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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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an. Hab von der Sache erst gestern Nacht
erfahren.»
    Sabina sagte nichts. Es wurde höchste Zeit, Malfazi zur Rede zu stellen.
Allerdings war ihr klar, dass sie erst in grösserer Runde den aktuellen Stand
der Ermittlungen durchgehen mussten.
    Also legte sie die Fakten dar, reichte Fotos des Leichenfundorts
herum, erwähnte die sieben Initiationsstufen des Mithraskults, wies auf die
nächsten plausiblen Zeitpunkte für weitere Verbrechen hin. Sie zeigte das Fax
des Schmuckmachers, erwähnte ihren Besuch im Hotel Park Hyatt in Zürich und die
noch laufende Überprüfung der Gästeliste, kam auf die Reifenspuren des
Defenders zu sprechen, der noch untersucht wurde, nannte anhand der
Fussabdrücke drei Personen von achtzig bis neunzig Kilogramm Gewicht als
mögliche Leichenträger. Sie erwähnte auch die Tatsache, dass alle Opfer mit
Honigbalsam eingerieben und mit Morphium betäubt worden waren. Hierzu meldete
sich sogleich Beeli zu Wort. Er gab genaue Erläuterungen zur Zusammensetzung
des Honigbalsams und machte deutlich, dass es die Inhaltsstoffe nicht in jeder
Drogerie zu kaufen gab.
    «Die Substanzen werden von Apothekern oder in der pharmazeutischen
Industrie verwendet. Aber sie sind natürlich relativ einfach zu besorgen.»
    Malfazi hörte bei den Ausführungen konzentriert zu und machte sich
Notizen. Abschliessend dankte er den Kollegen für die gute Arbeit und
entschuldigte sich vor versammelter Mannschaft für seine urlaubsbedingte
Abwesenheit. Sein Verhalten war, verglichen mit bisherigen Erfahrungswerten,
aussergewöhnlich. Malfazi war nicht der Mann, der sich entschuldigte. «He who excuses himself, accuses himself», zitierte er
normalerweise gerne: Wer sich entschuldigt, beschuldigt sich. Warum auch immer,
heute wählte er den diplomatischen Kurs. Als das Meeting beendet war, bat
Sabina Malfazi um eine persönliche Unterredung.
    «Heini sollte auch dabei sein», sagte sie. «In fünf Minuten in unserem
Büro?»
    «Claudio», wählte sie einen bewusst persönlichen Einstieg in das
Gespräch. «Es gibt in diesem Mordfall ein paar Dinge, die mich beunruhigen und
die ich nur mit dir besprechen kann. Diese Dinge betreffen dich und das, was du
am Mittwochabend in Zürich gemacht hast.»
    Malfazi sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, der sich nicht
zwischen Überraschung, Empörung und Misstrauen entscheiden konnte.
    «Woher weisst du, dass ich in Zürich war?», fragte er sie.
    «Ich habe dich gesehen.»
    «Wo?»
    «In der Villa auf dem Zürichberg. Du warst einer der Gäste.»
    «Du spionierst mir hinterher? Sag mal, tickst du noch ganz richtig?»
    «Ich habe dir nicht hinterherspioniert. Das war Zufall.»
    «Zufall? Ich lach mich kaputt.»
    «Es war Zufall, verdammt. Ich hab da oben in einem Hotel übernachtet
und bin spazieren gegangen, und da hab ich dich vor dem Haus gesehen.»
    «Was machst du in einem Hotel in Zürich?»
    «Claudio, verzeih, aber gerade will ich dir die Fragen stellen,
nicht umgekehrt. Ich war wegen der Spur im Park Hyatt da.»
    Malfazi kochte. Seine Halsschlagader presste sich nach aussen wie
ein pulsierendes Geschwulst. Er musste offenbar an sich halten, um nicht aus
der Haut zu fahren. Nur allmählich beruhigte er sich und schien zu überlegen,
wie er das Ganze darstellen sollte.
    «Und?», sagte er herablassend, nachdem er seinen Puls wieder unter
Kontrolle hatte.
    «Es ist mir egal, wo du dich in deiner Freizeit rumtreibst und wie
du dich amüsierst, Claudio. Aber es gibt eine Sache, die ich wissen muss. Was
ist hinter der Tür im Keller passiert?»
    Heini sass neben den beiden und beobachtete das Gespräch. Malfazi
nahm eine gespannte Haltung an. Man sah, dass er sich jedes Wort genau
überlegte. Sabina dauerte es zu lange. Sie präzisierte ihre Ausführung.
    «Auf dieser Tür war ein Zeichen, das für meine Augen ziemliche
Ähnlichkeit mit den Symbolen auf Carschenna hat. Um es konkret zu machen: Hat
das, was hinter dieser Tür geschehen ist, etwas mit diesen Morden zu tun?»
    Malfazi sah sie einen Augenblick ungläubig an, dann begann er zu
lachen. Es schien kein gespieltes Lachen zu sein, er lachte wirklich.
    «Okay», sagte er, «okay, da du ja offenbar auch da warst, muss ich
dir nicht erzählen, dass die Feierlichkeit eine Zusammenkunft einer gewissen
Szene war.»
    «Gothic? Sadomaso? Ich konnte das nicht so zuordnen.»
    «Eine schwarze Szene, ja.»
    «Und da gehörst du auch dazu, in deinem Nietendress und mit diesem
Kuttenmantel?»
    Malfazi errötete. Rang vergeblich um

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