Schattengreifer - Die Zeitenfestung
Simon war klar, dass die Zeitenkrieger in ihrem Versteck sofort begriffen, von wem die Rede war.
»Hat er uns entdeckt?«, flüsterte Moon schließlich besorgt.
»Nein. Ich folge ihm gerade. Ich …«
Simon bog mit seinem Karren um die Ecke, hinter der auch der Schattengreifer verschwunden war, als er abrupt innehielt. Dort stand er, der Schattengreifer, mitten in dem hohen Gang zwischen den Lehmmauern des Palastes, und starrte in einen Saal hinein. Der Magier betrachtete anscheinend gerade den Verlauf der Zeremonie. Nin-Sis Schatten wehrte sich inzwischen völlig verzweifelt in dem Griff des Magierschattens. Simon konnte sehen, wie er versuchte, sich zu befreien.
»Was ist los?«, raunte Caspar aus der Karre heraus. »Warum sprichst du nicht weiter? Warum sind wir stehen geblieben?«
Caspars Stimme riss den Schattengreifer aus seiner Erstarrung. Der Magier wandte den Kopf. Er erblickte Simon, und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
Er hatte Simon doch aus dem Weg geräumt! Und nun stand der Junge hier, vor ihm.
Allerdings erholte sich der Schattengreifer augenblicklich von seinem Schrecken. Wie in einem Reflex schnellte seine rechte Hand hervor. In Sekundenschnelle bildete sich zwischen seinen Fingern eine Feuerkugel, die er Simon entgegenschleuderte. Der Junge sprang zur Seite. Die Feuerkugel verfehlte ihnnur um wenige Zentimeter, doch die grünen Flammenspitzen der Kugel streiften die Karre und setzten das Tuch in Brand, unter dem sich Simons Freunde verborgen hielten.
»Raus aus eurem Versteck«, schrie Simon. Er hechtete von dem Wagen fort und suchte Schutz hinter der Ecke, um die er gerade gebogen war.
Neferti, Moon und Caspar sprangen aus der Karre und folgten Simon zu seinem Versteck.
Vorsichtig lugte Simon um die Ecke und erkannte, dass Nin-Sis Schatten die Schrecksekunde genutzt hatte. In Windeseile hatte er sich aus dem Griff des Magierschattens befreit. Nun glitt Nin-Sis Schatten die Lehmwand hinauf und flüchtete über die Decke.
Der Magier tobte. Er blickte auf seinen eigenen Schatten hinab, sprach eine kurze Formel, dann streckte er wieder den rechten Arm aus und wies auf Nin-Sis Schatten. Sofort nahm sein Schatten die Verfolgung auf.
Wutschnaubend lief der Schattengreifer nun auf die Ecke zu, hinter der sich die Freunde verbargen. Noch einmal schleuderte er eine seiner Feuerkugeln auf Simon, doch der Junge wich schnell hinter die Ecke aus, und die Kugel schlug in die gegenüberliegende Wand ein.
Plötzlich sprang Neferti auf die Beine. »Ich rette euch!«, rief sie. »Ich fange seine Feuerkugeln ab. Bringt euch in Sicherheit und kommt mich später holen. Dann könnt ihr …«
Simon packte sie am Arm und zerrte sie wieder in die hockende Stellung, in der sie alle hinter der Ecke verharrten. »Bist du verrückt? Hast du vergessen, dass du nur noch dieses eine Leben besitzt?«
Neferti wurde augenblicklich leichenblass. Daran hatte sie offenbar wirklich nicht mehr gedacht. »Entschuldige«, brachte sie hervor. »Ich bin so daran gewohnt, meine Leben einzusetzen, dass … dass …« Ihre Unachtsamkeit raubte ihr die Sprache.
Eine weitere Feuerkugel schlug hinter ihnen ein. Keiner von ihnen wagte es, um die Ecke zu schauen. Doch allen war klar, dass der Schattengreifer nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt sein konnte.
Über ihnen hetzte der Magierschatten gerade Nin-Sis Schatten hinterher. Schon streckte er beide Arme aus, um ihn zu packen, als Nin-Sis Schatten blitzschnell die Wand hinunterglitt und über den Boden entkam. Der Magierschatten hastete hinterher.
»Lauft!«, wollte Simon gerade seinen Freunden zurufen, als sie einen gellenden Schrei aus dem Gang hörten – es musste der Schattengreifer gewesen sein.
Nun wagten sie es doch, aus ihrem Versteck hervorzulugen.
Nur wenige Schritte vor ihnen stand der Magier mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er wand sich und schrie noch einmal auf. Er schlug mit den Händen um sich und versuchte, etwas hinter sich zu ergreifen.
Simon und seine Freunde konnten nicht erkennen, was mit dem Schattengreifer vor sich ging, bis dieser sich auf der Stelle drehte und die vier den langen Speer entdeckten, der aus seinem Schulterblatt herausragte.
Neferti schrie entsetzt auf.
Nun entdeckten sie auch die beiden Wachen, die in dem Moment den Gang entlanggerannt kamen. Einer der beiden warfgerade einen weiteren Speer nach dem Schattengreifer, doch dieser hatte den Angriff bemerkt und konnte der Waffe
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