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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nur einen einzigen Griff ihrer leblosen Hände, um euch euer Leben zu nehmen. Doch ihr fragt euch gewiss, warum ihr hierher gebracht wurdet? Warum die Schatten euch euer Leben gelassen haben?«
    Eine kurze Pause entstand, in der sich Simon wieder fragte, wo der Schattengreifer sein könnte.
    Schließlich war seine Stimme aus dem Schnabel der Krähe erneut zu hören. »Ich gebe euch noch einmal eine letzte Gelegenheit umzukehren. Gebt den Kampf auf und stellt euch auf meine Seite. Bleibt meine Zeitenkrieger, und ich werde eure Leben verschonen.«
    Simon sah sich nach seinen Freunden um. Sie hatten die Worte des Magiers vernommen, doch nicht einer von ihnen schien nur einen Augenblick über das Angebot nachzudenken. Hier standen sie, eisern zusammenhaltend. Selbst die kleine Krähe auf Simons Schulter wirkte entschlossen.
    Simon spürte, wie jemand seine Hand suchte. Er schaute sich um und sah Moon, der nach seiner Hand fasste. Simons andere Hand wurde von Neferti ergriffen. Sie alle nahmen sich an den Händen und bildeten so einen gemeinsamen Kreis. Sie gaben sich durch diese wortlose Geste gegenseitig Bestätigung und machten sich Mut.
    Die Antwort des Schattengreifers ließ auf sich warten. Und wieder fragte sich Simon, was der Grund dafür war, dass er jetzt, in diesem entscheidenden Moment, nicht selbst anwesend war.
    Und schließlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Paukenschlag: Der Magier war zu geschwächt. War es der Speer in Ägypten gewesen? Waren es die Anstrengungen der vergangenen Tage?
    Er musste stark angeschlagen sein, wenn er diesen Augenblick hier verpasste. Simon hatte ihn schon einmal kurz vor dem Sterben erlebt. War es dieses Mal wieder so?
    Simon wollte sich schon an Neferti wenden, um ihr seine Gedanken mitzuteilen, als die Stimme des Magiers erneut in der Halle ertönte: »Ihr enttäuscht mich«, sagte er durch die Krähe. »Und ihr lasst mir keine Wahl. So geht nun. Sterbt. Ihr habt euch entschieden.« Und seinen Worten folgte ein Seufzer, der Simon in seinem Verdacht bestätigte: Der Schattengreifer war erneut angeschlagen. So kraftlos, dass er nicht hierher hatte finden können.
    Wo mochte er sich aufhalten?
    Doch Simon blieb keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, denn schon verengte sich der Kreis der Schatten noch weiter um die Jugendlichen. Sie streckten bereits ihre schwarzen Hände aus, um ihre Herzen zu ergreifen. Und dieses Mal – Simon zweifelte keine Sekunde daran – würden sie alle nicht mehr erwachen.
    Die Freunde rückten nun noch dichter zusammen. Sie drückten ihre Rücken fest gegeneinander. Einzig die kleine Krähe blähte sich plötzlich auf. Simon sah, wie sie die Flügel ausbreitete und sich gegen die Schatten richtete. Und tatsächlich: Kurz stockten die Gestalten und blieben sogar auf der Stelle stehen.
    Wieder einmal staunte Simon über die Kräfte, die in dem kleinen Vogel steckten.
    Die Krähe stieß die Flügel nach vorn, und die Schatten traten einen Schritt von den Jugendlichen weg. Noch einmal holte die Krähe mit ihren Flügeln aus, als sie plötzlich aufkreischte und auf Simons Schulter in sich zusammenfuhr.
    Die riesige Krähe hatte ihren Blick fest auf den Vogel gerichtet und lähmte ihn mit aller magischen Kraft, die ihr zur Verfügung stand. Die kleine Krähe hatte keine Chance. Sie krümmte sich stöhnend auf Simons Schulter, und die Schattengestalten traten wieder auf die Freunde zu.
    Nur noch wenige Schritte, dann hätten ihre kalten Hände sie erreicht.
    Simon legte eine Hand auf die Krähe, die noch immer wie gelähmt unter dem Zauber der riesigen Krähe in sich gekrümmt war. Zu gern hätte er ihr geholfen.
    Da ertönte wieder laut das Gebrüll des Säbelzahntigers. Doch dieses Mal war es kein imponierendes Brüllen. Beinahe war es Simon, als schreie der Tiger verzweifelt auf. Ruckartig wandten sich die Jugendlichen und auch die Schatten zu ihm um und beobachteten, wie er mit einem Satz auf die riesige Krähe zusprang, sich in ihr Gefieder verbiss und sie mit sich auf die Erde zog.
    Jetzt fühlte sich Simon in seinem Verdacht bestätigt. Der Tiger handelte aus Verzweiflung. Er lehnte sich gegen den Schattengreifer und dessen Macht auf.
    Der riesige Vogel schrie, und im gleichen Moment löste sich die Erstarrung der kleinen Krähe.
    Der Säbelzahntiger und die Krähe des Schattengreifers lieferten sich einen erbitterten Kampf. Der Tiger verbiss sich mit seinen Zähnen in dem Gefieder, während der Vogel seinen Schnabel wieder und wieder in

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