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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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er. Dann hält er das alkoholgetränkte Tuch hoch. „Das hier brauchen wir nicht mehr. Wir machen es auf meine Art.“
    Ich sehe ihn groß an.
    „Verstehst du, was ich damit meine?“
    „ Ich bin mir nicht sicher.“
    Er schmeißt den Stoff auf den Boden wie Müll.
    „Es bedeutet, dass ich deine Wunden mit meinem Mund reinige. Das ist effektiver und heilt dich schneller.“
    „ Okay“, meine ich schüchtern. Mit seinem Mund?
    „ An den Stellen, auf denen sich Schorf gebildet hat, werde ich ihn… lösen. Du wirst es gleich merken. Ich versorge jede Verletzung einzeln und du sagst mir, woher du sie hast. Gib mir deinen Arm.“
    Ich lege ihn in seine Hand und er betrachtet die Wunde.
    „Was für ein Messer hast du benutzt?“
    „ Rasierklinge.“
    Er sieht mich finster an.
    „Was hast du dir dabei gedacht?“
    „ Ich dachte, dass ich mich für immer schlafen lege wie…“ Rosen und ein Turm.
    „ Wie was?“
    „ Wie Dornröschen“, gebe ich kleinlaut zu.
    „ Phhh!“ Er stößt den Atem zwischen seinen Zähnen aus. „Klar, so steht es in jedem Märchenbuch.“ Konstantin schüttelt den Kopf. „Versteh mich nicht falsch, aber wieso bist du nicht tot?“
    „ Tylandoras Angestellter hat mich gestört.“
    „ Man sollte ihm einen Orden verleihen.“ Er betrachtet mich mürrisch. „Und dir will ich immer noch den Hintern versohlen.“ Ein flaues Gefühl vibriert in meinem Bauch. „Ich bin nach wie vor sauer deswegen.“
    „ Ja, Herr.“
    Er lacht leise.
    „Oh, ich werde mir noch einen Weg ausdenken, wie du meinen Namen lernst.“
    Dann senkt er seinen Mund auf meinen Arm und lässt die Zunge über die Schnitte kreisen. Ich spanne überrascht die Muskeln an, doch er hält mich fest und lässt sich nicht stören. Ein flaues Gefühl breitet sich in meinem Magen aus, während ich ihm zusehe. Oh Gott, was tut er da?
    Erst ist es feucht und merkwürdig, dann verspüre ich ein Brennen, als er die Wunden reizt und sie wieder öffnet. Er macht weiter und der Schmerz geht über in ein wohltuendes Prickeln. Es fühlt sich eigentümlich gut an. Lindernd. Und vor allen Dingen intim.
    Als er mit der Prozedur fertig ist, betrachte ich zögernd meinen Arm. Die blutigen Andenken sind verschwunden und zarte rosa Linien aus junger Haut sind zu sehen.
    „Aber das ist...“
    „ Unser Speichel hat eine heilsame Wirkung. Sonst wären all die Bisse an Menschen  problematisch.“
    Ich berühre meinen Hals, fühle nur Haut.
    „Das verstehe ich nicht“, stammle ich. „Meine Tante hat regelmäßig von mir getrunken, aber es dauerte tagelang, bis es verschwand.“
    „ Dann ist deine Tante ein größeres Miststück als ich dachte und hat deine Wunden nach dem Beißen nicht versorgt.“
    Nein, das hat sie nicht. Sie hatte ihren Kopf regelrecht aus meiner Haut gerissen. Ich hatte mehr als einmal Entzündungen. Am liebsten biss sie mich wieder und wieder in dieselbe wunde Stelle. Sie hat behauptet, das würde ihr den Zugang erleichtern, aber nun frage ich mich, ob sie nicht bloß wollte, dass es mir mehr weh tut.
    „Was sind das für Prellungen an deinen Oberarmen?“
    Ich blicke an mir hinab und kann die Abdrücke von Fingern in lila und blau sehen.
    „Das war Tylandoras Assistent. Er hat mich gepackt, wollte keine beschädigte Ware zustellen.“
    Konstantin schnalzt übellaunig mit der Zunge.
    „Reizend, dass sie mir gegenüber nichts davon erwähnt haben. Woher kommt das mit dem Daumen? Da du deiner Tante nicht mehr gehörst, kannst du es nun sagen.“
    Er will echt alles wissen. Tylandora hat sich für solche Dinge nie interessiert. Ich fühle mich so müde, als hätte ich ein stundenlanges Verhör hinter mir.
    „Das war heute früh, ein hungriger Vampir namens Fernando. Er war sauer, weil ich eine einflussreiche Herrin hatte und stieß mich gegen eine Hauswand. Ich bin unglücklich aufgekommen.“
    „ Mit dem Daumen?“
    „ Ja.“
    „ Nur mit dem Daumen?“, forscht er nach.
    Unwillkürlich reibe ich die Beule an meinem Kopf und im nächsten Moment ist Konstantin schon über mir und wühlt mein Haar auseinander. Was er findet, scheint ihm nicht zu gefallen.
    „Wo war das?“
    „ Der Übergriff?“
    Er nickt und ich sage ihm die Straße.
    „Uhrzeit?“
    „ Sonnenaufgang. Sie haben in den letzten Schatten gestanden.“
    „ Sie?“
    Sein Kopf surrt zu mir herum wie ein abgeschossener Pfeil.
    „Es waren noch zwei andere Männer da, doch sie haben mir nichts getan.“
    „ Sie haben dir aber auch nicht

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