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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ich.«
    »Verdammt!« fluchte Seregil. »Komm, Wethis weiß gewiß Bescheid.«
     
    »Sie reisten mit Lady Magyana nach Port Ayrie«, berichtete der junge Diener. »Sie bleiben allerdings nur wenige Tage fort. Ich kann Eure Zimmer richten, wenn Ihr auf sie warten wollt.«
    »Danke, aber wir können nicht warten.« Seregil holte das abgegriffene Manifest hervor und reichte es Wethis mit einer rasch geschriebenen Botschaft. »Er muß das bekommen, und sag ihm auch, daß er Micum benachrichtigen soll. Vergiß auch nicht, ihm auszurichten, daß ich selbst nur wenige Tage fort sein werde.«
    Sie ließen die Aurënfaie-Pferde im Orëska und machten sich auf den Weg zum Hahn.
    »Sollten wir nicht auf Nysander warten?« fragte Alec zweifelnd. »Du sagtest Micum, daß du zuerst mit ihm reden würdest.«
    »Je länger wir warten, desto größer ist die Gefahr, daß Kassarie mißtrauisch wird und sich wappnet.«
    »Das ist schon möglich, aber das heißt, daß nur wir beide …«
    »Illiors Finger, Alec, das ist ein einfacher Einbruch, auch wenn es eine Burg ist. Wir sind vermutlich noch vor Nysander zurück.«
    Sie schlichen ruhig über die Hintertreppe der Gaststätte und verbrachten die Nacht in ihren alten Räumen. Am nächsten Morgen brachen sie in Verkleidung auf. Alec trug dieselbe Kleidung des Schülers, die er bereits bei ihrem ersten Besuch in der Burg getragen hatte. Seregil war gut vermummt im Gewand eines einäugigen Barden. Beide trugen Dolche am Gürtel, aber die Schwerter und Alecs zerlegter Bogen reisten verborgen im Gepäck.
    »Das hängt alles von dir ab«, erinnerte Seregil seinen Freund, als sie unterwegs waren. »Es könnte schon sein, daß du ihr ein paar Tage den Hof machen mußt, ehe sie sich bereit erklärt, dich einzulassen.«
    »Wenn sie es überhaupt tut«, erwiderte Alec unsicher. »Was soll ich denn sagen?«
    Seregil zwinkerte ihm wissend zu. »Mit einem Gesicht wie dem deinen bezweifle ich, daß sich die Sache hauptsächlich um ein Gespräch drehen wird. Nach dem Eindruck, den ich bei unserem letzten Besuch von dem Mädchen gewonnen habe, ist unsere Stamie ein rastloser kleiner Vogel, der nur zu begierig darauf ist, seine Flügel auszubreiten. Das Versprechen von Freiheit mag schon genügen. Ich mache mir Sorgen um ihre Furcht. Der Haushalt dort ist straff geführt und streng überwacht, vielleicht riskiert sie deinetwegen nicht ihre Haut. Wenn das so ist, mußt du den Liebhaber spielen so gut du kannst.«
    »Was das betrifft, ist sie wohl betrogen«, murmelte Alec.
    »Bei Illiors Fingern, du hast doch Blut in den Adern, oder?« neckte Seregil. »Vertrau auf deine Phantasie und lasse den Dingen ihren Lauf. Diese Angelegenheiten regem sich meist von alleine.«
    Sie erreichten die Gabelung zur Straße, die die Schlucht hinaufführte und kletterten auf die Hügel oberhalb der Burg. Sie ließen die Pferde so weit zurück, daß die Wachen sie nicht hören konnten, und gingen das letzte Stück zu Fuß. Wie bei ihrem ersten Besuch kletterten sie auf die hohe Fichte und spähten zur Burg hinüber.
    Auf dem Hof schien die übliche Betriebsamkeit zu herrschen. Der Stallknecht striegelte ein edles Pferd, und von irgendwo hinter der Mauer ertönte das Hämmern von Meißel auf Stein. In diesem Augenblick schwang die Tür zur Küche auf, und Stamie kam heraus mit dem Eimerjoch auf den schmalen Schultern. Sie hatte die Augen niedergeschlagen und verschwand um die Ecke des Hauptgebäudes.
    »Sieh dort hin!« flüsterte Seregil, als er eine kleine Pforte in der Nähe der Küche entdeckte. Von dort wand sich ein ausgetretener Pfad in den Wald hinein; sie mußten sich nur dort auf Lauer legen, wie Jäger, die auf Wild warteten.
    »Wohin soll ich schauen?« fragte Alec.
    »Dort ist eine kleine Tür in der Wand, unweit der Klippen. Lehn dich dort vor und richte den Blick auf den baufälligen Turm, von dort aus …«
    Seregil hielt inne, als habe er plötzlich etwas entdeckt. Er nahm Alecs Arm und flüsterte aufgeregt. »Der Turm! Was stimmt nicht mit dem Türm?«
    »Vermutlich war es ein Blitzschlag«, erwiderte Alec leise. »Es sieht aus, als wäre es schon vor Jahren geschehen und …«
    Er unterbrach sich, als er Seregils Gesichtsausdruck sah.
    »Und was?« hakte Seregil nach.
    »Sie haben ihn nie ausgebessert.«
    »Das ist aber ausgesprochen seltsam, denn …«
    »Denn hier sind einige der besten Steinmetze Skalas beschäftigt«, beendete Alec für ihn. »Ich wußte, daß wir zuvor etwas übersehen hatten, aber

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