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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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hörte man Hendrik irgendwann entrückt hauchen. Tim und Hanno kämpften mit einem Lachanfall und überhörten die sicher pathetische Antwort, nicht aber das folgende Geflüster Hendriks: «Dann musst du aber auch meine Freunde ranlassen, sonst sind die sauer, wenn wir uns hier alleine vergnügen.»
    Kurz danach war das Pfister auf der Rückbank zum Gebrauch bereitgelegt. Hanno schob ihr lächerlich altertümliches Samtkleid hoch. Dabei krachte irgendwo ein Saum, obwohl Hendrik den Reißverschluss schon geöffnet hatte. Einen BH trug sie nicht, was typisch Pfister war, besonders gut gewaschen oder parfümiert roch sie auch nicht. Hanno knetete ihre länglich geformten Titten fest durch und begann irgendwann, sie zu vögeln. Tim sah vom Beifahrersitz aus zu, bis er dran war, Hendrik stand gelangweilt draußen vorm Auto und qualmte den Rest der Tüte. Als Tim seinerseits fertig war, mit einem leichten Gefühl des Selbstekels über das, was er getan hatte, drückte er die Tür weit auf und rief Hendrik zu: «Ey, Alter, your turn.» Hendrik, der in die Landschaft geblickt hatte, drehte sich um, sah auf den nackten Schoß der liegenden Sabrina herab und sagte: «Nee, sorry, mir ist’s jetzt irgendwie vergangen.» Dann zwinkerte er Tim zu, während Hanno zu grölen begann.

[zur Inhaltsübersicht]
Anfang April
    D anke, Herr Steiner, dass Sie mir das erzählt haben. Bei mir entwickelt sich jetzt ein Bild von dieser Frau.»
    Das Fenster stand weit offen, von draußen drang der Duft der ersten Blüten herein. Die fette Anwältin saß breit und zufrieden in Tims einzigem guten Sessel. Tim fühlte sich plötzlich unwohl, weil er dieser Manteufel so viel erzählt hatte, diesen ganzen Kram
,
an den er seit Jahren – zum Glück – nicht gedacht hatte. Jugendsünden. Aber wirklich, manche Leute legten es darauf an, ausgenutzt und verarscht zu werden. Sabrina Pfister war so jemand gewesen.
    «Wann haben Sie eigentlich Ihre Freunde Hanno und Hendrik zuletzt gesehen?»
    Tim fragte sich allmählich, worauf das hinauslief. Das hörte sich jetzt nicht mehr an, als wolle sie bloß Informationen über Sabrina sammeln.
    «Den Hanno auf dem Abitreffen vor fünf Jahren», sagte er. «Hendrik – der hat mich neulich mal angerufen, nach Jahren zum ersten Mal.» Am liebsten hätte er es verschwiegen. Aber er hatte keine Ahnung, in welche Art von Ermittlung er hier geraten war. Und Telefonkontakte ließen sich über irgendeine Vorratsdatenspeicherung, oder wie das hieß, wahrscheinlich überprüfen.
    «Was wollte er denn von Ihnen?»
    Das geht Sie einen Dreck an, hätte Tim am liebsten gesagt.
    «Sich mit mir treffen», behauptete er, «aber ich hatte keine Lust.»
    Hendrik war wirklich die allerletzte Type. Nach wie vor. Tim war in der Schulzeit in eine Birthe Feldkamp verliebt gewesen, hatte sich aber nicht rangetraut. Hendrik hatte diese Birthe jetzt in Frankfurt aufgetrieben und etwas mit ihr angefangen, was er so ausdrückte, dass sie ihm aus der Hand fresse. Und dann hatte er doch tatsächlich auf den Abend des Abiballs angespielt und vorgeschlagen, «das Gleiche in Grün» mit Birthe Feldkamp zu machen: Er, Hendrik, werde Tim «
the lovely Birthe
angespitzt auf dem Silbertablett» servieren, und dafür müsse Tim nichts weiter tun als einen «Taui» überweisen, da er gerade echt klamm sei. Einen «Deal unter alten Freunden», nannte Hendrik das.
    Sorry, hatte Tim gesagt, an dieser Art von Deal habe er kein Interesse. Und im Übrigen sei er selbst finanziell weit klammer, als sich jemand wie Hendrik das vorstellen könne. Falls Hendrik zufällig Birthes Nummer dahabe, könne er sie ihm ja mal geben. Oder er könne ihr Grüße von ihm ausrichten, und dann solle sie sich selbst überlegen, ob sie sich bei ihm melden wolle. Aber das mit dem «Taui» und dem Silbertablett könne Hendrik vergessen.
    ***
    André Bründl stand in einem unbeleuchteten Flur des alten Uni-Hauptgebäudes in der Mertonstraße. Der junge Archäologe hatte eiskalte, feuchte Hände. Die Prozedur, die ihm bevorstand, nannte sich Feuertaufe. Der Name verharmloste die Sache noch. Für manche war das, was sie hier erwartete, ein echtes Höllenfeuer. Der letzten Doktorandin hatte Professor Grafton nicht einmal angedeutet, dass mit ihrer Arbeit etwas nicht stimmte, um das Werk dann bei der Feuertaufe, offiziell «Vorstellung der Dissertation im Kolloquium», erbarmungslos zu zerreißen.
    Lord Grafton of Blaby hatte einen wilden, inzwischen halb ergrauten und sehr telegenen

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