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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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vorbeipreschte, obwohl Fußabdrücke und Schleifspuren verrieten, daß sie nach wie vor hier lebten.
    Nach dem Tümpel stieg der Pfad steiler an und wand sich stetig den Hügel hinauf, vorbei an dicken Fichtenstrünken und Felsblöcken, die größer waren als seine geliehene Stute. Unter Wurzeln und Felsvorsprüngen lagen immer noch Schneereste, die Luft aber war erfüllt vom süßlichen Duft frischer Gräser und feuchter Erde. Trotz des Regens, der bereits durch die Zweige auf ihn herabprasselte, fühlte es sich gut an, im Wald zu sein. Nach einem Winter, den er überwiegend in den schmalen, verworrenen Straßen von Rhíminee verbracht hatte, barg die schlichte Aufgabe, einem wenig benutzen Waldweg zu folgen, eine angenehme Vertrautheit in sich.
    Die Frühlingsschmelze und herabgefallene Nadeln hatten ganze Abschnitte des Pfades unkenntlich werden lassen. An anderen Stellen verlief der Weg über kahlen Felsboden, und nur die Überreste ein paar kleiner Steinhaufen wiesen die Richtung.
    Je weiter er kam, desto dichter wurde der Wald. Über ihm bildeten die Zweige dicker Schierlinge und Fichten einen schier undurchdringlichen Baldachin und sperrten das ohnehin trübe Tageslicht aus. Winterstürme hatten mehrere Bäume entwurzelt, die nun kreuz und quer auf dem Pfad lagen, so daß Alec häufig absteigen und sein Pferd daran vorbei- oder darüber hinwegführen mußte.
    Nach einer beschwerlichen Stunde war immer noch kein Zeichen des Passes in Sicht, von dem Ranil gesprochen hatte. Plötzlich wurde der Wind stärker und peitschte einen Schwall eisigen Regens durch die Bäume. Fluchend zog Alec den Umhang enger um sich und stopfte ihn unter den Hintern, um so lange wie möglich einigermaßen trocken zu bleiben.
    Endlich erreichte er den Kamm des Passes. Von hier an wirkte der Weg ein wenig breiter, doch bevor er die verlorene Zeit wettmachen konnte, bog er um eine Kurve und sah sich dem bislang mächtigsten Hindernis gegenüber.
    Hier stieg der Pfad steil an und wand sich rechts an einer kleinen Felswand vorbei. Ein dicker Schierling war quer über den Weg bis an die Felswand gestürzt; das dichte Geäst bildete eine dunkelgrüne Palisade, die Alec überragte.
    Er selbst hätte sich irgendwie zwischen den Ästen hindurchwinden können, das Pferd hingegen wohl kaum. Abermals verfluchte er Ranil – und sich selbst, weil er auf ihn gehört hatte. Dann stieg er zum wiederholten Male ab und suchte nach einer Ausweichmöglichkeit.
    Die Bäume ächzten im Wind, während Alec das Pferd vom Pfad weg und zum Fuß des Stammes hinführte. Ein verworrenes, gut zwanzig Fuß breites Netz aus Wurzeln, die ein vergangener Sturm aus dem losen, steinigen Boden gerissen hatte, ragte dort aus der Erde.
    Das Pferd scheute, als er es daran vorbeiführte; vermutlich fürchtete es sich vor den klauengleichen Wurzeln oder dem Tosen des Sturmes. Er nahm die Zügel in eine Hand, zog den Kopf des Tieres zu sich herab und warf den Umhang darüber. Als er auf der anderen Seite zurück zum Pfad gelangte, war Alec naß bis auf die Knochen und über und über schlammverschmiert.
    Mit einem Fuß stand er bereits im Steigbügel, als die Stute abermals scheute. Unbeholfen geriet Alec ins Wanken und zog den Fuß heraus, falls der Gaul durchgehen sollte.
    Das rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Kaum war er mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen gekommen, da nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und zuckte unwillkürlich zurück.
    Bevor er sich umdrehen konnte, traf ihn etwas so hart an der Schulter, daß er seitwärts gestoßen wurde. Erschrocken taumelte er zurück und zog gerade noch rechtzeitig das Schwert, um seinen Angreifer innehalten zu lassen.
    Der zerlumpte Bandit umklammerte mit beiden Händen einen Knüppel und grinste wölfisch, während er Alec umkreiste und darauf lauerte, einen weiteren Schlag anzubringen. Der Mann wirkte ausgezehrt, aber sehnig und schien mit dem langen Prügel, den er vor sich her schwenkte, eine große Reichweite zu haben. Alec glaubte, daß der Mann sich ihm zwar überlegen fühlte, aber von dem Schwert überrascht worden war, das er nun mißtrauisch beäugte, ohne einen weiteren Angriff zu starten.
    »Was willst du?« fragte Alec, nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte.
    Der Bandit bedachte ihn mit einem Grinsen, wodurch er ein lückenhaftes Gebiß offenbarte. »Was haste denn noch?« höhnte er und deutete mit dem Daumen den Pfad hinab. »Deine Mähre haben wir ja schon.«
    Rasch schaute Alec in

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