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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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peinlicher Einwand, er hätte in derlei Dingen keine Erfahrung, schien das Interesse des Liebesdieners nur noch zu steigern. Nicht zum ersten Mal stieß Alec auf ein solches Verhalten; offenbar waren jungfräuliche Wesen vom Land in Rhíminee höchst rar und gefragt.
    Einen Lidschlag lang hatte er fast den Eindruck, Tirien anziehend zu finden, doch er verwarf diese trügerische Vorstellung auf der Stelle; solche Gedanken würden ihm kaum dabei helfen, sich aus diesem Schlamassel zu befreien. Zu seiner Erleichterung sah er Seregil auf sich zukommen. Unverkennbar belustigt, gab er Alec ein unauffälliges Zeichen. Brauchst du Hilfe? Alec antwortete mit einem kurzen Nicken.
    Daraufhin kam Seregil zu ihnen herüber und schlang den Arm um Alecs Hüfte. »Da bist du ja endlich! Verzeih, daß ich euch störe, Tirien. Mein Freund und ich haben etwas zu besprechen. Würdest du uns wohl einen Augenblick entschuldigen?«
    »Selbstverständlich.« Nach einer anmutigen Verbeugung zog sich der junge Kurtisane zurück und ließ sich kaum mehr als den leisesten Hauch von Enttäuschung anmerken.
    Alec wappnete sich gegen Seregils Wutanfall, der unweigerlich folgen mußte. Sein Freund aber meinte nur: »Ich hätte nicht erwartet, dich hier anzutreffen.«
    »Ich habe dich singen gehört. Ich meine, es hörte sich irgendwie nach dir an und – na ja, deshalb bin ich hier reingegangen.« Abgesehen davon, daß Alec wie ein Schwachsinniger stotterte, wurde ihm plötzlich nur allzu deutlich bewußt, daß Seregils Arm nach wie vor seine Hüfte umschlang. Eigenartige, verführerische Düfte, die nichts mit seinem sonst so sauberen Geruch gemein hatten, gingen von der Haut und den Haaren seines Freundes aus. Abermals regten sich diese beunruhigenden, ungekannten Gefühle, diesmal dichter an der Oberfläche, aber immer noch genauso verwirrend. »Ich hab’ nicht auf die Laterne geschaut. Ich bin einfach reingegangen.«
    Seregil kicherte verhalten. »Neugierig wie eh und je, was? Tja, da du nun schon mal hier bist, hast du vor, ein wenig zu bleiben? Tirien ist eine ausgezeichnete Wahl. Azarin versteht wirklich etwas von seinem Geschäft.«
    »Nein.« Alec spähte zu dem jungen Liebesdiener, der immer noch hoffnungsvoll in der Nähe wartete, dann schaute er hastig zurück zu Seregil. Die Züge seines Freundes verrieten keinerlei Herausforderung, lediglich Belustigung. Warum also steigerte sich seine Erregung unter dem ruhigen Blick dieser grauen Augen? Die Lage überstieg bei weitem Alecs Verstand.
    »Nein, ich habe nur nach dir gesucht. Ich sollte besser gehen. Dieser Ort vermittelt mir seltsame Gefühle.«
    »In diesen Schalen brennt mehr als nur Weihrauch. Aber wenn du bloß zufällig an Azarins Haus vorbeigekommen bist, nehme ich an, daß du selbst etwas vorhattest, oder? Wie lange ist das mit Ylinestra jetzt her?«
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt«, gestand Alec. Mittlerweile spürte er die Wärme von Seregils Haut durch die dicke Seidenkluft. »Ich weiß nicht – vielleicht gehe ich auch einfach nach Hause.«
    »Sei doch nicht dumm«, widersprach Seregil und gab ihn endlich frei. »Ich wollte zwar noch mal nach oben gehen, aber das kann warten.« Abermals setzte er das ihm eigene Grinsen auf, und Alec ließ alle Hoffnung auf ein Entrinnen fahren. »Ein Stück die Straße hinunter ist ein Haus, daß dir wahrscheinlich eher zusagt. Meiner Meinung nach bist du in dieser Hinsicht sowieso längst überfällig. Ich bin gleich zurück.«
    Seregil ging noch einmal in den Salon und sagte etwas zu Tirien. Der Mann warf Alec einen wehmütigen Blick zu, dann zog er von dannen.
    Im Schatten des Türbogens lehnend, beobachtete Alec, wie sich Seregil von seinem Gefährten verabschiedete, der sich unverkennbar bestürzt über Seregils plötzlichen Aufbruch zeigte. Nach einem kurzen, lebhaften Wortwechsel drückte ihn Seregil mit einem innigen, lang anhaltenden Kuß auf das Sofa zurück, dann verschwand er die gewundene Treppe hinauf.
    Wenig später kehrte er vollständig angezogen, den Schwertgurt über die Schulter geschlungen, zurück.
    »Komm mit«, meinte er unbekümmert und führte Alec zu einer Villa am Ende des Häuserblocks.
    Na, zumindest hängt hier eine rosa Laterne, dachte Alec und spürte, wie sein Unbehagen wieder wuchs, als Seregil ihn die Treppe hinaufscheuchte.
    Offenbar war Seregil hier wohlbekannt. Mehrere Frauen begrüßten ihn überschwenglich, als er Alec in den Salon führte. Die Einrichtung glich im großen und ganzen jener

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