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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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gieriger, als hätte ich ihn damit verführt.
    „ Ja“, murmelt er. „So lernst du also meinen Namen?“
    Er hält meinen Kopf fest und biegt ihn leicht zurück, sieht mich durchdringend an.
    „Dir ist klar, dass du dir meine Erziehungsmethoden damit selbst aussuchst, oder?“
    Ich spüre einen Knoten in meinem Bauch, eine Enge in meiner Brust. Mir ist bang und flattrig zugleich. Aber ich will nicht, dass er aufhört, um zu reden und so stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und berühre seinen Mund.
    „ Mhm“, macht er und überlässt mir die Führung.
    Bedächtig erkunde ich ihn. Noch vor ein paar Nächten habe ich in meinem Bett wachgelegen und mich gefragt, wie dieses Küssen wohl ist. Meine Vorstellung hatte wenig mit der Realität zu tun. Meine Fantasie war wie ein laues Lüftchen, doch die echte Welt mit ihm ist dick wie Sirup. Schwer und intensiv. Gefühle überrollen mich, die so fremd sind, dass ich sie nicht zuordnen kann. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich mit meiner Zunge über seine Lippen streiche und Küsse auf seine Vampirzähne hauche. Ich lasse meine Hände auf seinen Rücken wandern und fühle seine angespannten Muskeln.
    Ich küsse einen Mann. Ich küsse. Es passiert wirklich, völlig unvorbereitet. Eine Spannung vibriert in mir, macht mich taumelig, lässt mich fliegen. Ich fühle mich unendlich lebendig wie seit Jahren nicht mehr. All die Märchen fügen sich zu einer Wahrheit zusammen.
    Sanft presse ich meine Lippen auf seine und bewege sie. Er begleitet mich und lässt mich machen. Ich komme mir so verwegen vor; Beute, die mit dem Jäger spielt. Ich suche  Romantik in meinem Leben in einer Situation, die keine bergen kann. Und doch... scheinen ungekannte Dinge möglich.
    Mir ist klar, dass ich keine Vampirin werden kann. Doch eine Verwandlung passiert mit mir ganz klar und deutlich. Ich bin kein Mädchen mehr. Meine Gefühle in diesem Moment sind wenig mädchenhaft.
    Ich seufze an seinem Mund und knabbere zaghaft an seiner Unterlippe. Seine Hände wühlen durch mein Haar, während sein Körper still hält. Es ist, als würde er seine Energie über die Hände ableiten. Völlig ruhig zu bleiben gelingt ihm also nicht. Der Gedanke gibt mir einen Kick. Dabei weiß ich, dass ich völlig unerfahren bin und dieser Kuss die Bambi-Version seines bisherigen Erfahrungsschatzes sein dürfte. Doch ich will ihn gefangen halten können in diesem Moment.
    „Konstantin“, flüstere ich erneut.
    Dann lasse ich meine Zunge in seinen Mund tauchen und spiele mit seiner. Warm und sinnlich. Eine bleierne Schwere sinkt auf meine Glieder und ich umfasse seinen Nacken und lasse mich von ihm halten. Minuten vergehen, ich weiß nicht wie viele. Da sind nur wir.
    Wir.
    Ein fremder Gedanke. Bisher war ich allein.
    Ich spüre ihn leise lachen und sehe ihn erstaunt hat.
    „ Ich hab das nicht mehr gemacht, seit ich fünfzehn war“, erzählt er.
    Mir steckt ein Kloß im Hals.
    „Wie lange ist das her?“
    „ Einige Zeit länger als bei dir.“ Er sieht mich prüfend an. „Ich bin dreißig, Elise.“
    „ Dann bist du zwölf Jahre älter als ich.“
    Ich sehe, wie er seine Kiefer aufeinander presst. „Das ist für uns beide ungewohnt. Sonst bin ich eher mit Frauen in meinem Alter zusammen.“
    Frauen. Plural. Ich verspüre einen Stich, als ich mich frage, von wie vielen wir reden oder wer sie sind.
    Er streicht mein Haar zurück und sucht mit seinen Augen mein Gesicht ab. Er berührt die Wange, wo Tylandora mich gekratzt hat. Jetzt tut es nicht mehr weh. Konstantin hat sich auch darum gekümmert. Der Gedanke, dass er mit seiner Zunge in meinem Gesicht war, als ich schlief, ist seltsam.
    „Ich bin immerhin zwanzig Jahre jünger als Callistus“, informiert er mich.
    Innerlich schaudere ich, als ich an den grauhaarigen Geschäftsmann denke. Die Vorstellung, er könnte so nah bei mir stehen wie Konstantin, ist abstoßend.
    „Natürlich könntest du mich trotzdem zu alt finden“, sagt er.
    Ist das Unsicherheit in seinem Blick?
    Ich schüttle den Kopf. „Dein Alter stört mich nicht“, flüstere ich wahrheitsgemäß.
    Wenn ich ihn küsse, habe ich vieles im Kopf, aber nicht sein Alter. Mir ist bewusst, dass er kein Junge mehr ist, dass er viel Erfahrung hat und ich daneben kükenhaft wirken könnte. Interessanterweise scheint es ihm nicht in den Sinn zu kommen, sich über mein Alter zu beschweren.
    „Du bist noch so jung“, murmelt er. „Du solltest das Recht haben, mit Männern in deinem Alter

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