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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Bliefert
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»Ausladen helfen! Ihr werdet staunen!«
    Malin raffte mit fliegenden Fingern die Papiere zusammen. »Geh du raus und lenk sie ab!«, flüsterte sie. »Ich komm dazu, wenn ich alles verstaut habe.«
    Kelly hatte bereits drei Campingstühle und einen Klapptisch in den Garten geschleppt und war dabei, die Plastikverpackung zu entfernen.
    Â»Hi, Anatol! Am besten bringst du als Erstes die Lebensmittel ins Haus, okay? Und dann musst du mir helfen, den Sonnenschirm aufzustellen. Der Fuß ist sauschwer!«
    Â»Mach ich!« Erleichtert griff Anatol nach den Einkaufstüten auf der Rückbank. In ihrem Feuereifer schien Kelly Malins Abwesenheit gar nicht zu bemerken.
    Als Anatol die Tüten auf dem Werkstatttisch abgestellt hatte, war Malin gerade dabei, die schmiedeeiserne Ofenklappe zu schließen. »Wir müssen irgendwie an Kellys iPhone rankommen«, wisperte sie.
    Â»Wieso das denn?«
    Â»Landgericht Oldenburg. Wenn da die Urteilsverkündung war, hat man meine Mutter doch bestimmt in ein nahe gelegenes Frauengefängnis gebracht. Auf jeden Fall in eins hier in Niedersachsen. Ich glaub, das wird immer so gemacht. Und allzu viele Frauengefängnisse gibt’s hier garantiert nicht.«
    Â»Stimmt. Gut. Ich versuch, das rauszufinden. Halt uns die Daumen, dass hier irgendwo Empfang ist.«
    Â»Langsam geht mir eure Tuschelei echt auf den Geist!«, maulte Kelly, als sie – ein Papptablett mit Eisbechern auf den ausgestreckten Händen balancierend – hereinkam.
    Doch wie immer ging ihr Schmollen übergangslos in Kichern und Gelächter über. »Hier! Vom Feinsten!«, erklärte sie freudestrahlend und drückte Malin und Anatol je einen hoch mit Eis, Sahne und Amarenakirschen gefüllten Plastikbecher in die Hand. »Und damit das klar ist: Das hier geht auf meine Rechnung«, fügte sie hinzu, während sie ein paar versprengte Sahneflöckchen von ihrem T-Shirt entfernte und den Finger anschließend genüsslich ableckte. Dabei klimperte sie lasziv mit ihren Puppenaugen.
    Entweder ich leide an Verfolgungswahn oder sie versucht, Anatol anzumachen , dachte Malin. Aber Anatol schien wenig empfänglich für Kellys Verführungskünste. Mit einem höflichen »Oh, danke!« widmete er sich geradezu meditativ seinem Eisbecher.
    Â»Ich weiß ja nicht, wie lange ihr so plant hierzubleiben, aber für alle Fälle hab ich euch mal ’n paar Klamotten zum Wechseln mitgebracht. Ausm Secondhand. Alles, was man so braucht. Plus Waschpulver, Klopapier, Rasierspiegel, Spirituskocher …«
    Anatol und Malin staunten nicht schlecht, als Kelly ihre Einkäufe ausbreitete: Sie hatte wirklich an alles gedacht!
    Â»â€¦ und keine Panik, das Zeug hab ich von meinem Geld gekauft. Das Geklaute von eurem Papi gehört schließlich euch.«
    Malin war ein weiteres Mal hin und her gerissen: Einerseits hatte Kelly in ihrer überschwänglichen Art durchaus ihre sympathischen Seiten, andererseits fehlte ihr offenbar jedes Einfühlungsvermögen, und wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen ging, wurde sie schier unerträglich.
    Und dass sie Anatol anmacht, passt mir überhaupt nicht!
    Immerhin war es dank Kellys mehr als deutlichem Interesse an Anatol ein Kinderspiel, ihr das iPhone abzuluchsen: Er gab vor, einen Freund anrufen zu wollen, und marschierte auf der Suche nach Empfang den Feldweg hinunter in Richtung Hauptstraße.
    Kelly schaute ihm wimpernklimpernd hinterher.
    Â»Knackiger Arsch«, sagte sie und machte ein Kussmündchen.
    Das hat mir gerade noch gefehlt!, dachte Malin. Hätten wir bloß nicht mit dieser Geschwisternummer angefangen!
    Und das Schlimmste ist, dass ich Kelly ihr Interesse an Anatol nicht einmal übelnehmen kann!
    Prompt ging es mit der »Ach-gib-mir-doch-mal-’nfreundschaftlichen-Rat«-Nummer weiter.
    Â»Duuu, Maliiiin?«, sagte Kelly gedehnt. »Hat dein Bruder eigentlich ’ne feste Freundin?«
    Das musste ja kommen!
    Â»Klar hat er ’ne feste Freundin!«, versetzte Malin; eindeutig ein wenig zu schroff für eine in Liebesdingen unbeteiligte kleine Schwester. »Was hast du denn gedacht?«
    Â»Und wieso ist die nicht dabei? Wieso fährt er dann mit dir in Ferien?«
    Malin zuckte die Achseln. »Weißt du, was, Kelly? Ich misch mich grundsätzlich nicht in Anatols Angelegenheiten, okay? Frag ihn doch selber!«
    Â»Nee!« Kelly kicherte. »Das kann

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