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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Schiff begleiteten. Er sah ihre dunklen Rücken durch die Wellen rasen und bewunderte die Sprünge, die sie vollführten. Bald sah er einen weiteren Schwarm auf der Flucht vor dem Namensgeber der Schwertwal. Obwohl es größere Wale gab, schien es Alec, als sähe er einen Riesen. Der Gedanke an Monster dieser Größe direkt unter ihrem Kiel bereitete ihm etwas Sorge.
    Skalas westliche Küste war zerklüftet. Der rauhe Granit lag hier an der Küste unbedeckt von Gras und Erde, und im Inneren bildete er die Gipfel der Gebirge. Zwischen diesen Felsketten lagen fruchtbare Terrassen und Täler, Wälder und Märkte, auf denen Skalaner schon seit Jahrhunderten Handel trieben. Jenseits der brandungsumspülten Riffe stieg das Land an in Reihen von Hügelketten, die schließlich mit dem Gebirge verschmolzen.
    Alec sah zum Ufer und konnte dort viele Wagen und Berittene erkennen, die sich entlang der Küstenstraße bewegten. Zaumzeug und Waffen einiger Reiter funkelten im Sonnenlicht durch die Staubwolken, die sie aufwirbelten und sich dadurch oftmals Alecs Blick entzogen.
    »Das ist die Straße der Königin«, erklärte Biny. »Sie erstreckt sich um die Insel, dann den Isthmus hinauf und weiter bis Wyvern Dug.«
    An diesem Abend ankerten sie in einem kleinen Hafen, um etwas Wein und einige der Geflügelkisten zu entladen, dafür nahmen sie eine Ladung Kupferbarren an Bord.
    Als es wieder ruhig war im Frachtraum, setzte sich Alec zu Seregil und hoffte, daß er etwas Brühe zu sich nehmen würde. Aber nach einigen Löffeln begann der Kranke zu husten, und Alec gab auf. Seregil atmete nun keuchend; ein Röcheln erklang, wenn die Brust sich langsam hob und senkte. Alec lauschte und fühlte, wie kalte Furcht nach ihm griff. Unfähig, es noch länger zu ertragen, suchte er in Seregils schäbigem Reisegepäck nach dem Schmuckstück in dem verknoteten Schal. Er stopfte es in sein Hemd und eilte, um den Kapitän und Sedrish zu suchen.
    »Ihr müßt ihn Euch ansehen«, sagte er zu ihnen, dabei versuchte er ruhig zu klingen. »Ich glaube nicht, daß er durchhält, wenn wir so langsam weiterfahren.«
    Im Frachtraum beugte sich Sedrish über Seregil und schüttelte dann langsam den Kopf. »Der Junge hat recht, Kapitän, der Mann hat keine Kraft mehr.«
    Talrien fühlte Seregils Puls, dann setzte er sich nachdenklich auf ein Faß. »Selbst wenn wir auf direktem Wege zur Stadt segeln und alle Häfen passieren, kommt er vielleicht nicht mehr früh genug an.«
    »Aber Ihr könntet es tun?« fragte Alec.
    Talrien sah Alecs verzweifelten Blick und nickte. »Ich bin der Herr auf diesem Schiff. Ich bestimme, wann es fährt und wohin. Es wird allerdings nicht gut sein fürs Geschäft, wenn ich eine Woche zu spät komme.«
    »Wenn Ihr Geld braucht, dann hilft das vielleicht weiter«, Alec zog den Schal aus seinem Hemd und reichte ihn Talrien.
    Der Kapitän wickelte ihn aus und fand die schwere Goldkette, die Ohrringe und den halben Goldsester, den Klia Alec gegeben hatte.
    »Ich sollte die Dinge nicht verkaufen – er wollte es nicht.« Alec deutete auf Seregil. »Wenn es nicht genügt, dann kann er euch gewiß mehr als entschädigen, sobald wir die Stadt erreichen.«
    Talrien wickelte den Schmuck wieder in das Tuch und gab es Alec zurück. »Du wirst morgen um die Mittagszeit in Rhíminee sein. Über den Preis können wir später sprechen. Sedrish, bring dem Jungen etwas Bier.«
    Als sie fort waren, legte Alec sich zu Seregil und deckte sich und ihn mit ihren Mänteln zu, in der Hoffnung, dem Kranken etwas von seiner Wärme geben zu können. Seregils Haut fühlte sich feucht und kalt an, die Augen lagen tief in den Höhlen, und die Lider waren gerötet. Einen Augenblick lang glaubte Alec, in Seregils Zügen Schmerz zu lesen.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, als er eine der kalten Hände ergriff und flüsterte. »Gib nicht auf! Wir sind doch schon so nahe, gib nicht auf!«
    Wieder glaubte er eine Regung in Seregils Gesicht zu erkennen, aber vermutlich entstand dieser Eindruck nur durch das Flackern der Laterne.
     
    … wieder die grasbedeckte Ebene. Monotone Leere und stöhnender Wind. All das brachte den Wahnsinn! Er wollte fluchen, seine Verzweiflung hinausschreien, um sich schlagen, treten. Aber alles, was er tun konnte, war, den Horizont nach irgendeinem Zeichen abzusuchen.
    Aber inmitten seiner Wut erblickte er eine dunkle Gestalt in der Ferne. Der düstere Verfolger, sein letzter Gegner im Leben, war er ihm selbst hierher gefolgt?
    Aber

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