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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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dass ihre Vorbehalte ihm gegenüber jetzt die Zusammenarbeit beeinträchtigen würden.
    Die neue Aufgabe machte ihn schlagartig wach, obwohl es auf vier Uhr zuging und er heute schon viel Arbeit hinter sich hatte: Ein verstorbener Drogensüchtiger in seiner Wohnung, dessen Todesumstände geprüft werden mussten. Ein älterer Selbstmörder, dessen Tochter bittere Anklagen gegen den Hausarzt erhob, der ihrem Vater weder bei seinen Schmerzen noch bei seinen Depressionen geholfen habe. Vor allem diese letzte Leichensache war Winter ans Gemüt gegangen.
    Doch die neue Aufgabe versetzte ihn jetzt sogar in gute Laune.
    ***
    Winter nahm Ziering und Aksoy mit zum Tatort. Wobei er sich gestehen musste, dass die Auswahl nicht ganz zufällig war.
    Die Einfahrt zum Kettenhofweg von der Senckenberganlage war außer für Polizeifahrzeuge gesperrt. An dem Polizeiaufgebot ließ sich unschwer erkennen, um welches Haus es ging. Arno Ziering pfiff durch die Zähne, als auch sie vor der Professorenvilla hielten. «Verdient man so viel als Professor?», fragte Ziering in die Runde, während er sich abschnallte. «Eine dreistöckige Gründerzeitvilla an dieser Adresse, was mag die kosten? Unter drei Milliönchen ist so was doch sicher nicht zu haben?»
    «Da kannst du recht haben», stimmte Winter zu. «Merken wir uns, dass wir die Einkommensverhältnisse des Herrn Professors klären müssen.»
    «Gehörte das Haus nicht früher zur Uni?», fragte Aksoy. «Bevor ich zur Polizei bin, hab ich mal ein Semester Anglistik studiert. Irgendwie bilde ich mir ein, dass in diesen Villen hier im Kettenhofweg Anglistik-Seminare stattfanden.»
    «Vielleicht ist das eher ein Dienst- als ein Privatdomizil», spekulierte Winter. Er freute sich, dass Aksoy endlich den Mund aufmachte. Während der Fahrt hatte sie auffällig geschwiegen.
    Die Villa war von der Straße durch einen hohen Zaun getrennt. Winters geschulter Blick bemerkte sofort die Sensoren einer Alarmanlage. Der Professor hatte sein Haus gut gesichert. Es hatte nur wenig genützt.
    Nachdem sie Schutzanzüge angelegt hatten, betraten sie durch einen Vorflur das repräsentative Vestibül des Hauses und wurden von einem gereizten Freimann begrüßt. «Kriminaltechnische Katastrophe», fluchte er. «Jedenfalls, was den Boden betrifft.» Winters Blick fiel auf das Parkett, das von Pfützen und Dreckspuren überzogen war. «Hier sind zwei Trupps von Rettungssanitätern mit nassen Schuhen durchgetrampelt», erläuterte Freimann. «Und irgendjemand war so blöd, einen halbvollen Putzeimer umzustoßen, der dahinten vor der Tür zum Arbeitszimmer stand. Dann ist auch noch der gute Herr, der hier wohnt, fröhlich durch den Dreck und die Treppe rauf ins Obergeschoss. Das Blut des einen Geschädigten ist überall verteilt worden. Der Hausherr ist auch immer noch im Haus und weigert sich, außerhalb zu warten. Der kriegt eine Klage an den Hals wegen Behinderung der Ermittlungen, das schwör ich dir.» Freimann nestelte gereizt an seiner Mund- und Nasenmaske, die die Haare aus seinem Vollbart am Herabfallen hindern sollte und völlig durchgeschwitzt schien.
    «Der Hausherr ist dieser Professor Grafton?», fragte Winter ruhig.
    «Lord Professor Dr. von und zu Grafton», spuckte Freimann hinter der Maske. «Ein britischer Adeliger. Spricht aber perfekt Deutsch. Seine Frau hat den Verletzten und die Tote gefunden. Er kam später dazu, weil sie ihn angerufen hat.»
    Der Verletzte, ein Mann um die dreißig, bei weitem der wichtigste Zeuge, war leider noch immer bewusstlos. Winter hatte schon vom Präsidium aus Jürgen Musso ins Krankenhaus geschickt, damit jemand da war, falls der Unbekannte aufwachte. Doch laut Ärzten war die Prognose schlecht. Der Mann hatte einen Lungendurchschuss und einen Schuss in den Oberschenkel bekommen, wahrscheinlich als er gerade die Treppe herunterkam. Angeschossen, war er unglücklich gefallen und hatte sich einen Schädelbruch und einen Genickbruch zugezogen. Wie er überhaupt so lange hatte überleben können, war ein Rätsel.
    Winter begab sich von dem getäfelten Vestibül in das bücherregalgesäumte Arbeitszimmer. Hier wurde das zweite Opfer gerade zum Abkleben mit Folie bäuchlings auf eine Plastikunterlage gelegt. Die steifen Glieder zeigten schon teilweise vorhandene Leichenstarre. «Todeszeitpunkt also heute Mittag irgendwann», stellte Winter nüchtern fest.
    «Sagt der Arzt auch», bestätigte Freimann, der mit den anderen nachgekommen war.
    Etwas kam Winter plötzlich

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