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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Hausherr sagt, es sind archäologische Fundstücke. Er ist wohl Archäologieprofessor. Und angeblich hat er den Schrank selbst aufgebohrt, weil er den Schlüssel verloren hatte.»
    «Die Geschichte wird immer verrückter», befand Winter. Wieder kamen ihm dunkle Erinnerungen an den Fall Vogel. Hatte die kleine Merle Vogel nicht gesagt, ihr Vater hätte die Gästezimmertür aufgeschossen? Nein, Unsinn, ihr Vater hatte ihr verboten, irgendjemandem zu erzählen, wer die Gästezimmertür aufgeschossen hatte. Und an das Verbot hatte sie sich leider gehalten.
    Winter trat auf die Terrasse.
    Der nach dem Platzregen mit Pfützen übersäte Garten war rundum von zwei Meter hohen Mauern umgeben. An den Mauern wuchsen Flieder, Jasmin und Rhododendron. Doch außer einigen Rhododendren blühte davon nichts. Das Himmelskarree darüber war noch immer schwarz von schweren Wolken. Die Mauern schlossen an der Rückwand der Villa ab. Wenn man vom Garten auf die Straße wollte oder umgekehrt, musste man durchs Haus.
    «Den Garten haben wir noch nicht abgesucht», bemerkte Freimann und stellte sich neben Winter auf die Terrasse. «Wir werden auch die Mauern abkleben, falls da jemand drübergeklettert ist. Die Nachbarn in den angrenzenden Häusern werden gerade von den beiden Schupos befragt, die zuerst hier waren. Einer von denen hat auch schon die Angehörigen der toten Frau Tamm verständigt.»
    Winter fand, sie hatten jetzt genügend Vorinformationen. Inzwischen war übers Handy auch ein Foto des unbekannten Verletzten eingetroffen. «Okay. Hört alle zu, Aufgabenverteilung: Hilal, du gehst hoch und befragst den Professor, alles, was dir einfällt, das volle Programm. Frag ihn auch zu den Besitzverhältnissen des Hauses. Und zeig ihm das Foto, ob er den Verletzten kennt. – Arno, du übernimmst die Frau des Professors. Die beiden müssen getrennt befragt werden.»
    Winter selbst versuchte, noch ein paar Leute zu organisieren, die die umliegenden Gärten und Höfe auf Spuren untersuchen sollten. Es konnte sein, dass der Täter auf diesem Weg gekommen oder geflohen war. Dann rief er telefonisch die Streifenkollegen zurück, die in der Umgebung die Nachbarn befragten.
    «Na, wie lange seid ihr schon im Dienst?», fragte er die beiden, die gleichzeitig eintrafen. Sie trugen die blaue Uniform, an die sich Winter noch immer nicht richtig gewöhnt hatte. «Dienstbeginn war um halb sechs», sagte der Jüngere und gähnte, dass man sein Zäpfchen sah. «Wir haben aber den Tatzeitpunkt rausbekommen», fügte er an, offenkundig stolz auf diese Heldentat.
    «Und zwar?»
    «Mehrere Leute haben Schüsse gehört. Beziehungsweise, die dachten natürlich alle, es ist eine Fehlzündung oder so. Mehrfach laut, und einer meinte, es kam danach noch was Leiseres. Zeitpunkt zwischen elf und zwölf Uhr mittags.»
    «Wie lang war die Pause zwischen den lauten und leiseren Schüssen?»
    «Minimal. Eine Minute oder drunter. Der Zeuge dachte, es wäre dasselbe Auto, bloß ein Stück weiter weg.»
    «Aha. Also, der Täter hat demnach erst durchs Fenster die Frau erschossen. Dann ist er durch die Terrassentür rein, die wahrscheinlich offen stand, hat vielleicht noch einen Blick auf die Leiche geworfen und ist dann in die Diele, wo ihm ein zufällig ebenfalls im Haus befindlicher rätselhafter Unbekannter von oben entgegenkam, auf den er dann auch schoss.»
    Es klang absurd.
    «Off topic»
, sagte der ältere der beiden Streifenbeamten, «aber ich hatte das Gefühl, dass der Mann der Toten Alkoholiker ist. Ich war da um drei Uhr, und er war zu Hause und roch auf drei Meter gegen den Wind nach Fusel. Auf dem Tisch stand eine Flasche von so einem Billig-Kognak und ein Glas. Der Typ wirkte auch sonst nicht vertrauenerweckend. Obwohl er einem leidtun muss. Der Tod der Frau hat ihn schwer getroffen. Jedenfalls, die haben kleine Kinder. Ich hatte das Gefühl, dass es ohne die Mutter bei dem Vater schwierig für die Kinder wird. Ich hab danach beim Jugendamt angerufen und gesagt, die sollen mal jemanden bei der Familie vorbeischicken. Ist das okay?»
    «Super gemacht», lobte Winter. Mental notierte er, dass die Trunkenheit des Mannes heute Nachmittag ebenso gut darauf hindeuten konnte, dass er für den Tod seiner Frau verantwortlich war und sich nach erfolgter Tat betrunken hatte. Aber den Ehemann würden sie im Laufe der Ermittlung sowieso überprüfen.
    Der schmächtige jüngere Streifenkollege meldete sich mit einer Frage. «Sagt mal, was war denn eigentlich in der

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