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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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völlig überrascht.“
    Er lächelt.
    „Wie müsste Wein denn schmecken, damit er dir zusagt?“
    Ich zucke die Schultern. „Süß“, gebe ich zu. „Vor allen Dingen süß und irgendwie fruchtig wie Trauben und nicht so… so…. Ich kann es gar nicht beschreiben.“
    „Du hast noch nie Wein getrunken?“, erkundigt er sich schmunzelnd.
    „ Nein.“
    „ Auch nicht zum Geburtstag?“
    Ich erinnere mich an meinen einsamen letzten Geburtstag, als ich nicht einmal Essen bekam wegen einer Kerze. Daher schüttle ich nur den Kopf.
    „Ich habe immer Wasser getrunken.“
    „ Und ich nehme an, du hast viel Brot gegessen.“ Seine Stimme ist düster.
    „ So schlimm war es nicht“, relativiere ich seine Annahme. „Tylandora hat mir auch von ihrem Essen abgegeben.“
    „ Sie hat mit dir gegessen?“, fragt er perplex.
    „ Nein.“
    „ Sie hat dir ihre Reste gegeben.“ Das passt eher in sein Weltbild von meiner Tante.
    Ich kann ihm nicht widersprechen und das ist ihm Bestätigung genug.
    „Die Suppe war wirklich köstlich“, wechsle ich das Thema.
    „ Wieso nimmst du sie in Schutz?“
    Er versteht es nicht.
    „Sie war trotzdem mein Zuhause und die einzige Familie, die ich noch hatte“, sage ich leise.
    Ich kratze mit einem Fingernagel über das Webmuster des Tischtuchs. Er war nie so allein, wie ich es war. Er kennt nicht, wie viel einsamer es in ihrer Gegenwart war als in der Abgeschiedenheit meiner Kammer. Und er könnte nicht nachvollziehen, wie sehr ich mir ihre Liebe herbeisehnte. Die Kälte ihrer Zurückweisung hat mir das Herz zerquetscht. Egal, was ich versuchte, es war nie gut genug. Denn der eine Makel, der mir für alle Zeit anhaften wird, war das einzige, was sie sah. Ich habe mich an den Wunsch geklammert, dass sie mich erkennt.
    „Schon gut“, beruhigt er mich. „Ich weiß Loyalität durchaus zu schätzen.“
    Er legt einen Finger unter mein Kinn, hebt es an und fordert meinen Blick ein.
    „Aber nun bist du bei mir und ich will, dass deine Loyalität künftig mir gilt.“
    „ Das tut sie“, flüstere ich.
    „ Gut.“
    Ich merke, dass es stimmt und dass ich sehr viel für Konstantin Rouillard tun würde, obwohl ich ihn kaum kenne. Er hat mich vor Callistus gerettet und mir meinen ersten Kuss geschenkt. Es gibt mir Rätsel auf, warum er sich so um mich bemüht. Mein Bauch kribbelt und schwirrt voller Empfindungen, wenn ich ihn ansehe. Das Verlangen, ihm zu gefallen, ist übermenschlich.
    Die Tür geht auf und die Suppenschalen werden abgetragen. Kurz darauf serviert man uns den Hauptgang. Ich sehe kleine Geflügelstücke, gefüllt mit Spinat und Ricotta. Dazu Kartoffelgratins, eine Pfifferlingrahmsauce und gedünstetes Gemüse mit Pinienkernen.
    „ Das sind Wachteln“, sagt Konstantin.
    Es duftet verführerisch und der erste Bissen ist noch besser als die Suppe.
    „Beschäftigt Ihr einen Sternekoch?“, frage ich.
    Er lächelt. „Ja.“
    Ich wage nicht, mir vorzustellen, was mein Herr ihm bezahlt, damit er lieber für einen Mann kocht als für ein ganzes Restaurant. Doch in diesem Augenblick bin ich sehr glücklich darüber, dass er es tut.
    „ Was ist dein Lieblingsessen?“, fragt er mich.
    Das ist einfach. „Schokolade.“
    Er hebt eine Braue. „Warum bin ich nicht überrascht?“
    Dass ich Süßes mag, scheint er sich gemerkt zu haben. Er hebt einen Finger, um mir zu zeigen, dass ich kurz warten soll und drückt eine Schnellwahltaste auf seinem hochmodernen Telefon. Es hat einmal eine Zeit gegeben, als Telefone noch aussahen wie welche, doch Rouillards Handy mutet einfach nur futuristisch an.
    „Armand, sorge doch dafür, dass auf dem Dessert Schokolade ist. … Genau.“ Er trennt die Verbindung und steckt das Gerät weg.
    Ich lächle ihn strahlend an.
    „Dein Wunsch ist mir Befehl“, verkündet er.
    Mein Lächeln verformt sich. Das kann er nicht ernst meinen.
    „Was ist?“, fragt er verwirrt.
    Traurig schüttle ich den Kopf.
    „Elise“, ermahnt er mich.
    „ Sie sollten nicht mit mir spielen. So was zu sagen ist…“
    „ Nett?“, schlägt er vor.
    „ Leichtfertig.“
    „ Ich dachte, du willst keine Fesseln mehr.“
    „ Wir wissen beide, dass das eine Illusion ist. Das hier“, ich deute auf ihn und mich und das Essen, „kann nicht funktionieren.“
    „ Es funktioniert, was ich will“, insistiert er. „Das ist mein Haus. Und wenn du glaubst, dass ich dich schlage und in ein Zimmer mit vergitterten Fenstern stecke, dann kannst du es vergessen!“
    Ich schlucke

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