Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
einer eisigen Hand umklammert wurde.
    Nin-Si schrie erneut auf. Auch um sie herum standen mehrere Schatten, die mit ihren Händen in sie drangen.
     
    Und plötzlich verstummte Salomon. Der schneidende Griff um sein Herz nahm ihm die Kraft. Er blickte sich zu Basrar um. Auch er hatte bereits seinen Kampf aufgegeben und sank kraftlos auf die Knie, die Hände der Schatten in seinem Körper.Caspars Messer fiel klirrend zu Boden. Er atmete kaum noch. Auch Moon fiel der Länge nach hin, mehrere Schattengestalten über sich. Er atmete stoßartig, bis er plötzlich in völlige Ruhe versank.
     
    Simon verstand: Diese Schatten nahmen ihnen ihre Lebenskraft. Sie saugten sie aus. Und es gab keine Möglichkeit, sich zu wehren. All ihre Versuche, sich gegen diesen Angriff aufzulehnen, scheiterten.
    Neferti ließ seine Hand los. Sie sackte in sich zusammen und fiel zu Boden. Mehrere Schatten beugten sich über sie.
    »Nein!« Simon schrie. Er wollte Neferti zu Hilfe eilen, doch er spürte, wie auch aus ihm alle Kraft entschwand und er in sich zusammenfiel.
    Das Letzte, was er sah, waren Nefertis offene Augen, in denen jedes Leben erloschen war.
     
    Christian sprang auf seine Füße.
    Dieser Schrei! Das war Simons Stimme gewesen!
    Er war hier. Simon! Und er war in Gefahr!
    Christian rüttelte an den Eisenstäben seines Gefängnisses. »Simon!!«
    Er zerrte, er zog, er stemmte sich dagegen.
    »Simon!«
    Die Tatsache, dass er keine Antwort erhielt, verstärkte die Verzweiflung und die Wut in Christian. Er rammte seine Schulter gegen die Stäbe.
    »Simon! Ich bin hier!!«
    Er trat zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und rammte erneut seinen Körper gegen das Eisen.
    »Simon!«
    Noch einmal und noch einmal versuchte er, gegen die Stäbe anzugehen. Bis plötzlich etwas laut knackte und Christian vor Schmerzen aufschrie. Er sackte in sich zusammen. Seine Schulter fühlte sich eigenartig an. Vermutlich hatte er sie gerade gebrochen.
    Mit der Faust schlug er gegen die Eisenstäbe.
    »Verflucht!«
    Die Schmerzen durchfuhren seinen ganzen Körper.
    »Simon!«
    Niedergeschlagen ließ er sich an den Stäben herabsinken. Heiße Tränen rannen ihm in Strömen über das Gesicht.
    »Simon!«
    Er schrie nicht mehr. Er weinte.
    Nicht weit von ihm entfernt war sein Sohn in Gefahr. Und er hatte keine Möglichkeit, ihm beizustehen!

Die Schreie aus den Tiefen der Höhlengänge drangen bis zu ihm.
Er hörte sie, verharrte
einen Augenblick und nahm sie tief in sich auf.
Dann lehnte er sich wieder zurück.
Zufrieden.
Er hatte gewusst, dass er
sich auf seine Krähe verlassen konnte.
Dann plötzlich kreischte er selbst auf.
Sein Körper erzitterte, sein Herz raste,
dann ließ der Anfall nach.
Er legte stöhnend den Kopf zur Seite.
Seine Kräfte schwanden mehr und mehr.

Jessica schrie auf.
    Etwas war geschehen. Sie spürte es genau. Tief in ihrem Herzen fühlte sie einen Stich. Gerade so, als hätte man ihr ein Stück davon genommen.
    Ihr wurde schwindelig. Sie fühlte sich benommen und hielt sich am Türrahmen fest. Ihr Blick ging zur Klippe. Sie hielt Ausschau nach weiteren Krähen, den bisherigen Verursachern ihrer Angst, doch es waren keine zu erkennen.
    Sie fing sich wieder. Der Schwindel legte sich, und auch die Benommenheit verschwand.
    Als sie plötzlich diesen Geruch wahrnahm. Er kam von oben.
    Sie wandte sich um und rannte die Treppe hinauf. Ein Klirren ließ sie erneut aufschrecken. Sie stoppte kurz auf der Treppe und lauschte. Wieder ein Geräusch. So als breche Glas. Dazu dieser Geruch, der stärker und stärker wurde.
    Jessica hastete weiter die Stufen hinauf zu Simons Zimmer und riss die Tür auf.
    Noch einmal schrie sie entsetzt auf.
    Sie blickte auf ein heilloses Chaos. Im ganzen Raum flogen Dinge, die Simon gehörten, durch die Luft. Lexika, Geschichtsbücher, Stifte, Blöcke.
    Wieder klang es, als breche Glas. Jessica folgte mit ihrem Blick dem Geräusch und sah auf der Wand gegenüber Simons Bett, wie dort das Glas des großen Bilderrahmens langsam zerbrach. In kurzen, ruckartigen Stößen setzte sich ein langer Riss über den Rahmen fort. Er zog sich bereits über das halbe Bild: Es zeigte Simon, wie er mit seinem Vater auf einem berühmten Segelboot stand. Der Riss des Glases zog sich exakt zwischenden beiden von oben nach unten. Doch ein zweiter, ein tieferer Riss zeichnete sich bereits ab. Es gab erneut einen lauten Schlag, dann begannen beide Risse sich in Stößen seitlich auszuweiten. Der eine Riss ging geradewegs über Simons

Weitere Kostenlose Bücher