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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Seeseite.
    »Seregil! Seregil, wo bist du?« schrie Alec und betete, daß er von jenseits des Geröllberges eine Antwort bekam. Er wollte sich nicht daran denken, daß Seregil vielleicht unter dem Geröll begraben lag.
    Mit wachsender Verzweiflung sah er sich um, bis er einen Farbtupfen inmitten des Haufens entdeckte, genau am Rande der Klippe.
    Es schien ein Stück rotes Tuch zu sein von genau der Farbe, die Seregil getragen hatte.
    Er stieg über Steine hinweg und fand Seregil, der halb bedeckt von Geröll und Staub auf der Seite lag. Blut sickerte ihm über die Stirn von einem Schnitt in der Kopfhaut.
    »Schöpfer sei gnädig!« stöhnte Alec und räumte die Felsbrocken von Seregils Brust. »Bitte sei nicht tot! Bitte!«
    Seregils rechte Hand bewegte sich, und er öffnete ein Auge.
    »Den Vieren sei Dank!« stieß Alec den Tränen nahe hervor. »Bist du schwer verletzt?«
    »Das weiß ich noch nicht«, keuchte Seregil und schloß die Augen wieder. »Ich dachte, du wärst abgestürzt, und …«
    »Ich dachte, du wärst gefallen!«
    Seregil keuchte. »Scrub, arme Scrub …«
    Mit Schaudern dachte Alec an die Bewegung, die er aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, als er über den Rand der Klippe schwang.
    »Ich hatte das Pferd acht Jahre lang«, stöhnte Seregil leise, und seine Augen wurden feucht. »Bastarde! Wegelagerer haben mir mein Pferd umgebracht!«
    »Wegelagerer?« stieß Alec hervor und fragte sich, ob Seregil schon völlig bei sich war.
    Aber die grauen Augen waren geöffnet und der Blick klar. »Als die Felsen fielen, blickte ich hoch und sah die Silhouette eines Mannes.«
    Alec sah sich um, entdeckte aber niemanden. »Als ich hierher zurückritt, entdeckte ich einen kleinen Pfad, der hinter der Biegung nach oben führt. Er ist vielleicht über diesen Pfad nach oben gelangt.«
    »Das würde einiges erklären.«
    »Aber wenn sie noch hier sind, dann haben sie mich auch zurückkommen sehen! Wir müssen hier fort!«
    »Nein, warte.« Seregil dachte nach. »Wer immer sie sind, sie scheinen ihr Geschäft zu verstehen. Wenn wir fliehen, verfolgen sie uns und versuchen zu Ende zu bringen, was ihnen hier mißglückt ist.«
    »Wir können doch höchstens fünf Meilen vom nächsten Garnisonsposten entfernt sein.«
    »Ich glaube, es ist noch etwas weiter, und mit nur einem Pferd stehen unsere Chancen schlecht.«
    »Dann sitzen wir in der Falle!«
    »Bleib ruhig, Alec. Mit etwas Glück drehen wir den Spieß um. Wir müssen allerdings ein wenig schauspielern.« Er bewegte sich etwas und tastete unter seinen linken Oberschenkel, dann stöhnte er auf. »Oh, verdammt, ich habe mein Schwert verloren. Es muß irgendwo hängengeblieben sein, als ich mich hierherschleppte.«
    »Ich habe noch meines«, versicherte ihm Alec, der sich große Sorgen machte, daß Seregil doch größere Schmerzen hatte, als er bereit war, zuzugeben. »Ich habe es hinten am Sattel angebunden.«
    »Bring es, aber mach es nicht zu offensichtlich. Laß es so erscheinen, als läge ich im Sterben und du würdest die Nerven verlieren.«
    »Du meinst, ich soll ihn hierherlocken, damit er uns hier ein Ende bereiten kann?«
    »Genau, allerdings glaube ich, daß wir es nicht nur mit einem Gegner zu tun haben. Laß sie glauben, sie hätten es mit einem Jungen zu tun, der die Nerven verliert, und mit einem sterbenden Mann. Faß in meinen Stiefel, ist der Dolch noch an seinem Platz?«
    »Er ist dort.«
    »Dann bin ich zumindest nicht ganz unbewaffnet. Geh jetzt, wir haben vermutlich nicht allzuviel Zeit.«
    Alec stieg über die Felsen zurück zur Straße und erwartete jeden Augenblick einen Pfeil, der sich ihm zwischen die Schulterblätter bohrte. Er bemühte sich, aufgeregt zu wirken, und verbarg das Schwert in der Deckenrolle, als er mit dem Wasserbeutel zu Seregil zurückkehrte.
    Seregil war zwar hart getroffen worden, aber seine Knochen schienen heil geblieben zu sein. Die Sonne versank im Meer, während sie sich bereit machten und warteten. Alec setzte sich mit dem Rücken zur Klippe, das Schwert lag verborgen neben seinem ausgestreckten Bein. Seregil saß gegen einen Felsbrocken gelehnt und hielt den Dolch in der Hand unter der Decke.
    Sie mußten nicht lange warten.
    Als die letzten Fischadler zu ihren Horsten flogen, vernahmen sie Hufschlag. Reiter näherten sich aus der erwarteten Richtung.
    Kurz darauf kamen zwei Männer um die Biegung. Im roten Licht des Sonnenuntergangs sah Alec zwei zwielichtige Gestalten in grober Reisekleidung. Der eine war

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