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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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meine Tante für mich fand. Trotzdem ist mir klar, dass er ein Mann ist, der erwartet, dass man ihm gehorcht.
    Eigentlich sitzen dreizehn Jahre Drill durch Tylandora fest wie ein eingewachsener Pilz, aber ich bringe es nicht über mich, ihm von meinem Arm zu erzählen. Ich schäme mich dafür, als hätte ich versucht, ihn zu betrügen während er fort war.
    Also bin ich feige. Ich sage zwar, was er hören will und murmle: „Wie Ihr es wünscht, Herr“. Nur behalte ich mein dunkles Geheimnis für mich.
    Er verdreht die Augen.
    „ Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich daran gewöhnen kann.“
    Ich presse meine Lippen zusammen und beobachte ihn. Er lässt es einfach nicht gut sein, legt meinen Handschuh beiseite und inspiziert den Verband. Dann zupft er ihn auf und wickelt ihn ab. Unruhe wächst in meinem Zwerchfell wie ein Buschfeuer und ich halte die Luft an.
    „Was verflucht ist das?!“, stößt er aus. Bisher war er einfach autoritär. Nun wirkt er kaltblütig. „War das deine Tante?“
    „ Nein“, hauche ich.
    Innerlich verbrenne ich. Er soll es doch nicht wissen.
    „Einer ihrer Dienstboten?“, befragt er mich weiter.
    Ich schüttle den Kopf. Jetzt wäre ich gerne eine Schnecke und würde mich in meinem Häuschen verkriechen, niemanden sehen und nicht gesehen werden. Ich bräuchte mich nicht erklären, wäre allein und ungestört. Wie kommt es, dass immer jemand etwas von mir will?
    „Callistus?“
    „ Nein, Herr.“
    Konstantin greift mit seiner Hand unter mein Kinn. Nicht schmerzhaft, aber er zwingt mich, ihn anzusehen.
    „Ich habe gerade gut Lust, jemandem weh zu tun. Wer hat das gemacht?“
    Es hat ja doch keinen Sinn. Er gibt nicht auf.
    „Das war ich“, flüstere.
    Fassungslos starrt er mich an. „Wann?“
    „Als Ihr aus dem Zimmer gegangen seid.“
    „ Wieso verdammt?! Warum zerschneidest du dir deine Hand?“
    Er starrt auf meine Linke, nimmt sie und zieht den Handschuh ab. Ungläubig schüttelt er den Kopf.
    „Mit dem Daumen hättest du nicht mal eine Zwiebel halten können, geschweige denn ein Messer.“ Ein missmutiges Schnauben dringt aus ihm. „Also hast du mit der rechten Hand in die Schneide gegriffen.“
    Ich erinnere mich an die verlorene Rasierklinge, wie ich panisch auf dem Bett danach tastete und sie falsch zu fassen bekam.
    „Es macht keinen Sinn, sich in die Hand zu schneiden“, murmelt er. Ich will ihm meine Hände entziehen, doch er hält mich fest. „Das wolltest du also nicht.“
    „ Bitte Herr, ich…“
    Er schüttelt den Kopf und greift nach meiner Jacke, öffnet sie und streift sie mir behutsam ab.
    „Was für Verletzungen versteckst du noch unter diesem Kleiderberg?“
    In meinem Sitz werde ich ganz klein. Warum kann dieses Gespräch nicht schon vorbei sein? Mir wird immer elender.
    „Ich hatte meine Anweisung für sehr klar gehalten, dass du mich informieren sollst, wenn du verwundet bist.“
    „ Ja, Herr.“
    „ Aber du hast mir nicht alles gesagt, oder?“
    Tadel schwingt in seiner Stimme mit.
    „Nein, Herr.“
    „ Ich halte es für klüger, mich selbst zu überzeugen.“
    Mit diesen Worten greift er nach dem Saum meines Pullovers und zieht ihn hoch. Ich erschrecke so sehr, dass ich versuche, von ihm fort zu kommen, doch er hebt mahnend einen Finger und ich höre auf. Er zieht ihn mir aus. In Hose und BH sitze ich neben ihm und mir bricht der Schweiß aus. Seine Augen kleben auf meinen Brüsten wie Magnete.
    Dann blinzelt er und schluckt, starrt auf den Verband an meinem Arm und fängt an, ihn abzuwickeln, bis er die misslungenen Schnittspuren sieht. Mühsam beherrscht atmet er. Ich sehe, wie sich die Muskeln an seinem Hals anspannen. Ihm muss klar sein, was ich versucht habe.
    „ Du tust so etwas nie wieder!“, stellt er heftig klar. Dann fährt er sich mit der Hand durchs Haar. „Wow, ich muss echt toll küssen können“, murmelt er und ich glaube, Frustration aus ihm zu hören.
    „ Aber…“
    Er hält die Hand hoch, blockt meinen Einwand ab.
    „Dachtest du ernsthaft, ich würde einfach rausgehen und nichts unternehmen?“, fragt er entrüstet.
    Ich schnaube, weil das so naiv von ihm ist.
    „Es hat noch nie jemand etwas unternommen, um mir zu helfen, seit meine Eltern gestorben sind“, bemerke ich. „Wie sollte ich darauf kommen, dass sich das plötzlich ändert?“
    „ Weil ich dir auch geholfen habe, als deine Tante dich verletzt hat“, schlägt er vor.
    Ich schüttle den Kopf.
    „Sag mir, was du denkst“, verlangt er.
    „ Ihr habt

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