Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
Preis für Roheisen wissen«, meinte Seregil, als sie sich an einem Ecktisch niederließen. »Wie ist’s dir ergangen?«
»Du hattest recht damit, daß sich bei Quarin einige Leute vor den Kopf gestoßen fühlen«, begann Alec. »Maruli und einige der anderen Schmiede haben sich ganz schön über Rythel ausgelassen. Er ist nicht nur Quarins Neffe, nein, er ist auch erst seit kurzem bei ihm. Früher hatte er unten in Kedra einen eigenen Laden, aber der ist vor vier Monaten niedergebrannt. Danach kam er hierher.«
»Versteht sich Quarin gut mit seinem Neffen?«
»Nicht mehr. Der alte Alman Schwarzhand hat mir erzählt, daß zunächst alles eitel Wonne war, doch dann sind harte Worte gefallen. Seit Quarin ihm den Auftrag in der Kloake übertragen hat, spricht er kaum noch mit ihm. Und einige halten es für merkwürdig, daß Rythel nicht bei seinem Onkel wohnt.«
»Interessant. Gehört irgend jemand, mit dem du geredet hast, zu Rythels Mannschaft?«
»Ein paar, und die mögen ihn ebensowenig. Er hat eine spitze Zunge und behandelt sie wie Lehrlinge im ersten Monat; ständig guckt er ihnen über die Schulter. Gleich zu Beginn der Arbeit hat er Fehler bei der Befestigung der Gitter festgestellt. Seither kümmert er sich zumeist selbst um die letzten Anpassungen.«
Vielsagend zog Seregil eine Augenbraue hoch. »Darauf hätte ich gewettet.«
»Inzwischen sind sie seit etwas mehr als drei Wochen damit beschäftigt. Alle alten Gitter mußten ausgebaut und die Mauersockel ausgebessert werden. Deshalb sind so viele Wachen dort. Jetzt setzen sie gerade die neuen Gitter ein. Alman ist für das Ausmessen der Tunnelabschnitte verantwortlich, in denen die Gitter angebracht werden, damit die Flanschbolzen und -löcher auch richtig passen, aber das eigentliche Einsetzen und Befestigen übernimmt Rythel. Und die Gitter sind fix montiert, nicht versperrt. Das ist so ziemlich alles, abgesehen davon, daß man mir geraten hat, Quarin auf eine Lehrstelle anzusprechen.«
»Hoffentlich kommt es nicht so weit.«
Alec beugte sich hinüber und senkte die Stimme. »Glaubst du, Rythel macht sich an den Gittern zu schaffen?«
»Nach seinem Verhalten zu schließen, dürfen wir diese Möglichkeit jedenfalls nicht außer acht lassen. Die Frage ist, wie er es tut und ob auch andere Arbeiter darüber Bescheid wissen. Und natürlich, wer hinter der ganzen Sache steckt.«
»Das können nur die Plenimaraner sein.«
»Ich meine wer genau und ob Rythel den großen Drahtzieher überhaupt kennt. Wir müssen sehr behutsam vorgehen, Alec. Einen Fehltritt wie bei dem Überfall auf Kassarie dürfen wir uns kein zweites Mal erlauben. Zwar konnten wir damals den großen Mistkäfer schnappen, aber all die kleineren kamen unbehelligt davon. Wir sollten Nysander zu Rate ziehen. Das sieht mir sehr nach einer Wächterangelegenheit aus.«
Er gibt sich wohl immer noch mit Ylinestra ab, dachte Alec, als Thero Seregil und ihn in Nysanders Turm einließ. Am Hals des jungen Zauberers, unmittelbar über dem Jackenkragen, prangten mehrere lange Kratzer. Ähnliche Male hatte sie Alec im Zuge ihres einzigen Aufeinandertreffens verpaßt.
Sie muß wirklich einen Narren an ihm gefressen haben, entschied Alec.
Nachdem Thero sie hereingelassen hatte, kehrte er zu einem mit aufgeschlagenen Büchern übersäten Arbeitstisch zurück. »Nysander ist unten«, erklärte er.
»Du kommst wohl besser mit runter«, meinte Seregil, als er sich auf den Weg die Treppe hinab machte.
Thero warf Alec einen überraschten Blick zu.
»Es geht vielleicht um eine Wächterangelegenheit.«
Erfreut sah Alec den Ansatz eines erwartungsvollen Lächelns über Theros Züge huschen, als dieser herübereilte, um ihn zu begleiten. Gewiß, er war ein frostiger Bursche, aber in den Monaten, seit er – murrend zwar, aber doch – geholfen hatte, Seregils Entlassung aus dem Kerker zu erwirken, waren in Alec eine gewisse Sympathie und so etwas wie Achtung gegenüber dem jungen Magier gewachsen. Er galt als hochbegabt, und seine Überheblichkeit schien eine Art Maske für seine innere Einsamkeit zu sein. Was die Feindseligkeit zwischen ihm und Seregil anging, hatte Alec längst durchschaut, daß Seregil daran ebensosehr schuld war wie Thero.
Nysander saß in seinem Lieblingsohrensessel im Wohnzimmer. Auf dem Boden rings um ihn lagen verschiedenste Karten ausgebreitet.
»Da seid ihr beide ja!« rief er aus und schaute freudig lächelnd auf. »Wie lange ist das jetzt her? Zwei Wochen?«
»Eher
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