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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sich auf dem Erntemarkt bereits die Fischhändler und Standbetreiber auf das Tagesgeschäft vor. Alec hielt kurz inne, um sich einen Happen zum Frühstück zu kaufen, dann ritt er zum Tor. Zu seiner Überraschung traten Lanzenstreiter der Stadtwache vor und versperrten ihm den Weg.
    »Nenn deinen Namen und dein Begehr«, sagte einer von ihnen und unterdrückte ein Gähnen.
    »Was soll das denn?«
    »Befehl der Königin. Jeder, der die Stadt verläßt oder betritt, wird vermerkt. Nenn deinen Namen und dein Begehr.«
    Nur ein Spion, der ausreitet, um einen alten Freund davor zu warnen, daß die Unsterblichen Pläne für seine Zukunft haben, dachte Alec sarkastisch.
    »Wilim í Micum von Rhíminee«, sagte er laut. »Ich bin unterwegs zum Dorf Tovus, um dort einen Mann wegen eines Pferdes zu treffen.«
    Ein Wachmann, der neben dem Tor an einem grob gezimmerten Tisch saß, schrieb die Auskunft eifrig in ein Tagebuch.
    »Wann erwartest du, zurück zu sein?« fragte die erste Wache.
    »Mit ein wenig Glück noch spät heute nacht.« Während er dies sprach, wurde Alec bewußt, daß er irgendwann zwischen letzter Nacht und nun beschlossen hatte, doch heute zurückzukehren, ganz gleich, was Seregil dazu meinte. Er sah keinen Grund, weshalb er die Reise nicht binnen eines Tages schaffen sollte, sofern das Wetter einigermaßen mitspielte.
    Während er die Hochstraße in nördlicher Richtung entlangritt, beobachtete er, wie träge ein freudloser, grauer Sonnenaufgang am östlichen Horizont aufzog. Die ersten Krokusse und Schneeglöckchen blühten in den Straßengräben, doch das fahle Licht raubte sowohl den Blumen als auch Alecs Laune jedwede Farbe.
    Aufgrund der nächtlichen Alpträume fühlte er sich schläfrig und mißmutig. Je weiter er sich von Rhíminee entfernte, desto schwerer schien die Last einer gestaltlosen Bedrohung auf sein Herz zu sinken.
     
    Es war Vormittag, als Alec die Brücke überquerte und den Hügel vor Watermead erklomm. Micums Jagdhunde stürmten herbei, um ihn zu empfangen, weitere Anzeichen einer Begrüßung blieben jedoch aus.
    Während er sich fragte, wo Illia wohl stecken mochte, kam er auf den Hof, wo ihn ein Knecht erwartete.
    »Guten Morgen, Sir Alec. Falls Ihr den Meister sucht, der ist nicht hier. Ist vorgestern mit Kind und Kegel rüber zu Lord Warnik í Thorgols Anwesen im Nachbarsdorf. Dort treffen sich Leute aus der ganzen Gegend, um die Verteidigung im bevorstehenden Krieg zu besprechen.«
    Ungehalten schlug Alec sich mit den Handschuhen auf die Hüfte. »Wann erwartest du sie zurück?«
    »Frühestens morgen, vielleicht auch später.«
    »Ist das Meister Alec?« rief Karis alte Dienstmagd Arna zur Eingangstür heraus. »Kommt rein, junger Herr. Dieses Haus steht Euch immer offen. Ihr könnt hierbleiben, bis sie zurück sind. Kommt Meister Seregil auch nach?«
    »Nein, ich bin allein.« Alec verharrte im Sattel und ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. »Wie lange bräuchte ich zu Warniks Anwesen?«
    Arna überlegte eine Weile. »Na ja, Ihr müßtet zurück hinunter zur Hochstraße und dann nach Norden zum nächsten Dorf. Was meinst du, Ranil, in etwa zwei Stunden könnte er dort sein, oder?«
    »Zwei Stunden also, wie?« Zwei hin, zwei zurück, weitere zwei bis in die Stadt, und wer vermochte zu sagen, wie lange es dauern würde, Micum alles zu erklären. Nachdenklich legte Alec die Stirn in Falten. Bei diesem Wetter würde er somit im Dunklen nach Hause reiten.
    »Oh, aye«, bestätigte Ranil. »Und Ihr solltet ein frisches Pferd nehmen, um dem jungen Patch hier eine Verschnaufpause zu gönnen. Aber wenn Ihr’s besonders eilig habt, wollt Ihr vielleicht lieber den alten Hügelpfad versuchen.«
    »Heute will er ganz bestimmt nicht über die Hügel reiten«, höhnte Arna und zog sich das Umhängetuch enger um die Schultern. »Bei all dem Regen und Tauwetter ist der Pfad gewiß eine einzige Schlammfurche.«
    »Wie lange braucht man auf diesem Weg?« hakte Alec nach und versuchte tunlichst, seine Ungeduld zu verbergen.
    »Keine Ahnung.« Ranil kratzte sich am Kopf, während er über die Frage nachdachte. »Vielleicht knapp eine Stunde, wenn man flott reitet und sich nicht verirrt. Myn weiß es am besten. Er stammt aus dem Tal dahinter.«
    »Ja, das ist wahr«, pflichtete Arna ihm bei und hörte sich dabei an, als handle es sich bei dem nächsten Tal um ein ausgesprochen exotisches, fernes Land. »Myn kann es Euch ganz genau sagen, Meister Alec. Vielleicht kann er Euch ja sogar

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