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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ist das Stück aus Corvinar? Ihr werdet sehen, ein wundervoller Stein.«
    Er durchforschte einige Siegel, die in die Kisten gebrannt waren, zog hier und dort eine Plane zur Seite. »Hier ist ein feiner schwarzer, Herr, und einige der weißen. Sucht Ihr etwas Spezielles?«
    »Nun«, ließ Seregil vernehmen und blickte in eine der Kisten. »Offengestanden verstehe ich nicht allzu viel davon, ich hörte nur, daß Marmor aus Ilendri besonders gut ist.«
    »Das mag wohl zur Zeit Eures Vaters so gewesen sein, Herr, aber heutzutage kommt nur noch wenig Ware von dort«, erklärte ihm der Kapitän belehrend. »Der Ilendri ist weitgehend abgebaut, dort werden nur noch kleinere Blöcke geschnitten. Zufällig habe ich einige Stücke hier, aber ich glaube, daß Euch die anderen Stücke doch mehr zusagen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Seregil und zupfte sich am Kinn, »aber ich würde doch gerne den Ilendri sehen – wenn es keine Mühe macht.«
    »Ihr könnt gerne einen Blick darauf werfen.« Der Kapitän durchsuchte seine Ware und fand eine Kiste, halb verdeckt hinter einigen anderen. Er öffnete sie und zeigte ihnen einen kleinen Block aus grauem Marmor, der eine rostbraune Maserung aufwies. »Wie Ihr selbst sehen könnt, ist das zweite Wahl.«
    »Der Steinbruch gehört doch Lord Tomas, nicht wahr?« fragte Seregil arglos und untersuchte den Stein mit offensichtlichem Interesse.
    »Nein, Herr, einem alten Burschen namens Emmer. Er und sein Neffe verdienen sich ihren spärlichen Unterhalt, indem sie Blöcke wie diesen schneiden. Daraus werden hauptsächlich Straßenmarkierungen gefertigt.«
    Die Kiste war nicht groß, und Alec ging um den Kapitän herum, um einen Blick hineinzuwerfen. Dabei entdeckte er zum erstenmal die Siegel, die innen angebracht waren. Eines davon war ihm bekannt, eine zusammengerollte Echse.
    »Was bedeuten diese Zeichen?« fragte er und versuchte dabei, seine Aufregung zu überspielen.
    »Das sind Frachtsiegel, Herr. Wir verwenden sie, um die Fracht zurückverfolgen zu können. Das Siegel der Libelle ist meines, ich brachte es an, als die Kiste an Bord kam. Das nächste ist das Zeichen des Fährmannes …«
    »Und die kleine Echse?«
    Seregil vermutete mehr als bloße Neugierde hinter Alecs Verhalten und warf ihm einen kurzen Blick zu.
    »Das ist das Zeichen des Steinbruchs. Wir nennen es den Ilendri-Molch.«
    »Das ist ein interessantes Zeichen – ich meine ein interessanter Stein.« Er mußte versuchen, Seregil unter vier Augen zu sprechen, ohne unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. »Ich denke, er paßt wunderbar, meinst du nicht auch, Bruder?«
    »Im Garten vielleicht«, erwiderte Seregil und ging sofort auf Alecs Taktik ein. Er musterte den Stein abschätzend. »Aber ich glaube, Mutter hatte etwas Größeres im Sinn für die Nische in der großen Eingangshalle. Du weißt, sie stellt sich etwas Weißes vor. Vielleicht sollten wir diesen Stein nehmen und den weißen, den der Kapitän empfahl?«
    Alec wartete ungeduldig, bis Seregil den Stein bezahlt hatte und die Lieferung ausgehandelt war, dann nahm er ihn beiseite und führte ihn den Kai hinunter.
    »Was hast du entdeckt?« flüsterte Seregil. »Das ist zwar ein Ilendri-Stein, aber gewiß nicht viel wert.«
    »Ich wollte nicht, daß du ihn kaufst!« unterbrach Alec. »Es war das Zeichen, der Ilendri-Molch – ich habe es schon gesehen!«
    Seregil blieb stehen. »Wo?«
    »Bei Kassarie. Es war an einigen der alten Wandbehänge in der großen Halle angebracht, es schien das Zeichen des Herstellers zu sein. Ich weiß nicht, warum es mir aufgefallen ist, es gefiel mir einfach.«
    »Bist du dir sicher, daß die Wandbehänge alt waren? Vielleicht mehrere Generationen alt?«
    »Die Wandbehänge?« fragte Alec verwirrt, jetzt war nun wirklich nicht die Zeit für Seregils abschweifende Betrachtungen. »Nun ja, sie sahen so aus. Sie glichen den alten, die du mir im Orëska zeigtest, sie trugen auch das aufwendige Muster an den Rändern. Du sagtest, sie gefielen dir besser als die neuen.«
    Seregil legte den Arm um Alecs Schulter und lachte. »Bei Illiors Fingern, dein Gedächtnis gleicht ebenso einem Rattennest wie das meine! Bist du dir sicher, daß die Echse auf dem Wandbehang und die auf der Kiste identisch sind?«
    »Ja, aber warum müssen die Wandbehänge denn alt sein?« fragte Alec verwundert.
    »Weil neue Wandbehänge vielleicht irgendwo gekauft wurden, und das Zeichen wäre dann reiner Zufall. Die sehr alten wurden wahrscheinlich von jemandem aus

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