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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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unseren Wünschen.
    „ Elise und ich möchten speisen. Armand sollte etwas vorbereitet haben“, erklärt Konstantin.
    „ Natürlich.“ Der andere verschwindet mit einer würdevollen Verneigung und wir sind allein. Konstantin nimmt neben mir Platz. An der Stirn des Tisches, wo er vermutlich immer sitzt. Das Oberhaupt der Gesellschaft.
    „ Geht es dir gut?“, fragt er mich.
    „ Ähm.“
    Verblüfft sehe ich ihn an.
    „ Du wirkst unsicher“, merkt er an.
    Mein Herr scheint auf eine Antwort zu warten, woran das liegt. Ich kann es ihm nicht verdenken. Vermutlich wundert er sich, weshalb ich befangen wirke, obwohl er sich zuvorkommend benimmt.
    „ Ich sitze sonst in der Küche“, erkläre ich entschuldigend.
    „ Vermutlich mit einer Schaufel neben dem Kamin“, zieht er mich auf.
    „ Nein, eigentlich in der Ecke zur Vorratskammer.“
    „ Dort ist ein Esstisch für das Personal?“, wundert er sich.
    „ Nein, dort störte ich niemanden.“
    Seine Kiefer mahlen. „Dann dürfte es dir bei mir besser gefallen.“
    Ich nicke zaghaft. „Sicher, nur…“
    „ Nur was?“
    Bei meinen nächsten Worten schaffe ich es nicht, ihn anzusehen. Ich weiß nicht, was wir hier machen, aber ich weiß, wo mein Platz ist.
    „Nur wäre es mir lieber, wenn ich Eurem Personal vorgestellt würde und wüsste, wo ich künftig bin.“
    „ Du willst lieber mit meinen Angestellten speisen?“ Er klingt erstaunt und gekränkt zugleich.
    „ Nein, das nicht. Aber…“ Ich benetze meine Lippen und wähle meine Worte mit Bedacht. „Es wäre für mich leichter, da ich später ohnehin zu ihnen muss und damit sie nicht denken, dass…“
    „ Dass was?“
    Er ist sehr leise geworden und hört sich gereizt an. Diese lauernde Spannung, die er ausstrahlt, macht mich noch vorsichtiger.
    „Also meiner Erfahrung nach, kommt es nicht gut an, wenn ich mich außerhalb meiner Position bewege.“ Hilflos suche ich seinen Blick. „Ich will es mir doch nur nicht mit ihnen verderben.“
    Seine Augen werden schmal. „Dir ist ihre Meinung wichtiger als meine?“
    Was für ein Schlamassel!
    „ Nein, bestimmt nicht“, versichere ich sogleich. „Bloß werden Sie nicht immer da sein, Herr. Wenn ich mit vampirischen Angestellten alleine bin, ist das nicht… lustig.“
    Das hat mich die Vergangenheit gelehrt. Um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen und es ungeprüft auf seine Angestellten zu projizieren, suche ich nach einer diplomatischen Erklärung. „Besonders nicht, könnte ich mir vorstellen, wenn sie mir Essen servieren oder mir aus meinen Sachen helfen oder meine Tasche tragen mussten. Mir ist durchaus klar, dass so etwas unter meiner Stellung liegt.“
    „Welche Stellung wäre das?“, erkundigt er sich tönern.
    Ich breite unbeholfen meine Arme aus.
    „Meine Stellung in der Welt. Ich habe keine Rechte und jeder Vampir hat einen höheren Status als ich. Das ist wohl kaum der Fall, wenn sie mich bedienen und ich fürchte, dass sie es mich spüren lassen.“
    Konstantins Blick verdunkelt sich wie der Nachthimmel.
    „Ich dulde dergleichen nicht in meinem Haus, Elise. Wenn ich verlange, dass einer meiner Angestellten, dich bedient, dann erwarte ich das auch. Falls jemand ein Problem damit hat, steht es jedem frei, meinen Haushalt zu verlassen.“
    Ich sehe ihn an und weiß nicht, ob ich verstanden habe, was er sagt. Er scheint mir meine Verwirrung anzusehen, allerdings deutet er sie falsch, wie ich merke.
    „Willst du etwa gehen, Elise?“ Sein Blick ist durchdringend und ich erkenne die Anspannung in seinem Körper.
    Schnell schüttle ich den Kopf. Wo sollte ich denn hin? Er ist mein Vormund. Wenn ich gehe, bin ich vogelfrei, und das will ich sicher nicht.
    Ich kann ihm dabei zusehen, wie meine Antwort ihn erleichtert.
    „ Gut“, murmelt er. „Jetzt kann ich ein Getränk vertragen. Keine Sorge, ich dachte an Bourbon.“ Dann lächelt er. „Oder Scotch.“
    Ich ziehe den Kopf zwischen meine Schultern und mache mich klein. Ein irres Flattern brandet durch meinen Bauch, als er mich ansieht. Ich erinnere mich allzu deutlich an unsere erste Begegnung. Sie ist gerade erst geschehen und scheint dennoch einem anderen Leben anzugehören. Vielleicht ist dieses Ziehen in meinem Bauch nur ein Echo dessen, was ich dabei fühlte. In meiner Rückblende ist er ein Schattenriss, ein Fremder, eine Stimme in der Dunkelheit. Jemand, der schmeckte wie ich. Oh Himmel, alles in mir bebt bei dem Gedanken.
    „Möchtest du auch ein Glas?“, erkundigt er sich und

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