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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Vielleicht brauchen wir ihn.«
    Sie versteckten ihre Stiefel hinter einigen Apfelweinkisten, dann machten sie sich auf den Weg zur großen Halle.
    Sämtliche Treppen der Burg befanden sich in den Türmen, so waren sie im Falle eines Angriffs leicht zu verteidigen.
    Sie wollten zum südöstlichen Turm, und bald fanden sie einen schmalen Gang dorthin.
    Ein Bogengang am anderen Ende führte in einen kleinen Vorraum. Mit einem abgeschirmten Lichtstein fanden sie eine schwere Eichentür am hinteren Ende. Seregil hob den Riegel und schob sie auf.
    Dahinter fanden sie den fensterlosen Treppenaufgang. Der rückwärtige Teil der winzigen Kammer und der vormalige Treppenschacht waren durch Steinbrocken und staubige, gesplitterte Balken vollkommen blockiert.
    Alec trat ein, dann blieb er erstarrt stehen, als er eine leichte, fast zärtliche Berührung an der Wange verspürte. Wieder strich ihm etwas über die Wange, diesmal begleitet von einem Stöhnen und einem kalten Luftzug.
    »Der Geist!« Alecs Stimme erklang wie ein ersticktes Flüstern.
    »So so, ein Geist.« Seregil streckte die Hand nach oben aus und hielt den Lichtstein hoch, damit Alec sehen konnte. Lange, feine Fäden, wenig fester als ein Spinnennetz, hingen an seinen Fingern.
    »Da haben wir den Geist – fein gekämmte schwarze Seide, die in den Luftzug gehängt wurde. Als ich Stamies Geschichte von geisterhaften Berührungen hörte, vermutete ich so etwas.«
    »Aber der kalte Luftzug.«
    »Hier wohnen Meister der Baukunst, Alec. In den Wänden sind gewiß Luftschächte eingelassen. Sie lassen Luft von außen ein, und das Stöhnen ist das Geräusch, das dabei zustande kommt. Wir müssen hier sehr vorsichtig sein.«
    »Ist hier Magie am Werk?«
    »Darüber brauchen wir uns vermutlich keine Gedanken machen. Wenn Kassarie wirklich Leranerin ist, dann wird sie sich gewiß nicht der Methoden der verhaßten Aurënfaie bedienen. Aber wir werden auf Fallen stoßen, tödliche Fallen, also laß uns nicht leichtsinnig werden.«
    Sie suchten sorgfältig, entdeckten aber keine geheimen Öffnungen oder Fallen.
    »Es sieht aus, als müßten wir den Eingang woanders suchen«, flüsterte Seregil.
    »Aber wo?«
    »Oben, denke ich.«
    Alec betrachtete sich den Schutthaufen.
    »Wie könnte denn darüber noch etwas sein? Sieh dir das doch an! Das ganze Innere des Turmes muß zerstört sein.«
    »Trotzdem erscheint von außen nur eine Seite des Turmes zerfallen.«
    »Du meinst, dieses Durcheinander ist ein geschickter Trick?«
    »Entweder das, oder aber ich irre mich völlig.« Seregil lächelte schief. »Aber warum sollten sie den Turm ohne Grund in diesem verfallenen Zustand belassen?«
    »Wir gehen also hoch?«
    »Wir gehen hoch.«
     
    »Micum! Komm her!«
    Micum schreckte aus dem Schlaf und griff nach dem Lichtstein unter seinem Kissen. Der Raum – Seregils Zimmer, das er als Schüler bewohnt hatte – war leer, aber Nysanders besorgte Stimme schien in der Luft zu schweben.
    Micum schlüpfte in die Hosen und eilte den Gang entlang zum Schlafraum des Magiers. Nysander trug bereits seinen alten Reisemantel und eine Hose. Sein Gesicht verriet Besorgnis.
    Micum fühlte, wie ihm innerlich kalt wurde. »Was ist geschehen?«
    »Wir müssen uns sofort auf den Weg machen!« erwiderte Nysander. »Sie befinden sich in schrecklicher Gefahr – bete zu Illior, daß es eine Vorahnung war, nicht die Vision eines Geschehens.«
    »Was hast du gesehen, Nysander?«
    Nysanders Hände zitterten, als er seinen Umhang festgezogen hatte. »Ich sah sie fallen, und ich hörte ihre Schreie.«
     
    Seregil und Alec schlichen über die Stufen des nordöstlichen Turmes hinauf zum ersten Stockwerk. Dort fanden sie die Tür unverschlossen, obwohl in den Türstock Halter für den Riegel eingelassen waren. Sie bedeckten das Licht und sahen vorsichtig nach, was hinter der Tür zu finden war.
    Es war dunkel, sie fühlten jedoch, daß sie sich in keinem geschlossenen Raum befanden. Von irgendwoher dröhnte Schnarchen, es war jedoch schwer festzustellen, wo die Schlafenden sich befanden. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahmen sie einen schwachen Lichtschein wahr, der einen großen Bogen in einer weit entfernten Wand in blasses Licht tauchte. Der beißende Geruch einer Schmiede vermischte sich hier mit dem von Metall und Öl. Der Raum mußte demzufolge eine Waffenkammer oder eine Schmiede sein.
    Seregil tastete nach Alecs Handgelenk und drückte es, so bedeutete er ihm, ihm entlang der Wand zur

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