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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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sagte Malfazi.
    «Und wir sind voll auf dieses Märchen hereingefallen», sagte Sabina.
Malfazi schluckte.
    Sabina überprüfte die Ergebnisse der Spurensicherung aus
Mistail. Diesmal waren mehr als zwanzig Fussspuren im Umfeld der Kirche
gefunden worden: Profile von Wanderschuhen, Stiefeln, Sandalen, Turnschuhen und
Sneakern. Dazu waren einige verwischte Spuren gesichert worden. Allerdings in
alle Richtungen gehend, sodass man daraus keine Schlüsse ziehen konnte. In der
Kirche waren zudem massenweise DNA -Spuren sichergestellt worden –
vermutlich von normalen Kirchgängern und Touristen. Keine der Spuren war
identisch mit den bisher aufgetauchten. Keine war in einer Datei vermerkt.
    Sie ging den Bericht von Beeli bis zum Ende durch. Die Leichen aus
Mistail wiesen die gleichen Merkmale wie die toten Frauen von Carschenna auf.
Die Frauen waren mit einer selbst hergestellten Honigcreme einbalsamiert
worden. Rückfragen in Apotheken hatten schon bei den ersten Morden keine
Ergebnisse gebracht. Auch diesmal hatten die Leichen Morphium im Blut und
wiesen tiefe Schnittverletzungen im Genitalbereich auf. Der Tod war auch bei
ihnen durch Verbluten eingetreten. Den Todeszeitpunkt verortete die Gerichtsmedizin
auf zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Uhr. Somit war den Tätern die ganze Nacht
geblieben, um die Leichen vom Tatort zum Fundort zu transportieren.
    Die Kameraauswertung der Strassen ergab, dass auf der Albulastrasse
in der Mordnacht wenige für den Leichentransport geeignete Fahrzeuge Richtung
Mistail unterwegs gewesen waren. Die Pkws, die auf dem Überwachungsvideo zu
erkennen waren, waren alle schon in der Mordnacht von den Streckenposten
überprüft worden. Jetzt wurden die Fahrer noch einmal befragt, die Wagen
untersucht.
    Aber alle Befragten hatten plausible Gründe für die Fahrt in der
Mordnacht, und in keinem der Wagen waren bislang Spuren gefunden worden. Um
etwa halb fünf Uhr in der Früh war ein Motorrad auf der Strasse Richtung
Tiefencastel unterwegs gewesen, das von den Streckenposten offenbar nicht
kontrolliert worden war. Um kurz nach fünf war es auf der anderen Spur zurück
Richtung Thusis gefahren. Hinwärts war nur ein Fahrer auf dem Motorrad
gesessen, auf dem Rückweg waren es zwei Personen. Das machte Sabina stutzig.
Sie zoomte das Motorrad heran. Weder die Personen noch das Nummernschild waren
zu erkennen. Es war nicht beleuchtet, und die Helme verdeckten die Gesichter.
    «Heini», rief sie laut.
    «Schau dir das mal an», sagte sie, als der Kollege in ihr Büro kam.
«Das ist die Albulastrasse Richtung Tiefencastel und etwas später Richtung
Thusis. Um halb fünf und um kurz nach fünf.»
    «Das ist in der Tat sonderbar», sagte Heini. «Aber leider erkennt
man nichts. Vermutlich hat jemand einen über den Durst getrunken und sich
abholen lassen.»
    «Wahrscheinlich», sagte Sabina.
    «Ist auf den anderen Überwachungskameras etwas Auffälliges?», fragte
Heini.
    «Nur Pkws, alle schon überprüft. Alle Halter haben plausible Gründe
für die Nachtfahrt, keines der Fahrzeuge war gestohlen. Reto wertet noch DNA -Spuren
aus, aber die Hunde haben bei keinem Wagen angeschlagen.»
    Auch die Worte, die in die Schmuckstücke eingraviert waren,
hatte Beeli ausgewertet. Es handelte sich einmal mehr um die verklausulierten
Namen der Opfer, um Hinweise auf die Orte, an denen sie verschwunden waren, und
auf die Arbeitsplätze der Frauen. Dazu die drei Initiationsstufen Perser, Sonnenläufer und Löwe .
    Adel, Salz, Schule, Waldesrand, Stier, Blut, Löwe stand in winzigen Buchstaben auf dem Ring, den man vom Finger der
fünfzehnjährigen Patricia Salis genommen hatte.
    Adel für den Namen Patricia, der «die edel
Geborene» bedeutete. Salz als Hinweis auf den
Nachnamen Salis, Schule für den Arbeitsort des
Mädchens, Waldesrand für den Ort, an dem sie verschwunden
war.
    Sabina spürte einen Kloss im Hals. Dass die Täter jetzt auch ein
junges Mädchen ermordet hatten, machte die Verbrechen noch ekelhafter.
    Sie betrachtete die Fotos aller sechs Opfer. Bleich und schön waren
sie – ganz und gar makellos. Man sah ihnen das Leid nicht an, das ihnen
zugefügt worden war.
    Sabina legte die Fotos zur Seite. Es waren nur noch wenige Tage bis
zur Mondfinsternis. Sie waren sich sicher, dass der Zeitpunkt für den siebten
Mord feststand. Und sie mussten ihn unter allen Umständen verhindern.
    * * *
    Was hätte er getan, wenn er nicht auf die Mithrasjünger
gestossen wäre? Der Hohepriester hatte ihn bei der

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