Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
keucht in meinen Mund und beginnt an meiner Lippe zu saugen. Ich schmecke Blut und Scotch und ihn. Alles ist so intensiv.
„Großer Gott, Elise“, flüstert er.
Konstantin küsst mich weiter und schleckt über meine Lippen als wäre ich das Weihnachtsgebäck. Seine Finger tauchen unter meinen Pullover und streicheln meine nackte Haut. Federleichte Berührungen auf meinem Bauch. Hilflos kralle ich meine Hände ins Leder der Polster und weiß nicht, wohin mit meinen Empfindungen.
Seine Hand wandert mein Bein hinab, drückt mein Knie zur Seite. Er schiebt sich zwischen mich und ich merke, dass er unter seiner Kleidung hart ist. Er reibt sich an mir – Bewegungen wie in Wellen. Mir wird merkwürdig anders, viel zu heiß. Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und wende mein Gesicht ab, ringe nach Atem.
Konstantin küsst meine Schläfe und streicht über mein Haar.
„Shhh“, murmelt er. „Lass mich nur deine Lippe schließen.“
Ich nicke und er dreht meinen Kopf zu sich, sieht mir in die Augen. Mein ganzer Körper zittert und ich fühle mich benommen und aufgedreht zugleich.
„Du bist so köstlich, dass ich leicht vergessen kann, wie unerfahren du bist.“
Er senkt seinen Mund und heilt den Biss an meiner Lippe. Dieser Mann ist so verflucht nah, dass ich die Luft anhalte, während er mich versorgt. Dann löst er sich von mir und ich kann wieder atmen.
Verlegen streiche ich meine Haare glatt und richte mich im Sitz auf. Er hilft mir dabei und beobachtet mich.
Dann merkt er auf.
„Wir sind da.“
Neue Welt
Der Wagen kommt zum Stehen und kurz darauf öffnet der Chauffeur die Tür. Ich nehme meine Wintersachen und steige hinaus in die frische Nacht. Staunen überkommt mich. Bisher habe ich Tylandoras Anwesen für groß gehalten, aber dieses gleicht royalen Verhältnissen.
Ein fünfstöckiges, schneeweißes Gebäude mit zwei Türmen an den Außenflügeln ragt in den nächtlichen Himmel. Unzählige Fenster schimmern im Stein wie silberne Spiegel. Ein riesiger Balkon mit Balustrade ragt auf Säulen über der geflügelten Eingangstür auf. Rund und elegant, wie gemacht für Empfänge mit Feuerwerk an Neujahr.
Ein Springbrunnen mit Skulpturen von Göttern plätschert beständig Wasser in die Luft. Die Fontänen steigen mal auf, mal hüpfen sie in kleinen Bewegungen, kreisen und überschneiden sich. Es ist atemberaubend. Am schönsten finde ich die Darstellung der Göttin Artemis. Wilde Tiere knien zu ihren Füßen, ihr Gewand ist aus Laub und ihr mondsichelartiger Bogen ragt in den Himmel. Aus der Pfeilspitze pulsiert silbernes Wasser. Obwohl der Stein sich nicht regt, wirkt sie so vital und voller Leben. Sie ist wunderschön. Das Wasser dampft in der Kälte der Nacht.
Sprachlos lasse ich meinen Blick weiter schweifen und entdecke einen teils gefrorenen See, der unweit des Hauses liegt. Erst jetzt wird mir klar, dass der Brunnen beheizt sein muss. Die Oberfläche des Sees liegt wie ein Silbertablett in der Nacht. Vom Ufer fressen sich Eisränder in die Wassermitte hinein. Frisch gefallener Schnee macht den Bereich stumpf, während es innen im Mondlicht glänzt. Trauerweiden ragen an der Seite auf und lassen ihre langen Zweige tief hinab hängen. Ohne die Blätter wirken sie wie Fäden, die im Wind spielen. Weiter hinten auf seinem Gelände verlieren sich die Konturen der Büsche und Bäume in der Finsternis.
Ich rieche die frische Luft – es duftet nach Schnee und Natur. Keine Autoabgase und vor allem kein Lärm, wie er in der Stadt um diese Zeit immer anzutreffen ist. Es fehlen die Lichter anderer Häuser und so kann ich zwischen den Wolkenbändern die Sterne schimmern sehen. Alles wirkt dunstig vor Kälte und ich sehe die Wölkchen meines eigenen Atems vor mir aufsteigen.
„Willkommen zu Hause“, höre ich Konstantin neben mir sagen und fahre erschrocken zu ihm herum. Er betrachtet mich neugierig. „Findet es deinen Zuspruch?“
„ Dein Haus?“
Er nickt.
„Es ist wie ein wunderschöner Märchenpalast.“
Und Konstantin ist der König. Ich frage mich, ob es eine Königin dazu gibt, doch hätte er mich dann geküsst? Oder sie nicht zur Festivität mitgebracht?
Ich bin unschlüssig, was mich erwarten wird. Es ist nur klar, dass er hier unmöglich allein leben kann. Ein solches Anwesen braucht Personal. Vielleicht wohnen noch Freunde oder Verwandte bei ihm.
Konstantin streckt einen Arm zum Haus.
„Bitte“, lädt er mich ein loszugehen.
Ich setze mich in Bewegung und
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