber es gibt ein paar Leute, die es nicht gerne haben, wenn man seine Nase in ihre Angelegenheiten steckt. Sei ein guter Junge, und du wirst einen raschen Tod haben.«
»Ich will nicht sterben!« Alec erhob sich und schleuderte den Männern mit der Linken einen Felsbrocken entgegen. Sie wichen ihm aus, und Alec fuhr zurück, als wolle er sich zur Flucht wenden.
»Kümmere dich um den anderen, Trake«, wies der Graue an und zeigte auf Seregil, der sich noch immer nicht rührte, als läge er im Sterben. »Ich übernehme den Welpen hier.«
Alec wich einige Schritte zurück und blieb dann wie angewurzelt stehen, scheinbar starr vor Angst. Er wartete, bis sein Gegner nahe genug war, dann führte er einen raschen Streich gegen ihn.
Der Boden unter ihm gab jedoch ein wenig nach, und die Wucht des Streichs genügte nicht, den Mann zu töten, aber er traf den Burschen hart an den Rippen und brachte ihn zum Wanken. Der Graue versuchte, mit den Füßen Halt zu finden und führte einen Hieb gegen Alec, fiel aber und schlug hart am Rande der Klippe auf.
In diesem Augenblick ertönte ein unterdrückter Schrei hinter Alec, er wagte es aber nicht, sich umzusehen. Sein Gegner hatte sich gefangen und kam wieder auf ihn zu.
»Du steckst ja voller Tricks«, knurrte er. »Ich werde dich in deine eigenen Eingeweide wickeln und ramme dir den …«
Alec wußte, daß er gegen den Kämpfer keine Chance hatte. Er zögerte nicht, nahm einen weiteren faustgroßen Stein und schleuderte ihn dem Angreifer entgegen. An der Stirn getroffen, taumelte der Assassine einen Schritt zurück und rutschte auf den Rand der Klippe zu. Es gelang ihm nur kurz, zum Halten zu kommen, denn sein Fall hatte weitere Steine ins Rutschen gebracht. Mit schleifendem Rumpeln gab ein großer Teil des Geröllhaufens direkt zu Alecs Füßen nach und nahm den Kämpfer mit über die Klippe.
Alec ruderte verzweifelt mit den Armen und glitt mit den Füßen voran dem Tod entgegen. Vor Entsetzen konnte er keinen Ton von sich geben, er starrte hilflos in den feuerroten Himmel und war sicher, daß es das letzte war, das er in diesem Leben sehen würde.
Plötzlich fühlte er, wie ihn eine starke Hand an seiner linken Schulter packte. Er griff danach und rutschte noch etwas weiter, ehe er zum Halten kam. Seine Füße ragten bereits über den Abgrund hinaus. Er wagte kaum zu atmen.
Als er hochsah, entdeckte er Seregil, der mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Bauch lag, das Gesicht weiß von Staub und Angst.
»Rühr dich nicht«, flüsterte Seregil. »Roll dich vorsichtig auf die Seite, auf die Pferde zu. Wir sind nicht weit entfernt vom festen Boden. Achte darauf, daß du dein Schwert nicht verlierst.«
Lose Steine gaben bedenklich nach, als sie vorsichtig auf den schmalen Streifen Straße zurollten, die der letzte Abgang hinterlassen hatte. Kaum waren sie dort angekommen, als wieder eine Schicht Geröll nachgab. Sie halfen sich gegenseitig auf die Füße und brachten sich so rasch sie konnten in Sicherheit, während ein weiterer Teil der Felsblöcke in die Tiefe donnerte und den Leichnam des zweiten Angreifers mit sich nahm, den Seregil überrascht und getötet hatte.
Sie hielten sich immer noch an den Händen, als sie zusahen, wie die letzten Steine die Klippe hinunterfielen.
»Ich weiß nicht, wie oft an einem Tag ich es noch
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