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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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planen zu können.«
    »Das glaube ich auch«, meinte Seregil. »Diese Burschen waren bereits dort und erwarteten uns.«
    Micum zwirbelte seinen dichten Schnurrbart. »Aber das bedeutet, daß sie irgendwie von unserem Kommen gewußt haben mußten.«
    »Richtig«, stimmte Seregil zu. »Magie kann im Spiel sein, oder vielleicht auch nur Brieftauben. Wie dem auch sei, hier ist eine Menge mehr im Spiel, als wir dachten. Wir sollten weiterhin der Hauptstraße fernbleiben und so rasch wie möglich Skala erreichen. Wir haben vielleicht weniger Zeit, als wir denken.«
    »Wenn der Hochkönig …«, setzte Micum an, aber Seregil bedeutete ihm mit einem kurzen Blick auf Alec zu schweigen.
    »Verzeih, Alec«, sagte er. »Wir vertrauen dir wohl, aber uns sind die Hände gebunden, hierüber zu sprechen. Es ist wohl auch sicherer so für dich.«
    Seregil sah hoch zu der stetig dichter werdenden Wolkendecke.
    »Es wird bald dunkel, aber wir sind der Stadt zu nahe, um noch eine Nacht im Freien zu verbringen. Was sagst du, Micum? Fühlst du dich gut genug, um rasch weiterzureiten?«
    »Ja, wir sollten uns beeilen. Du hast Kontakte in der Stadt?«
    »Im Betrunkenen Frosch. Wir werden die Nacht dort verbringen.«
     
    Als sie die Ortschaft erreichten, brannten die Laternen schon.
    Im Gegensatz zu Wolde war Boersby kaum mehr als eine schäbige Station an der Straße, die ganz auf die Bedürfnisse der rastenden Kaufleute zugeschnitten war. Am Fluß standen Gasthäuser, Tavernen und Geschäfte; die Fronten dicht an dicht, hinter jedem Haus ragte ein Steg in den Fluß.
    Da der Winter bevorstand, erlebte die Stadt einen letzten Ansturm der Händler, die versuchten, noch letzte Geschäfte zu tätigen, ehe die Straßen bis zum Frühjahr geschlossen wurden.
    Seregil führte sie zu einer eher zwielichtig wirkenden Herberge am Ende des Ortes. Das alte Schild über der Tür zeigte eine gallegrüne Gestalt – es war gewiß die Absicht des Künstlers, einen Frosch zu porträtieren –, die einen Humpen leerte.
    Der enge Schankraum war gut besucht, und die Gäste brüllten durcheinander und schlugen auf die Tische, um ihre Bestellungen aufzugeben. Im großen Kamin schwelte ein Feuer, dessen beißender Rauch die Luft im Raum füllte. Eine schwere Planke auf zwei Fässern diente als Theke, und dahinter stand ein Mann mit feistem Gesicht, der die Lederschürze des Wirtes trug.
    »Habt ihr Zimmer frei?« fragte Seregil und gab dem Wirt diskret ein Zeichen mit der Hand.
    »Nur noch eines nach hinten hinaus«, erwiderte der Wirt mit kurzem Zwinkern. »Ein Silberpfennig pro Nacht im voraus.«
    Mit einem kurzen Nicken warf Seregil einige Münzen auf die Bar. »Laß uns das Essen dorthin bringen – was immer du hast, und viel davon – und Wasser. Wir sind gerade angekommen und hungrig wie Wölfe.«
    Der Raum im hinteren Winkel der Taverne war winzig. Das einzige Möbelstück war eine ausgeleierte Liegestatt, deren Laken noch Kunde taten von den letzten Bewohnern des Zimmers. Ein verwahrlost wirkender Junge brachte einen Kerzenhalter und ein kleines Feuerbecken, ein weiterer trug ein Brett mit gebratenem Schwein und Rüben sowie Krüge mit Wasser und Bier.
    Als sie aßen, ertönte ein leises Klopfen, es war der Wirt selbst. Ohne etwas zu sagen, überreichte er Seregil ein Bündel und ging sogleich wieder.
    »Komm, Alec«, sagte Seregil und nahm das Bündel unter den Arm. »Bring unser Gepäck. Nebenan ist ein Badehaus, und ich könnte ein Bad gebrauchen. Kommst du auch, Micum?«
    »Gute Idee. Ich glaube nicht, daß wir es ungewaschen alle drei in diesem kleinen Zimmer aushielten.« Er kratzte an seinen kupferfarbenen Bartstoppeln. »Ich könnte auch eine Rasur vertragen, aber das könnt ihr beide wohl nicht verstehen!«
     
    Das Badehaus war ein recht zugiges Gebäude. Nach hartnäckigem Verhandeln mit der Besitzerin setzte Seregil durch, daß die trübe Brühe in den beiden schieferbewehrten Holzzubern durch frisches Wasser ersetzt wurde. Gegen eine zusätzliche Gebühr gab es sogar zwei Eimer heißes Wasser. Als sie sich auszogen, brachte die Frau Handtücher und gelbe Seifenstücke, dann nahm sie ihre Kleidung mit zum Waschen. Sie war den Anblick nackter Kunden gewöhnt und nahm mit unverhohlener Verachtung Alecs Unbehagen zur Kenntnis.
    »Das mußt du dir abgewöhnen«, meinte Seregil, als sie in ihren Zubern saßen.
    »Was?« Alec rückte näher an das magere Feuer im Raum und wartete darauf, daß er an der Reihe war.
    »Deine Sittsamkeit. Zumindest

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