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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Beschuß nehmen konnten.
    Das Land, das den eigentlichen Hafen umgab, stieg zu allen Seiten steil an. Noch ehe sie die inneren Verteidigungsanlagen passiert hatten, konnte Alec die Burg darüber sehen. Sie war riesig; die eigentliche Stadt erstreckte sich über etliche Hügel, die etwa eine halbe Meile vom Wasser entfernt lagen, und er schätzte, daß sie sich über etwa drei Meilen hin ausdehnte. Hohe Steinmauern umgaben die Stadt und ließen nur den Blick auf einige Kuppeln frei.
    Der einzige Weg in die Stadt vom Hafen schien eine kurvenreiche Straße zu sein, die zwischen langen Steinmauern verlief.
    Alec war kein Taktiker, aber er erinnerte sich, daß Rhíminee errichtet worden war, um eine Stadt zu ersetzen, die im Krieg zerstört worden war, und es schien ihm, als hätten die Skalaner nicht die Absicht, eine zweite Hauptstadt zu verlieren.
    Jenseits der inneren Molen erhob sich ein Wirrwarr aus Bauten am Fuß der Klippe unterhalb der Burg. Als das Schiff auf einen leeren Kai zusteuerte, betrachtete Alec mit wachsender Besorgnis das bunte Treiben am Hafen. Die Erleichterung, die er verspürt hatte, als die Stadt in Sichtweite gekommen war, machte nun der Angst Platz, daß er in dem Getümmel, das sich ihm bot, einen einzelnen Magier finden mußte.
    Er packte Biny am Ärmel, als der junge Matrose sich zu ihm gesellte. »Hast du von einem Ort gehört, den sie Orëska-Haus nennen?«
    »Wer hat das nicht?« meinte Bliny und deutete mit dem Daumen auf die Oberstadt. »Siehst du das goldene Glänzen dort zur Linken? Das ist die Spitze der goldenen Kuppel des Hauses.«
    Alecs Herz sank noch tiefer, denn nun mußte er einen Weg finden, Seregil durch die ganze Stadt dorthin zu schaffen. Er tastete nach dem Bündel mit dem Schmuck in seinem Hemd, und beschloß, Seregil noch vor Einbruch der Nacht zum Orëska-Haus zu bringen, selbst wenn er dafür einen Wagen würde kaufen müssen.
    Einige Männer waren an Bord gekommen, um mit Kapitän Talrien zu sprechen. Alec wollte gerade in den Frachtraum gehen, als einer von ihnen zu ihm trat und ihn am Ärmel berührte.
    »Seid Ihr der Freund des Kranken?« fragte ihn der Fremde.
    Überrascht wandte Alec sich um und erblickte einen großen, dünnen alten Mann, der auf ihn herab lächelte. Sein langes, gutmütiges Gesicht war um Augen und Stirn vom Alter gezeichnet, und der kurzgeschnittene Bart und das lockige Haar, das die schon recht hohe Stirn zierte, waren silberweiß, aber er stand ebenso aufrecht wie Alec. Die dunklen Augen unter den buschigen, weißen Brauen verrieten nur freundliches Interesse. Er trug einen einfachen Überrock und Hosen unter einem alten Mantel. Alec glaubte, einen Händler vor sich zu haben.
    »Was wollt Ihr von ihm?« fragte er vorsichtig und wunderte sich, wie der Fremde von Seregils Anwesenheit auf dem Schiff wußte.
    »Ich bin gekommen, um dich zu treffen, guter Junge«, erwiderte der alte Mann. »Ich bin Nysander.«

 
15
Endlich in Rhíminee
     
     
    Alecs Beine zitterten, als er Nysander in den Frachtraum führte.
    »Wie ich befürchtete«, murmelte der Zauberer, als er Seregils Gesicht zwischen den Händen hielt. »Wir müssen ihn sofort zum Orëska-Haus schaffen. Ich habe einen Wagen draußen. Hol den Fahrer.«
    Alec fand den Fahrer, und gemeinsam trugen sie Seregil, der gut in Decken und Umhang gewickelt war, zum Wagen.
    In der Zwischenzeit sprach Nysander kurz mit Kapitän Talrien und drückte ihm einen Beutel in die Hand.
    Talrien nickte ihm dankend zu und wandte sich Alec zu, um sich von ihm zu verabschieden.
    »Vielen Dank, Kapitän«, sagte Alec aufrichtig und wünschte sich, bessere Worte finden zu können.
    »Du hast ein tapferes Herz, Aren Silberblatt.« Talrien klopfte ihm auf die Schulter. »Ich hoffe, es bringt dir Glück.«
    »Bisher hat es das«, erwiderte Alec und blickte besorgt zum Wagen. »Ich hoffe, daß das Glück noch ein wenig länger hält.«
     
    Als der Wagen schließlich losfuhr, kniete sich Nysander neben Seregil und entfernte den Verband. Ein einziger Blick genügte; er wich zurück und deckte die Wunde wieder ab.
    »Wann ist das geschehen?« fragte er, froh darüber, dem Jungen den Rücken zugewandt zu haben.
    »Vor fünf Tagen.«
    Nysander schüttelte den Kopf und begann mit einigen stillen Gebeten. Wenn es tatsächlich war, was er vermutete, wer außer Seregil hätte einen Angriff dieser Art überstehen können?
    Als er fertig war, setzte er sich und betrachtete den Jungen. Blaß und ernst saß er mit Seregils

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