Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
überrumpelt.
„Du willst mir Getränke servieren? Bitte, nur zu. Du willst mir ein Bad einlassen?“ Sein Blick wird durchdringend. „Sehr gerne, Elise. Ich fürchte, meine Haare sind zu kurz, als dass du sie groß kämmen könntest und bemalte Fingernägel brauche ich auch nicht. Alle Dienste, die du für deine ehemalige Herrin erbracht hast, kann ich also nicht in Anspruch nehmen. Aber bei Frühstück im Bett bin ich dabei und wenn du mir bei der Gelegenheit meinen Rücken kneten möchtest, laufe ich sicher nicht schreiend davon. Bloß wenn du denkst, dass ich dieselben Absichten hege wie Tylandora, solltest du noch einmal scharf nachdenken.“
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. „Ich bin nicht stolz drauf, wie es passiert ist, doch du gehörst mir. Der Weg war nicht ganz klassisch, aber am Ergebnis werde ich nichts ändern. Ich wollte dich für mich und nun bist du hier. Eines versichere ich dir – du wirst mich nicht davon abhalten, dich zu behandeln, wie ich will. Ich finde nicht, dass du weniger wert bist, als ein Vampir und in meinem Haus wirst du es niemals sein! Gewöhne dich daran.“
Er ist frustriert und leert sein Weinglas in einem Zug.
„ Es tut mir leid“, flüstere ich.
„ Verdammt, Elise.“ Seine Augen durchbohren mich. „Bei dir bin ich mir nie sicher, ob es eine Einladung zu einem Kuss sein soll, wenn du dich entschuldigst.“
Ich laufe rot an.
„Es tut mir wirklich leid“, versichere ich. „Ich wollte Euch nicht wütend machen.“
„ Also kein Kuss“, murmelt er und schenkt sich Wein nach.
Dann leert er ein zweites Glas. Ich frage mich, ob Vampire einen anderen Metabolismus als Menschen haben und Alkohol besser vertragen.
Sein Diener kommt herein und serviert die Nachspeise. In meinem Dessertglas sind Biskuit, Schokoladeneiscreme und ein Karamelldeckel mit Schokogarnitur aufeinander geschichtet. Es sieht köstlich aus, doch die Anspannung, die zwischen uns in der Luft hängt, schnürt mir den Appetit ab.
„ Bitte sag nicht, dass du schon satt bist“, meint Konstantin verdrossen.
Ich schüttle still den Kopf und stiere auf meine Nachspeise. Wäre es Suppe, würde ich mit einem Löffel darin herum rühren. So sehe ich der Schokoladensauce dabei zu, wie sie in die Riffelungen des Karamells sickert.
„Warum behandelst du dein Essen dann wie ein Bild?“, bohrt er weiter.
Ich atme tief durch und schaue ihn an. Groß, kräftig und sehr selbstbewusst. Ich sehe auf seine Zähne, die Lippen und schließlich in seine grünen Augen. Er sitzt reglos da. Wie ein Raubtier auf der Lauer.
Er ist blass auf eine Art, die seine Haut wie Wachs aussehen lässt. Ich erspähe die Adern darunter, dunkel und dunkler werdend. Sie treten deutlicher hervor und erschrocken schaue ich wieder in seine Augen. Die schwarzen Pupillen haben sich über das Grün der Iris gelegt. Von einem Moment zum anderen ist er noch vampirischer geworden.
Ich weiß nur zu genau, was diese Transformation verursacht: Blutdurst. Ein alter, mir völlig unbekannter Hunger, den ich nur aus der Beuteperspektive kenne.
Ich fühle mich schlapp. Vom Essen und der fortgeschrittenen Stunde bin ich müde. Mein Kreislauf hat all die Strapazen des Tages als zu viele verbucht und sich in den Leerlauf verabschiedet. Mit beiden Händen klammere ich mich an meiner Sitzfläche fest.
Ich starre Konstantin an und er starrt zurück. Unsere Rollen könnten nicht verschiedener sein. Ich weiß, er will mein Blut und nur seine Beherrschung verhindert, dass ich am Boden liege und er auf mir ist – mit seinen Zähnen in meinem Hals.
Etwas an der Vorstellung macht mich regelrecht benommen. Als würde all mein Blut aus mir entweichen. Ich bin paralysiert, doch das Entsetzen, das ich sonst bei meiner Tante spürte, bleibt merkwürdigerweise aus.
Während ich dem flauen Gefühl in meinem Bauch nachspüre, das mit Angst so viel zu tun hat, wie ein Hamster mit Minigolf, sehe ich, wie Konstantin schwer schluckt. Sein Adamsapfel hüpft in seinem Hals und ich registriere, dass er so verwirrt zu sein scheint, wie ich es bin.
„Ich habe heute bereits von deinem Blut gekostet.“
Ich lese es mehr von seinen Lippen ab, als es zu hören. Es ist mir nicht möglich, mich zu bewegen, als würde er mich auf eine unbekannte Art in den Bann schlagen. Allerdings habe ich noch nie davon gehört, dass Vampire dies könnten. Bloß was ist es sonst?
„Ich weiß“, antworte ich nur.
„ Warum will ich dann schon wieder?“
Er klingt ratlos und ist
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