Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
Vom Netzwerk:
Und trieb sich jetzt schon monatelang hier in Graubünden herum. Oder doch
die Isländerin? Als Letzte ins Schloss gekommen, geheimnisvoll still, irgendwie
auch unheimlich? Und was war mit dem Koch? Auch er hatte Zutritt zu allen
Räumen und kannte die Gäste. Auch er befand sich im Zentrum der Geschehnisse.
    Sabina bedankte sich bei Rosenacker für den Hinweis, verabschiedete
sich von ihm und rief Heini an.
    «Bei dir laufen doch alle Recherchen zu den Bewohnern von Schloss
Mondfels zusammen», sagte sie.
    «Ja, ich hab die Dossiers.»
    «Haben wir da irgendwo Anhaltspunkte für ein Motiv gefunden?
Christliche Vergangenheit, Missbrauch, Frauenhass, ein Bezug zum Schams?»
    «Nein, da hat sich nichts Neues ergeben», sagte Heini. «Aber versuch
halt mal von hier aus Details über das Leben eines Australiers her-auszufinden,
der kaum Verwandte hat und sich fast nur in Afrika und Europa rumtreibt.»
    «Verstehe», sagte Sabina. «Und was ist mit dem Koch? Haben wir da
jemals tiefere Recherchen angestellt?»
    Heini schwieg, offensichtlich ein wenig betreten.
    «Hallo», rief Sabina ins Telefon.
    «Nein», sagte Heini, «nein, den haben wir eher nebensächlich
behandelt. Wir haben natürlich seine Alibis überprüft, soweit das möglich war,
aber wir haben keine biografische Recherche gemacht.»
    «Dann lass uns das bitte tun», sagte Sabina. «Möglicherweise will
jemand Schlorf diese Morde in die Schuhe schieben. Um gleichzeitig in aller
Ruhe weitermachen zu können.»
    «Du meinst, die Hinweise in dem Ordner sind fingiert? Und jemand im
Schloss steckt hinter dem Ganzen?»
    «Rosenacker hat mich auf die Idee gebracht.»
    «Könnte er es nicht auch selber sein?»
    «Das sprengt meine Phantasie. Gibt es in seiner Kindheit Hinweise
auf traumatische Erlebnisse? Ist er jemals als Christenhasser in Erscheinung
getreten?»
    «Nein, wir haben seinen Lebenslauf sehr genau rekonstruiert. Er
scheint tatsächlich der Menschenfreund zu sein, für den wir ihn halten.»
    «Okay, Heini. Bitte bleib dran und überprüf noch einmal alles.

8
    Am nächsten Morgen ging Malfazi die Bilder durch, die er bei der
Absperrung der Kirche hatte schiessen lassen, insgesamt waren es über fünfzig.
Autos mit Familien, Kindern, Touristen. Er prägte sich die Gesichter genau ein.
So oft schon hatte sich ein Täter durch seine Präsenz am Tatort verraten. Er
musste diese Möglichkeit in Betracht ziehen, zumal es kaum andere Anhaltspunkte
gab. Auf einem Bild, das einen silbernen Passat und eine vierköpfige Familie
zeigte, sah Malfazi im Hintergrund einen Mann, dessen Haltung er zu kennen
meinte. Er zoomte ihn näher heran.
    «Kommt schnell, ich hab was», rief er auf den Gang, wo sich Sabina
und Heini unterhielten.
    «Schaut euch den Typen an», sagte Malfazi.
    Sabina betrachtete das vergrösserte Foto auf dem Bildschirm.
    «Der Koch», sagte sie schliesslich.
    «Sind das die Bilder vom Fundort?», fragte Heini.
    Malfazi nickte.
    «Und jetzt, festnehmen?», fragte Heini.
    Sabina schwieg. Sie hatten keinen einzigen stichhaltigen Beweis
gegen ihn. Im Gegenteil, seine Speichelprobe war negativ gewesen. Es war nicht
verboten, sich den Schauplatz eines Verbrechens anzuschauen; er konnte sogar
zufällig am Fundort vorbeigekommen sein. Wie Rosenacker einmal erwähnt hatte,
war der Koch oft in der Gegend unterwegs, um Besorgungen zu machen. Und wer
würde nicht anhalten, wenn er einen Auflauf von Menschen, Krankenwagen, Polizei
und Leichentransportern sah?
    «Wollen wir ihn damit konfrontieren?», fragte Malfazi.
    «Würde ich nicht tun», sagte Sabina. «Er soll nicht wissen, dass wir
ihn verdächtigen.»
    «Aber wir gehen davon aus, dass er zu den Tätern gehören könnte»,
sagte Malfazi. «Dann müssen wir ihn rund um die Uhr beschatten. Es soll noch
genau einen Mord geben. Irgendeinen Fehler wird er machen. Ich will, dass das
Schloss ab sofort noch genauer bewacht wird. Statt zwei Mann jetzt vier.
Vierundzwanzig Stunden lang.»
    «Und was ist mit Schlorf? Ist der damit raus?», fragte Sabina.
    «Gute Frage», sagte Heini. «Vielleicht stecken ja auch mehrere unter
einer Decke?»
    Sabina überlegte. «Ich glaube inzwischen eher daran, dass jemand den
Verdacht bewusst auf ihn gelenkt hat.»
    «Das würde auch erklären, warum der Ordner so viele Aufzeichnungen
enthält, die Schlorf belasten und uns nicht weiterbringen», sagte Heini.
    «Das bedeutet, jemand hat sie bewusst da reingelegt und den Ordner
dann so versteckt, dass man ihn doch finden kann»,

Weitere Kostenlose Bücher